
Bike & hike: Rund um den Hohen Göll

Von Hütte zu Hütte zu wandern ist mittlerweile recht beliebt und üblich. Doch eine Hüttentour mit dem Mountainbike kommt seltener vor. Hier im Berchtesgadener und angrenzendem Salzburger Land ist dies sehr gut möglich! Eine grenzüberschreitende Mountainbike-Tour bei der man rund 3500 Höhenmeter meistert.
Als Startpunkt für diese Tour bietet sich der Parkplatz Nahe der Scharitzkehlalm an. Von dort aus startet man am ersten Tag auf der Scharitzkehlstraße in Richtung Dokumentation Obersalzberg. Für alle die diese noch nicht besucht haben, lohnt sich ein Abstecher in die Dokumenatationsstätte des Instituts für Zeitgeschichte, die sich mit der NS-Vergangenheit des Obersalzberges und Berchtesgaden beschäftigt. Von dort aus fahren wir ein Stück die Straße bergab und biegen nach rechts in Richtung Oberau. Hier im verstreut und verträumt angelegten Dorf in rund 800m kann man eine erste Rast in einem der schönsten Biergärten des Berchtesgadener Talkessels einlegen. Direkt neben der weißen Kapelle liegt der Gasthof Auerwirt. Dort kann man mit Watzmannblick eine kühle Erfrischung genießen.

Denn wie bei einer Bergtour wird auch bei dieser Mountainbiketour ausreichend Getränke und Proviant benötigt. Doch bitte keinen allzu großen Wanderrucksack nutzen. 20 bis 30 liter Rucksackvolumen reichen locker für zwei Tage und euer Rücken wird es euch danken! Vom Gasthaus Auerwirt geht es nun die Rossfeldstraße bergauf bis zur Abzweigung Neuhäusl/Bad Dürrnberg. Nicht nur Berchtesgaden auch Bad Dürrnberg und Hallein wurden durch den Salzabbau geprägt. So kann man auch in Bad Dürrnberg ein Salzbergwerk besichtigen. Von Bad Dürrnberg folgt man nun der Beschilderung nach Hallein. Hierzu fährt man nun erstmal wieder bequem bergab. In Hallein angekommen folgt man den großen grünen Schildern entlang des Tauern-Radweges entlang der Salzach. Diese Teilstrecke kann sich aufgrund der wenigen Abwechslung ein wenig ziehen. Doch sobald man im Bluntautal ankommt und den wunderschönen Bluntausee erblickt, wird die Mühe belohnt. Hier empfiehlt es sich nochmals eine kleine Pause einzulegen, denn ab der Gaststätte Bärenhaus haben wir einen langen, waldreichen Anstieg vor uns mit vielen Serpentienen. Dabei werden Schluchten und Wasserfälle gekreuzt, was landschaftlich sehr reizvoll ist.


Dann endlich erreichen wir die Unterjochalm. Diese ist leider nicht immer bewirtschaftet und so ist wieder genügend Proviant Gold Wert. Bis zur höher gelegenen Oberjochalm führt die Forststraße bergauf. Meist ist diese bewirtschaftet. Die Oberjochalm liegt malerisch in einem Kessel zwischen Hohen Brett und Schneibstein und eine Rast lohnt sich hier definitiv zum bestaunen der schönen Almhütten. Mit etwas Glück lassen sich an den Hängen des Hohen Bretts/Gölls Gamsrudel beobachten oder so wie es mir passierte, zwei Gemse rennen quer über den Weg.


Ab der Oberjochalm gilt sowieso „Fahrverbot“ für Mountainbiker, denn hier beginnt die Schiebestrecke. Große Steine und Stufen, sowie der schmale Weg machen ein weiterfahren fast unmöglich. Noch anstrengende 340 Höhenmeter und die Schutzhütte Carl-von-Stahl Haus des österreichischen Alpenvereines wird erreicht.

Von hier aus öffnet sich wieder ein ganz neues Panorama vom Schneibstein, ins steinerne Meer und zur Watzmann-Ostwand. Hier empfiehlt sich eine Übernachtung. Die Berghütte bietet 44 Betten und 58 Lager. Da diese an Wochenenden und Brückentagen gerne ausgeschöpft werden, empfiehlt sich eine vorherige Reservierung über http://www.alpenverein-salzburg.at/Hutten/Carl-von-Stahl-Haus/Reservierungen . Am Abend wird man vom Hüttenwirt und seinem Team mit einem drei-Gänge Menü verwöhnt.

