
Sepp und Lieserl: Von der Bindalm zur Schwarzbachalm
Am Samstag haben Sepp und Lieserl, die Sennleute von der Bindalm und meine Eltern, ihre Kühe von der Bindalm zur Schwarzbachalm getrieben. Nach etwa 100 Tage auf der Bindalm wird das Futter für die 16 Rinder knapp, es ist Zeit die Hochalm zu verlassen und mit den Tieren auf die Niederalm zu ziehen. Selbstverständlich habe ich meine Eltern begleitet.
Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir um 7 Uhr auf der Bindalm. Mein Vater ist schon sehr früh aufgetsanden und hat alle Tiere von der Nachtweide in den Stall geholt. So müssen wir die Tiere nicht mehr suchen und können gleich aufbrechen. Es wird gerade hell als wir die Bindalm verlassen. Vorneweg marschieren Lieserl und Sepp, dicht gefolgt von Enzian und Zigeuner, die beiden schwarzen Pinzgauer Exemplare im Stall. Über den Almsommer haben sich die beiden so an meine Eltern gewöhnt, dass Sie ihnen jetzt wie ein Hund folgen. Schnell ist der Mitterberg, die berüchtigte Steilstelle passiert und wir erreichen flachere Gefilde. Unter den von der Morgensonne angestrahlten Spitzen der Ramsauer Dolomiten erreichen wir die Hängebrücke im Klausbachtal.

In der Au, so heißt die Weidefläche im Talboden des Klausbachtals, ist es schon ganz schön herbstlich. Die hier zahlreich wachsenden Kastanienbäume haben schon ihr buntes Herbstgewand übergezogen.

Nur wenige Menschen kommen uns entgegen, ein paar Bergsteiger sind unterwegs und einige Radfahrer. Gegen 8 Uhr erreichen wir das Klausbachhaus und verlassen den Nationalpark Berchtesgaden. Am Gasthof Auzinger vorbei marschieren wir in Richtung Hintersee.

Barbara und Wolfgang Bartels empfangen uns vorm Wörndlhof mit – für die frühe Tageszeit –eher untypischen Erfrischungen. Aber immerhin sind wir schon über eine Stunde unterwegs und haben uns eine Stärkung verdient. Weiter geht`s am See entlang.

Kurz nach acht sitzen die Tagesgäste im Auto und die Urlauber am Frühstückstisch, wir erleben wunderbare Stille am Hintersee.

Unterbrochen wird die Stille durch das idyllische Läuten der Kuhglocken. Immer noch sind Enzian und Zigeuner, unsere schwarzen Perlen, an vorderster Front und folgen Sepp und Lieserl auf Schritt und Tritt.

Die schmale und steile Triebenbachgasse führt unsere Herde jetzt bergauf. Die wenigen Autofahrer werden auf eine Geduldsprobe gestellt, ein Überholen ist kaum möglich.

Allzu viel Geduld müssen die Autofahrer aber gar nicht aufwenden, auf Höhe des Triebenbachlehens zweigen wir nämlich nach links auf den König Max Weg ab. Wir folgen dem Allee-artigen Fußweg bis zur Alten Reichenhaller Straße. In unserem Rücken erhebt sich das Hochkaltermassiv…Traumwetter und Traumkulisse!

Wir gehen auf der Alten Reichenhaller Straße vorbei am Campingplatz Simonhof und am Taubensee zum Wachterl. Am dortigen Wanderparkplatz nehmen wir den Weg hinab zur Schwarzbachalm. Der Weg führt uns hinunter auf unsere Niederalm. Als wir eintreffen, sind unsere Tiere nicht allein. Die anderen Almbauern haben ihre Tiere bereits eine Woche früher von ihren Hochalmen im Lattengebirge bzw. von der Kallbrunnalm auf die Schwarzbachalm getrieben.

Unsere Kühe werden hier die letzte Woche des Almsommers verbringen.

Nächsten Samstag geht`s dann endgültig Heim zum Möslerlehen. Wenn nichts mehr passiert, werden wir unsere Tiere prächtig schmücken für den Weg nach Hause.
Euer Sepp


8 Kommentare
Petra Eickhoff
Mit sehr viel Freude habe ich Deinen Bericht gelesen. Schon so oft sind wir durch das Klausbachtal zur Bindalm gewandert und entweder bei Deinen Eltern oder gegenüber eingekehrt, noch im Juni diesen Jahres. Am schönsten ist es, wenn es nicht so überlaufen ist und man etwas Zeit zum Plaudern hat (soweit man den Dialekt versteht, wir kommen aus dem Ruhrgebiet). Die Bilder zu Deinem Bericht lassen unser Herz aufgehen und wir sind ganz nah dabei. Vielen Dank für diesen wunderschönen Bericht.
Erika Sutherland geb. Bogner
Hallo Sepp,
Ich verfolge deine Berichte und freue mich immer etwas aus der Heimat zu hören. Deine Mama war in meiner Klasse in St. Zeno und wir sind beide aus Schwöb. Es ist schon erstaunlich wie sie die Arbeit auf der Alm bewältigen. Richte ganz liebe Grüße aus. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit zu einem Besuch bei Euch wenn ich die Heimat besuche.
Deine Fotos sind toll zusammen mit Deiner Erzählung!
Liebe Grüße aus Virginia
Erika
Sepp
Servus Erika, danke für das Feedback. Ich habe meiner Mutter letztens schon einen schönen Gruß von dir ausgerichtet, als du auf Facebook kommentiert hast. Sie hat sich sofort an dich erinnert! Liebe Grüße!
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V. Roth D.Quellmalz
Hallo Sepp,
vielen Dank für den sehr schönen Artikel über euern Almabtrieb. Wir haben am Samstag beim Frühstück an euch gedacht.
Die Fotos sind wunderschön. Wir hoffen Ihr habt jetzt noch eine schöne Woche auf der Schwarzbachalm, eh dann für euch alle ein wenig Ruhe einkehrt.
Wir danken Euch allen noch einmal für die schöne Zeit auf der Bindalm und freuen uns schon ganz sehr auf die Besuche bei Euch im nächsten Jahr.
Bleibt alle schön gesund und behaltet Eure liebenswerte Art
und vor allem die Gabe so leckeren Käse herzustellen.
Lieb Grüße an Deine Eltern
von
Volker Roth und Daniela Quellmalz
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