Wintertraum Kehlstein (1837m)
Der Winter und der Schnee lässt zwar gerade etwas auf sich warten, wobei ich da ehrlich gesagt zugeben muss, dass mir das sehr taugt. Warum? Ich bin unmotorisiert und muss vieles zu Fuß gehen, beispielsweise zur Arbeit eine bis eineinhalb Stunden, bei Schnee und Glatteis wird das wohl länger dauern. Klar, es gibt Buslinien, aber die fahren abends nicht mehr…
Genug Selbstmitleid! Jetzt komme ich zur schönen Seite des Winters und einer meiner Lieblingsplätze. Ein Geheimtipp ist er sicherlich nicht: der Kehlstein (1837m). Im Sommer tummeln sich sehr seeeehr viele Besucher, die mit der Buslinie und dem Aufzug das Kehlsteinhaus besichtigen und die Aussicht genießen. Im Winter herrscht hier oben das Gegenteil. Die Buslinie wurde schon im Oktober eingestellt und eine Bewirtung des Kehlsteinhauses findet auch nicht mehr statt.
Bitte beachtet: Die Kehlsteinstraße ist auch außerhalb der Busfahrzeiten für Fußgänger gesperrt, besonders die Lawinengefahr macht die Strecke im Winter extrem gefährlich! Der sichere Aufstieg zum Kehlsteinhaus führt über den Ofnerboden an der Rofeld-Panoramastraße!




Obwohl es diesen Winter noch kaum geschneit hat, liegt in den Hochlagen der Berchtesgadener Berg schon etwas Schnee. Sind die Temperaturen mild, so reicht es, mit einfachen Wanderschuhen und Trekkingstöcken mit Wintertellern unterwegs zu sein. Falls man sich unsicher ist, bessser Spikes oder Schneeschuhe mitnehmen.
Es ist noch früh am Morgen und ich habe meine Lampe vergessen. Allerdings gehört im Winter eine Lampe oder Stirnlampe sowieso zum Standard, da es wirklich sehr früh dunkel wird. Sobald die Baumgrenzen überschritten ist, bieten sich atemberaubende Ausblicke. Einfach faszinierend!


Der Hohe Göll ist zum Greifen nah und imposant. Am Buswendeplatz an der Nordseite unterhalb des Kehlsteinhauses reicht der Blick zum Rossfeld, ins Salzburger Land und zum Untersberg.


Sehr schmal geht es nun in rund 30 Minuten die letzten 124 Meter hinauf zum Kehlsteinhaus. Da hier die Sonne eher wenig hinkommt, ist hier die Schneelage immer höher als auf der Südseite des Kehlsteines. Hier sind Trekkingstöcke mit Wintertellern Gold Wert. Wer sich die letzten Meter nicht zutraut, der sollte besser seine Tour am Buswendeplatz enden lassen. Sicher ist sicher.

Gerade die letzten Meter kurz vor dem Kehlsteinhaus gleichen einer Rutschbahn. Oben angekommen bleibt mir natürlich die Spucke weg. Traumhaft! Das absolute Gegenteil als im Sommer. Ruhe und Platz! Wo im Sommer Massentourismus herrscht, so findet man hier im Winter absolute Ruhe, Stille und oft ist man ganz alleine hier, vor allem unter der Woche.







Nun aber zur Schattenseite des Kehlsteines. Die Geschichte lastet schwer! Ehrlich gesagt bin ich kein Freund davon, dass das Kehlsteinhaus komplett als Gastronomie genutzt wird und nur ein paar Infotafeln über die Geschichte dieses Ortes informieren. Viel zu wenig! Mir wäre es lieber gewesen, das Kehlsteinhaus sei auch eine Dokumentationsstätte mit einem kleinen gastronomischen Bereich. Bisher war ich einmal im Sommer auf dem Kehlstein und nutzte den Aufzug ins Haus um diesen auch mal gesehen zu haben. Man wird wirklich eingepferscht sodass kaum mehr als ein Rucksack zwischen mir und den um mich herum stehenden Personen passt.
Durch meinen Job im Haus der Berge wurde ich oft von englischsprachigen Gästen gefragt „Where is Hitlers home?“. Es lag mir auf der Zunge zu sagen „I´m sorry Hitler is not home, he is dead.“ Stattdessen beschrieb ich ihnen den Weg zur Dokumentation Obersalzberg und dass man erst dorthin soll bevor man das Kehlsteinhaus besucht. Ein Gutes kann ich dem Ganzen abgewinnen, dass im Sommer Busse hinauf fahren und ein Aufzug ins Haus führt. Gerade ältere Menschen oder Personen mit einer Gehbehinderung können ein Gipfelerlebnis haben. Was sonst durch schwere und langwierige Aufstiege ihnen verwehrt wird, können diese Personen hier erleben: Gipfelglück.


Gruß, eure Ann-Kathrin
