Almabtrieb Möslerlehen 2020
Kultur

Almabtrieb von der Schwarzbachalm: Sepp und Lieserl fahren hoam

Eigentlich wollten wir am Samstag unsere Tiere von der Alm nach Hause bringen, doch wegen des Wintereinbruchs haben wir den Almabtrieb um einen Tag auf Sonntag verschoben. Und das hat sich gelohnt: Statt nasskaltem Herbstwetter der schlimmsten Sorte herrschen am Sonntag Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Zudem sorgt der Schnee des Vortages auf über 1000 Metern Höhe für eine fantastische Kulisse beim „Hoamfahren“.

Am Vormittag treffen wir an der Schwarzbachalm ein. Auf dem schattigen Weg hinunter zur Alm ist es kühl, doch die Almfläche wird schon von der Sonne beschienen.

Auf dem Weg zur Schwarzbachalm

Seit letztem Samstag sind die Tiere hier unten auf der Schwarzbachalm. Mein Vater Sepp hat die Kühe und Jungtiere heute Morgen in den Stall gebracht. Dort stehen sie und warten, darauf aufgekranzt zu werden. Seit 24. August haben mein Mutter Lieserl, meine Schwester und eine Tante in sorgfältiger Arbeit Fuikln und Latschenboschn hergestellt. Lieserl, meine Mutter, hat sich dieses Jahr etwas Neues einfallen lassen. Die Leitkuh wird erstmals ein prächtiges Fuiklkreuz tragen.

Fuiklkreuz und Latschenboschn
Fuikln für den Almabtrieb

Das Aufkranzen der Tiere erfordert Zeit und viele Hände. Zu dritt befestigen wir die Fuikln und Latschenboschn mit Hilfe von speziell angefertigten Ledergeschirren an den Hörnern der Kühe.

Ein Ledergeschirr hält die Fuikl

Die kleinen Kälber kriegen einen anderen Kopfschmuck: Ein mit Sternen aus Gschobertbandeln verzierter Kranz aus geflochtenen Waldmännern ziert ihre Köpfe. Die aufgekranzten Tiere warten unter der Obhut unserer zahlreichen Helfer vor dem Kaser.

Geduldiges Warten

Dann geht es los. Sepp und Lieserl marschieren vorneweg, begleitet von Nichte Antonia, und die Herde folgt.

Sepp, Lieserl und Nichte Antonia

Die anderen Familienmitglieder, die Treiber, gehen hinterher und halten die Herde zusammen. Besonders die Kälber erfordern Aufmerksamkeit: Es ist ja ihr erster Almabtrieb und sie wissen nicht so recht wie Ihnen geschieht. Nach kurzem Aufstieg erreichen wir die Alpenstraße unterhalb vom Wirtshaus Wachterl.

Auf der Alpenstraße

Auf der Alpenstraße

Schnell bildet sich ein Stau auf der Straße, doch spätestens wenn die Autofahrer den Grund des Staus erkennen, sind sie sehr verständnisvoll. Die meisten von Ihnen zücken ihre Handys oder Kameras. Eine schöne Überraschung ist ein Ständchen, das uns drei Musikanten am Parkplatz Taubensee darbieten.

Danke für das Ständchen

Jetzt sind wir aus dem Wald heraus und sehen die beeindruckende Kulisse. Vor uns erheben sich die tiefverschneiten Felswände und –spitzen von Hochkalter und Watzmann.

Watzmann und Hochkalter
Das Hochkaltermassiv

Den ganzen weiteren Weg legen wir vor dem beeindruckenden Hintergrund der weißen Berge zurück. Ich kann mich an keinen Almabtrieb vor solch weißen Bergen erinnern.

Die Reiter Alm im Hintergrund

Auf dem Viadukt

Nach etwa 1 Stunde und 45 Minuten erreichen wir unser Ziel, das Möslerlehen.

fast daheim
Ankunft am Hof

Mit den Fuikln am Kopf stürmen die Tiere die Weide und stillen ihren Durst und Hunger nach dem Marsch.

Weide mit Watzmannblick

Wir gönnen den Kühen eine halbe Stunde Ruhe, dann befreien wir sie vom Kopfschmuck und den Glocken.

Was für ein schöner Almabtrieb, die Verschiebung um einen Tag hat sich gelohnt.

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

2 Kommentare

  • Angela Hagen

    Danke, dass wir virtuell bei diesem wunderschönen Almabtrieb dabei sein durften. Tolle Bilder, ich hatte Tränen in den Augen, wie gern wär ich dabei gewesen. Wir haben in diesem Jahr wieder 5 Wochen im wunderschönen BGL/in der Ramsau verbringen können. Oft waren wir auf der Bindalm, immer wieder erholsam und gemütlich bei deinen Eltern. Tolle Gespräche, eine stade Zeit für uns. Alles Gute am 2. Oktober für dich und deine Frau. Bitte grüß die Eltern von Angela und Andreas aus dem ganz hohen Norden/Nordsee. Bleibt „ALLE“ schön gesund. Wir sehen uns wieder in 2021!!!
    Liebe Grüße Angela

    • Michaela Vente Yubi

      Danke, dass wir bei diesen traditionellen Dingen auch dabei sein dürfen. Sehr schöne Bilder….immer. Wir freuen uns über jeden Beitrag. Wir wünschen euch allen einen schönen Herbst. Bleibt gesund. Viele Grüße aus Franken

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