
Hochkalter Tagestour

Dass die Hochkalter-Überschreitung mit Abstieg durchs Ofental eine weite Tour ist, das haben wir uns schon gedacht. Die Blaueishütte war jedoch bis auf den letzten Platz ausgebucht fürs Wochenende, sodass wir die Tour doch an einem Tag rauf und runter angepackt haben. Also: Früher Aufstieg vom Hintersee, Parkplatz Seeklause, noch im Dunkeln mit Stirnlampen, und in 1:50 Std. flott auf die Blaueishütte. Dort erst einmal ein heißer Kaffee zur Stärkung.




Dann hinauf auf den ersten Gipfel, den Rotpalfen, der auf manchen Karten auch Wasserwandkopf heißt. Dazu muss man durch eine plattige Wand aufsteigen, die aber gute Griffe und Tritte bietet (I-II Kletterei).

Die grüne Scharte oben am Grat heißt “Schöner Fleck”und bietet einen wunderbaren Blick hinüber auf die Reiteralm. Vor dem ersten Gipfel, dem Rotpalfen, steht aber dann noch eine 15 Meter hohe Felswand herum, die als schwierigste Stelle des Aufstiegs gilt, aber ebenfalls mit guten Griffen und festem Gestein auch für Nicht-Bergsteiger mit ein bisschen Armkraft gut zu bewältigen ist.

Danach wird’s dann ein bisschen leichter, man wandert auf einem breiten Kamm dahin, doch sollte man sich nicht täuschen: Vor den Gipfel des Hochkalter mit seinen 2.607 Metern, hat der Herr noch zwei weitere Gipfel gesetzt, eben den Rotpalfen mit 2.367, und den Kleinkalter mit 2.513 Metern. Die nehmen wir der Reihe nach wohl oder übel auch noch mit.


Das Wetter beschert uns jetzt dramatische Ausblicke hinunter ins Blaueis, den Gletscher, der zwischen Hochkalter und Blaueisspitze sehr steil, mit bis zu 50 Grad Neigung, wie ein weißer Vorhang an der Wand hängt und der Gletscherschmelze in seiner schattigen Scharte trotzt. Wenn man allerdings Bilder aus den 1920er Jahren sieht, möchte man direkt weinen angesichts des kläglichen Rests, der heute noch übrig ist vom nördlichsten Gletscher der Alpen.

Vom Kleinkalter geht’s dann wieder hinunter in eine Scharte und dann auf dem Grat hinüber zum Hochkalter.

Ein letzter Gipfelaufschwung und wir sind oben, zusammen mit einer Handvoll anderer Bergsteiger. Wir haben von der Hütte aus mit kleineren Pausen 4 Stunden gebraucht, nicht 3, wie angeschrieben, aber Hauptsache oben!


Jetzt schnell und genüsslich ein paar Kohlehydrate eingeworfen, denn der Abstieg durchs Ofental hinunter ins Klausbachtal ist wahrlich kein Spaziergang. Die fast 1.800 Höhenmeter des Aufstiegs wollen abwärts wieder abgearbeitet werden.

Nur so viel: Es war noch hell, als wir das Klausbachtal erreichten und am Hintersee entlang zum Parkplatz an der Seeklause “hatschten”. Denn “wandern” kann man das nicht mehr nennen. Aber: geschafft!

Ziemlich stolz lese ich daheim nach einer heißen Dusche und einem Pfund Fußbalsam im DAV-Führer von Bernhard Kühnhauser nach, dass die Überschreitung mit “W6/II” gekennzeichnet ist, also ein durchaus sehr anspruchsvoller alpiner Steig, der eine Menge Ausdauer und auch ein bisschen Leidensfähigkeit verlangt, wenn man kein knackiger Leistungssportler (mehr) ist. Aber so eine Tour macht man ja nicht jeden Tag, nicht einmal jedes Jahr.

Für geübte Berggeher mit etwas Klettererfahrung und ohne Höhenprobleme gut machbar und absolut empfehlenswert! Pferdesalbe und/oder Fußbalsam nicht vergessen!
Eure Lisa


6 Kommentare
Steve
Brilliant tour!
Christian Hofmann
Sehr schöne Bilder!
Sepp
Respekt Lisa, ganz tolle Tour!
Ursula Haubner
Super tolle Bilder zu sicher besonders spektakulären Tour!☺
Rico
Habe die Tour heute auch gemacht. 6:40 Uhr los am Parkplatz Seeklause. Hinauf eine großartige Tour. Frühstück um kurz vor 8 mit Kaffee und Nußkuchen in der Schärtenalm. Weiter hinauf, an der Blaueishütte vorbei.
Die Kletterwand war gut machbar, schwieriger fand ich die Stelle kurz vorm Hochkaltergipfel. Das Gipfelkreuz war 20 Meter weit weg – durch die Wolken schon gut zu sehen -, aber der eine Schritt nach unten dann doch ziemlich anspruchsvoll. Habe es dann rückwärts versucht. Und endlich geschafft. 11:30 am Gipfel.
Kurz vor 12 wieder los. Voller Überschwang in der Hoffnung, lässig gegen 3 wieder unten zu sein. Aber: Das Ofental zog sich endlos, das Kar nach unten sehr herausfordernd. Rutschige Stellen ohne Ende. Kaum weniger schwierig als der Weg hinauf. Erst nach knapp vier Stunden war ich dann endlich unten im Klausbachtal. Uff!
Von da aus schnurstracks noch eine gute halbe Stunde zum Auzinger, wo ich nach zehn Stunden Weg einen herrlichen Kaiserschmarrn …
Immer gerne wieder, aber bissel fit sollte man schon sein. Und auf gar keinen Fall Höhenangst haben.
Lisa
Glückwunsch, Rico! Ja, es ist schon eine Königstour auf den Hochkalter und dann das dicke Ende (= Ofental). Das ist wie bei der Watzmannüberschreitung dann der Abstieg ins Wimbachgries: endlos, rutschig und kniebelastend. Aber alles in Allem eine grandiose Tour, oder? Lg Lisa