Wintersonne
Mich hat es richtig erwischt. Wo ich dachte, dass es alle paar Jahre mich krankheitsmäßig umhaut, haute es mich um. Meine lateinische, ekelhafte Diagnose breite ich hier nun nicht aus, nur soviel: ich musste Antibiotika nehmen. Nicht gerade ein Freund solcher Medikamente bin ich, aber die Qual war mir einfach zu schlimm und eines habe ich mir im Leben geschworen: Du lebst nur einmal, quäle dich nicht. Diese Weisheit kann man auf alle Belange des Lebens übertragen. So, da war ich dann schon 2 Tage unter Antibiotikaeinfluss und am heutigen Tag soll es Traumwetter geben. Sonne pur und klarer blauer Himmel. In der Früh schaue ich zum Fenster heraus. Tatsächlich! Endlich! Die heiß ersehnte Sonne. Doch ich soll mich ja schonen. Aber ist es nicht eine noch größere Qual in einer der schönsten Ferienregionen zu leben und dann bei diesen perfekten Bedingungen daheim zu schmoren?! Eine Wanderung fiel leider ganz aus, so lebensmüde bin ich dann doch nicht. Ich wusste, dass heute mein geschätzer boarischer Ersatzpaps von den Nationalparkrangern heute Dienst bei der Wildfütterung im Klausbachtal hat. So fuhr ich dann mit dem ÖPNV (Linie 846) zum Hintersee.
Zusammen saßen wir dann im Stüberl vorm Kamin und schauten nach draußen.

Einen kleinen Spaziergang zur Ragert-Alm unternahmen wir auch um meinen lädierten Kreislauf wieder in Schwung zu bekommen. Trotz, dass die Sonne stark schien, so konnte sie kaum Wärme abgeben. Dazu kommt, dass das Klausbachtal eines der kältesten Täler im Berchtesgadener Talkessel ist.

Die Fernsicht ist grandios. Man kann beobachten wie stürmisch es gerade an den Berggipfeln zugeht und man kann einige Tierspuren noch erkennen.



Gegen Mittag/Nachmittag geht es zurück zum Stüberl bei der Wildfütterung im Klausbachtal. Der Jäger schaut vorbei und füllt reichlich die Futterstellen für das Rotwild. Lange muss man dann nicht auf die Tiere warten. Erst zaghaft sieht man sie aus dem Wald herausluken. Und dann trauen sie sich gemähchlich an das Futter heran. Draußen hat sich eine größere Besuchermenge angesammelt. Die Tiere stört das nicht. Sie wissen – der Zaun ist die magische Grenze.

Rotwild ist eigentlich kein klassischer Bewohner von Bergwäldern. Ursprünglich sind sie Bewohner von Offenlandschaften, was man gut an dem großen Abstand von Augen zu Schnauze erkennen kann. So können sie auch beim futtern noch immer die ganze Lage überblicken. Doch leider durch Verdrängung durch den Mensch, wanderte das Rotwild in die Bergwälder.
So sitze ich mit Fernglas in der Hand im warmen Stüberl und beobachte durch das Fenster das Wild. Um Längen besser, als daheim sich durch das Bett zu wälzen, davon wird man auch nicht gesünder.
Wintersonnengrüße, eure Ann-Kathrin