Senner Markus Nitzinger
Kultur

Der Senner auf der Wasserfallalm

Markus Nitzinger beim Fuikl machen auf Wasserfallalm
Markus Nitzinger beim Fuikl machen auf Wasserfallalm

Vergangene Woche haben wir Senner Markus Nitzinger auf der Wasserfallalm im Nationalpark besucht. Den Sulzbergkaser erreicht man zu Fuss vom Parkplatz Hinterbrand in etwa 30 Minuten. Es ist  ein nebliger Vormittag, noch sind wenige Wanderer unterwegs, zur Einkehr ist es noch zu früh. Daher hat Markus Zeit für ein Gespräch mit uns. Wir möchten über sein Leben auf der Alm sprechen, und wie er sich auf das Ende des Almsommers mit dem Almabtrieb am 3. Oktober vorbereitet.

Bereits mit neunzehn Jahren verbrachte Markus seinen ersten Sommer auf der Alm, dies ist seine vierte Saison. „Schon als Kind war das mein Berufswunsch“, sagt der junge Mann aus Anger, der eigentlich gelernter Bäcker ist.“ Andere wollen zur Feuerwehr oder zur Polizei, für mich gab es schon damals nichts Schöneres als die geschmückten Kühe beim Almabtrieb“.

Senner Markus Nitzinger beim Fuikl machen
Senner Markus Nitzinger beim Fuikl machen

9 Milchkühe, und 11 Kalbinnen und Kälber betreut der Senn, darunter auch sein eigenes Kalb „Sternei“, ein Weihnachtsgeschenk von Freunden. Der Tag beginnt um 5 Uhr mit Einheizen, Melken, Ausmisten, Milchkammerl herrichten. Einen kleinen Teil der Milch verarbeitet Markus selbst, vor allem zu Butter und Schüsselkäse. Der größte Teil wird abgeholt und auf den Hof gefahren, und dort vom Käsemobil, das auch auf der Kallbrunnalm zum Einsatz kommt, verarbeitet.

Der Almsommer dauert für Markus von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Dabei verbringt er etwa 9 Wochen auf der Hochalm , die restliche Zeit auf der Niederalm. Die beiden „Sulzbergkaser“ auf der Königsberg– bzw. Wasserfallalm gehören Familie Stangassinger vom Obersulzberglehen in Schönau am Königssee. Mit Bauer Franz versteht sich Senn Markus prächtig, „er vertraut mir und lässt mir wirklich freie Hand“. Seit dem 24. August, dem Bartholomäus Tag, ist Markus mit dem Fertigen von den Fuikln , dem prächtigen Kopfschmuck für die Kühe für den Almabtrieb, beschäftigt. Es werden 8 Fuikl gebraucht, 2 davon macht er selbst.

Senner Markus Nitzinger
Senner Markus Nitzinger

Dieses Jahr möchte er für seine „Glockenkuh“, die vorne gehen wird, einen besonderen Schmuck machen, ein Fuiklkreuz. Rund 20 Stunden sitzt er an dem aufwändigen Stück. Er zeigt uns seine perfekt sitzenden Handgriffe und wir staunen, wie geschickt diese kräftigen Hände die filigranen Schleifen und Sterne für die Fuikl binden.

Filigran-Arbeit: Fuikl aufzapfen
Filigran-Arbeit: Fuikl aufzapfen

„Es gibt „gezapfte“ und „gefaschte“ Fuikl“, erklärt er uns. Die „gezapften“ werden aus den Schaberbandl gemacht, die „gefaschten“ aus Seidenpapier mit Schneide- und Falttechnik.

Fuikl aufzapfen
Fuikl aufzapfen

Die abendfüllende Arbeit nimmt ihn voll in Anspruch, viel Zeit für anderes bleibt da nicht. Einmal in der Woche trifft er sich zum Ratschen mit den Sennern und Sennerinnen der umliegenden Almen, gerne auf der Terrasse des Beck Hauses am Jenner. Ob er sich auf die Rückkehr ins Tal freut, fragen wir. „Nein, es fällt mir sehr schwer, die Alm zu verlassen, und mich wieder daheim auf dem Hof einzugewöhnen“. Und wenn man ihn in der Tür seiner Hütte stehen sieht, glaubt man ihm das aufs Wort.

Eure Isabel

Nachdem ich beruflich und privat viel von der Welt gesehen habe, weiß ich, was das Berchtesgadener Land alles zu bieten hat , und wie gut man hier lebt. Die wunderbare Natur und Ursprünglichkeit begeistern mich, und ich gebe diese Begeisterung gerne auch an unsere Besucher und Gäste weiter.

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