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet am nächsten Morgen lockt der gegenüberliegende Schneibstein. In einer bis eineinhalb Stunden wird der Gipfel mit seinen zwei Gipfelkreuzen erreicht. Der Schneibstein gilt mit seinen 2276m als der am einfachsten zu begehbare 2000er der Berchtesgadener Alpen. Mit etwas Glück kann man ganz nahe an die dort lebenden Steinböcke gelangen. Doch Vorsicht! Das ist das Zuhause der Tiere und wir als Wanderer und Bergsteiger sind nur zu Gast, weswegen ein respektvoller Umgang mit diesen Alpenbewohnern von Nöten ist. Abgestiegen wird über den Aufstiegsweg. Bitte aufpassen, gerade weil der Schneibstein bei Wanderern so beliebt ist erweisen sich die Steine über die man zu gehen hat als abgetreten und gerade bei feuchter Witterung als besonders rutschig. Am Carl-von-Stahl Haus erwartet uns wieder unser Mountain-bike und die Gelegenheit sich mit einer großen Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zu stärken. Das Besondere am Carl-von-Stahl Haus ist, dass dieses als eine der wenigen Berghütten nun auch vegane und glutenfreie Speisen anbietet. Nun geht es den gelben Wegesschildern folgend bergab Richtung Königsbachalm vorbei am Schneibsteinhaus.

Dort bietet sich auch die erste Übernachtung an. Hier bitte sorgsam und vorsichtig fahren, denn die Strecke ist sehr mit Wanderern frequentiert und die Steilheit kann schnell zum Verhängnis werden.

Wer jetzt noch ordentlich Energie in den Beinen hat, der macht nun ab der Königsbachalm einen Abstecher nach links Richtung Gotzenalm. Zuerst geht es ziemlich gemütlich bis zur Gotzental-Alm auf der Forststraße entlang. Ab dort geht es nun kräfteraubend bergan und gerade das letzte Stück bevor das Hochplateau der Gotzenalm erreicht wird, zwingt so manchen Mountainbiker im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie. Dort erwartet den geschafften Biker ein tolles Panorama (unbedingt Abstecher zum Aussichtspunkt Feuerpalven machen). Auch kulinarisch hat die Gotzenalm einiges zu bieten! Ich empfehle dort die leckere Kaspressknödelsuppe. Wen das Ganze zu sehr geschafft hat, kann auch dort eine Nacht übernachten. Wie auch beim Carl-von-Stahl Haus auch hier rechtzeitig reservieren ( http://www.gotzenalm.de/uebernachtung.htm ).

Nach einer ausgiebigen Rast oder einer Hüttenübernachtung mit spektakulärem Sonnenaufgang geht es nun die ganze Strecke Retour bis zur Königsbachalm. Bitte vorsichtig fahren bezüglich der gleich zu Beginn steil abfallenden Forststraße. Ab der Königsbachalm fahren wir Richtung Hinterbrand vorbei am Beschneiungsweiher. Hierhin muss ein letztes Mal bergan gefahren werden, aber bis zum Parkplatz bei der Scharitzkehlalm ist man dann mit Aufstiegen verschont.
Wie auch beim berggehen ist auch beim mountainbiken die passende Ausrüstung Gold Wert. Gerade die schmalen Sattel der Mountainbikes können sehr schmerzhaft werden, deswegen sollte vor allem bei Hosen auf Qualität geachtet werden. Auch fährt man durch die sensible Natur, bei der es gilt immer auf dem Weg zu bleiben und diesen nicht zu verlassen. Gerade die Tierwelt wird es euch danken! Zudem wird durch Weidegebiet gefahren und oft stehen Kühe mitten auf dem Weg. Bitte nicht voll Karacho auf die Tiere zufahren. Diese können sich erschrecken und ihr Verhalten ist dann nicht vorhersehbar.

Die Tour um den hohen Göll mit ihren veschiedenen Varianten und Übernachtungsmöglichkeiten ist eine landschaftlich sehr reizvolle und abwechslungsreiche Mountainbike-Tour getreu dem Motto: bike and hike.
Eure Ann-Kathrin

One Comment
Marco
Grüß Dich Ann-Kathrin,
sehr schöne Tour mit dem Radel.
Habe die Tour (etwas anders) am 28.6.2016 zu Fuß in 11 Stunden unternommen:
BGD-Eckersattel-Zwischealm-Gasteig (Kuchl)-Gollinger Wasserfall-Bärenhütte-Obere Jochalm-Stahlhaus-Wasserfallalm…..
Netterweise hat mich ab der Wasserfallalm dann die Bergwacht mitgenommen, da es schon dunkel wurde. Man braucht also zu Fuß zirka 11-13 Stunden für die gesamte Runde. Ausdauer und körperliche Leistungsfähigkeit sind Voraussetzung.
Noch ein Hinweis:
Der Pfad Eckersattel-Zwischenalm ist nach Regen nicht begehbar, da dieser Pfad einem Schlammloch gleicht.
Viele Grüße
Marco (Berchtesgaden)