
Das Ainringer Moor im Rupertiwinkel

Die Natur rechnet in anderen Zeiträumen: Im Ainringer Moor
Die Natur rechnet in anderen Zeiträumen – nirgends kann man das besser beobachten, wie im Ainringer Moor im Rupertiwinkel. Nach jahrzehntelangem Abbau von Torf läuft der Prozess der Renaturierung teilweise schon seit den 1990-er Jahren. Es entwickelt sich seit dieser Zeit ein über alle Erwartungen hinaus gehender artenreicher Lebensraum mit seiner ganz spezifischen Tier- und Pflanzenwelt.

Seit dem endgültigen Aus des Torfabbaus 2003 holt sich die Natur das komplette Areal langsam zurück, wächst das Moor Millimeter für Millimeter und wird über Tausende von Jahren wieder eine Torfschicht aufbauen, wie sie der Mensch vor dem Abbau vorgefunden hatte.

Der naturgeschichtliche Ursprung des Moores liegt in der Würmeiszeit vor rund 12.000 Jahren. In einer durch das Gletschereis entstandenen Senke am Nordrand des Högls bildet sich unter Einwirkung von Niederschlag und Überschwemmungen ein Versumpfungsmoor. Abgestorbene Pflanzen zersetzen sich nicht, sondern bilden dabei Schicht um Schicht den Torf. In dem sehr langsam wachsenden Niedermoor setzt im Laufe der Zeit am Nordostrand die Bildung eines über dem Grundwasserspiegel liegenden Hochmoores ein, das allein vom Regenwasser lebt.

Die Nutzung des Torfes aus dem Ainringer Moor als Brennmaterial vorwiegend für die Saline in Bad Reichenhall, die Kalkbrennerei Ebner in Rott und die Hufeisenfabrik in Hammerau beginnt nachweislich Anfang des 19. Jahrhunderts – gestochen in sehr schwerer Arbeit vorwiegend durch die Bauern.

Nach dem ersten Weltkrieg gründet wegen der hohen Arbeitslosigkeit die Staatsregierung in einer Art Notstandsprogramm die Bayerischen Landestorfwerke. Beginnend vom Nordrand – dem „Bahnhof“ nächstliegend – arbeitet man sich nach Süden vor. Der mit einer dampfbetriebenen Torfmaschine abgebaute Brenntorf lagert zum Trocknen im Bundverfahren aufgeschichtet in 12 m langen Torfhütten. Anfang der 1960er Jahre stehen 248 Hütten im ganzen Moor. Wegen des geringen Brennwertes erweist er sich bald aber als unrentabel.

Das ab 1920 nach und nach ausgebaute Torfbahnnetz besteht 1945 aus einer Lokomotive und 21 Torfwagen. Mit dem 1972 – 1973 angelegten „Moosbahnhof“ betragen die Torfbahngleise maximal 13 Kilometer mit 38 den Verkehr regelnden Weichen. Ab 1958 steht eine Mehrzweckmaschine zur Verfügung, die die Flächen planiert, den Abraum beseitigte und Gräben zieht.



Die lange Geschichte des Torfabbaus zuerst mit Soden und später als Frästorf endet im Ainringer Moor 2003 und mit der schon in den 1990er-Jahren eingeleiteten Renaturierung holt sich die Natur mit Flora und Fauna (Pflanzen- und Tierwelt) das wieder zurück und baut es Millimeter für Millimeter neu auf, was der Mensch mit seinem Abbau über die Jahrhunderte sich genommen hat.

Ein interessanter Moor-Erlebnispfad mit viel Wissenswertem über Flora und Fauna, eine hohe Aussichtsplattform mit einem herrlichen Panoramablick über die inzwischen in der Renaturierung schon weit vorgeschrittene ehemalige Torfabbaufläche und vor allem das Torfmuseum mit der Geschichte des Torfabbaus und der noch intakten „Boggerlbahn“ ins Moor laden ein, dem Ainringer Moor einen Besuch abzustatten.
Eure Rosi
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Freunde Ainringer Moos e.V.
Fotos: RoHa-Fotothek Fürmann


6 Kommentare
Hans Eschlberger
Ein ausgezeichneter Beitrag mit schönen Fotos, die die Schönheit und Besonderheiten unserer Heimat hervorragend darstellen.
Liebe Rosi, lieber Hans, ihr macht vielen Menschen große Freude, auch denen, die das Moos nicht selbst besuchen können.
Umso mehr freut es mich, dass wir hoffentlich bald einen zweiten Aussichtsturm bekommen können, der ganz neue Perspektiven schafft und vor allem über die Moorbahn erreicht werden kann. Wenn alles klappt bekommen wir in Ainring ein weiteres Stück Barrierefreiheit, und das in freier Natur.
Liebe Rosi, lieber Hans, ich danke euch!
Hans Eschlberger
Liebe Rosi, lieber Hans, hat euch mein Kommentar erreicht?
Hans Eschlberger
Sepp
Servus Hans, ich musste den Kommentar erst noch freigeben! Danke für den Kommentar, ich bin sicher, dass er Rosi und Hans erreicht! Liebe Grüße, Sepp Wurm
Fürmann
Lieber Hans,
Dein wunderschöner Kommentar hat uns leider erst heute (Samstag) Morgen erreicht und wir bedanken uns dafür sehr, sehr herzlich. Wenn der zweite Aussichtsturm da ist, werden wir diesen natürlich sofort nutzen, um von dort schöne Aufnahmen zu machen.
Wie Du an den Fotos siehst, waren wir schon seit den Anfängen der Renaturierung dabei und beobachten diesen Verlauf ständig. Wir bleiben auf alle Fälle „dran“ und freuen uns schon auf den zweiten Turm.
Viele Grüße
Rosi und Hans
Sylvia Gruber
Ihr habt die Ruhe und Schönheit von diesem herrlichen Fleckerl Natur perfekt mit der Kamera eingefangen. Danke!
Bei so wunderbaren Fotos bin ich glücklich, eine Ainringerin zu sein. Kein Wunder, dass mir beim Wandern durchs Moos immer wieder Geschichten für neue Bücher einfallen.
Das Mooserl lässt übrigens auch schön grüßen und freut sich schon auf den neuen Moosweg. Ich hoffe, er treibt dann dort nicht allzu viel Schabernack… Und wenn, dann müsst Ihr ihn unbedingt dabei fotografieren!
Liebe Grüße
von Sylvia und Moorwichtel Mooserl
Fürmann
Liebe Sylvia,
einen schönen Gruß an das Mooserl und sag ihm, dass wir schon bereit stehen mit dem Fotoapparat….
viele Grüße – Rosi und Hans