Lieserl Wurm, Sennerin auf der Bindalm
Kultur

Auf der Bindalm wird gekranzt

Der Almsommer ist bald vorbei. Die ersten Almbauern treiben ihre Tiere schon ins Tal. Ich bin heute auf meinem Weg zur Bindalm gleich zwei Almabtrieben begegnet. Die geschmückten Tiere vom Hasenlehen treffe ich kurz unterhalb des Hirschbichls. Die Tiere und ihre Begleiter haben hier ungefähr die Hälfte Ihres Weges von der Kallbrunnalm nach Ramsau zurückgelegt.

Almabtrieb des Hasenlehens

Da es leicht regnet, als sie an der Alm aufbrechen, packen die Almleute die Fuikln der Kühe in Folie. So wird der aufwändig hergestellte Kopfschmuck geschützt.

Die Fuikln sind in Folie gepackt

Die Begleiter sind trotz des Wetters guter Laune, die geschmückten Kühe zeugen von einem unfallfreien Sommer auf der Alm.

Ich lasse die Herde passieren und gehe weiter Richtung Hirschbichl. Ich zweige nach links von der Straße ab und folge dem Weg zur Bindalm.

Der Weg zur Bindalm

Das Wetter ist wechselhaft, über den Mühlsturzhörnern zeigt sich sogar kurz blauer Himmel.

Blauer Himmel über den Mühlsturzhörner

Als ich an der Bindalm ankomme, ist von blauem Himmel nix mehr zu sehen, es hat sich verdunkelt. Aber immerhin ist es trocken.

Auf der Bindalm

Vor dem Kaser sitzt meine Mutter Lieserl und kranzt. Am 24. August, dem Bartholomä-Tag, dürfen die Almleute der Tradition nach mit dem Kranzen für den Almabtrieb beginnen. An den schönen Tagen diese Woche ist aber so viel los, dass Lieserl keine Zeit dazu findet. Heute sind kaum Wanderer und Mountainbiker unterwegs und Lieserl kann endlich kranzen.

Sennerin Lieserl Wurm beim Kranzn

Sie ist gerade dabei, „Maschein“ zu machen. Dafür werden die Gschabert-Bandl der Länge nach geviertelt, die kurzen Abschnitte dann zu Schleifen zusammengelegt. Sechs dieser Schleifen bilden das Unterteil eines „Mascheis“.

Gekrönt wird das „Maschei“ von einem kleinen Stern. Dazu wird ein Gschabert-Bandl mit einem Spezialwerkzeug in der Mitte geteilt.

Wergzeug zum Halbieren der Gschabert-Bandl
Wergzeug zum Halbieren der Gschabert-Bandl

Lieserl formt das halbierte Bandl zusammen mit einem schmalen Streifen Goldpapier mit gekonnten Handgriffen zu einem Stern und verbindet Ober- und Unterteil mit einem Bindfaden zum fertigen Mascherl.

Fertige „Maschein“
Fertige „Maschein“

Für eine große Fuikl braucht es bis zu 100 dieser Mascherl. Die Mascherl füllen die großen Flächen zwischen den aufgezapften Bögen der Fuikl.

Für die Latschenboschn macht Lieserl größere Mascherl. Das Gschabert wird dazu nicht halbiert, sondern in ganzer Breite verwendet. Vier dieser Streifen werden zu Schleifen gebogen und von einem zweifarbigen Stern gekrönt.

Wir hoffen sehr, dass in den nächsten Wochen nichts mehr passiert auf der Alm, damit wir die Tiere kranzen können. Ansonsten war die ganze Arbeit von Lieserl umsonst.

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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