Menschen

Spannende Geschichten und Geschichte im Laternenlicht

Gerade jetzt, wenn es abends früh dunkel wird, fällt das Frischeluftschnappen nach der Arbeit oder Schule gern mal aus. Nicht so für Anna Glossner, die Nachtwächterin Berchtesgadens, und ihre Begleiter.

Letzte Woche haben wir also mit einigen Müttern, Kindern und Teenies eine abendliche Tour durch den Markt Berchtesgaden gebucht. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, ein bisschen Heimat- und Sachkunde unterzubringen. Wir treffen uns vor dem Königlichen Schloss. Die ersten Standl des Berchtesgadener Advents stehen bereits, die Nachtwächterin thront mitten auf dem Schlossplatz. Fesch gewandet, in der einen Hand die Hellebarde, in der anderen eine Laterne. Zum Gruß bläst sie für uns in ihr kleines Horn.

Können sich unsere Kids vorstellen, dass hier einst dichter Urwald stand, gefährliche Tiere umherzogen, kaum Menschen lebten? Nur ab und zu kamen Jagdgesellschaften hier her, um prachtvolle Hirsche und gewaltige Bären zu erlegen. Die Stiftskirche, die ihre zwei Türme hier stolz in die Höhe streckt, entstand aufgrund des Gelübdes eines verunglückten Jägers. Wie es dazu kam und wo man heute auf die entscheidenden Ortsgründer trifft, ist Teil der folgenden Stunde mit Anna Glossner.

Ebenso wie die das Schicksal der Gebeine am ersten Berchtesgadener Friedhof. Oder die wenig schmeichelhafte Beschreibung der Einheimischen anno dazumal. (Das hat sich glücklicherweise inzwischen sichtbar verändert!)

Anna Glossner sticht optisch hervor. Im täglich Leben, wenn sie mit ihrem akkurat gesteckten Zopf hoch aufgerichtet durch den Markt Berchtesgaden läuft genauso wie als Nachtwächterin. Denn sie trägt nicht die klassische Kluft ihrer Zunft, keinen schwarzen Hut und Mantel.

Warum sie sich leuchtend rot-gülden kleidet und dies absolut stilecht ist, verrate ich nicht an dieser Stelle. Auch nicht die vielen anderen Schilderungen aus der reichen Geschichte Berchtesgadens. Zum Beispiel die vom Engelbert, ohne den unser Ort nicht denkbar wäre. Und nein, um die Lederhosen-Engelberts geht es diesmal ausnahmsweise nicht. Auch nicht wie wohl der berühmte Königssee zu seinem Namen kam oder warum wir noch heute gern „die Sau rauslassen“. Welche Spuren haben die reichen Holzverleger im Ortszentrum hinterlassen und warum, in aller Welt, prangen auf einer Hauswand fidele Affen?

Um all das zu erfahren, müsst Ihr selbst an einer von Anna Glossners Nachtwächterführungen teilnehmen. Entweder jeden Freitag während des Berchtesgadener Advents um 17 Uhr, Treffpunkt am Schlossplatz. Oder Ihr macht es wie wir und gönnt Euch mit ein paar Freundinnen und Freunden eine individuelle Tour. Gerade im Moment, wo man sich wenn, dann am besten draußen und in kleiner Runde trifft, ein idealer Aufhänger, sich zu sehen. Kontakt mobil 0171-7271556.

Ich kann es nur empfehlen, sich in Annas Obhut zu begeben, die Geschichte Berchtesgadens zu vergegenwärtigen und jedes Mal ein paar neue Entdeckungen im bekannten Markt Berchtesgaden zu machen.

Eure Ursula (die mal wieder dem Sepp danke sagt für seine Fotos)

Ich verstehe mich als berchtesgadnerische Königsseerin – oder umgekehrt. In Berchtesgaden entdecke ich immer wieder Neues oder genieße Altbekanntes. Egal ob in einer zünftigen Wirtschaft, oben am Berg, an einem eiskalten Gebirgsbacherl oder bei kulturellen Experimenten. Und alles, was ich kenne und schätze, das vermittle ich mit Enthusiasmus an Journalisten und andere, die es hören oder lesen wollen. Bis auf ein paar wenige echte Geheimtipps :)

One Comment

  • Hans-Joachim Rohkamm

    Als ramsauerischer Berchtesgadener versuche ich immer wieder, so in BGD, dieliebe Frau Glossner, langjährige Freundin meiner Mutter Marianne, vor Jahren verstorben, zu treffen, um ein paar Erinnerungen aufzufrischen.1957 hab ich das schöne Berchtesgadener Land als 21-Jähriger nach dem Abitur verlassen.Jedes Jahr bin ich mindestens einmal dorthin zurück, mit Brüdern, mit meinen Kindern, mit Enkelkindern. 2021 wird dies wohl leider nicht mehr gelingen, ein Virus ist daran Schuld. Erinnerungen bleiben.

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