Menschen

Der Eismeister von Berchtesgaden

Auf dem Mammoth durch die Eishalle

Fröhlich flitzt eine Gruppe Jugendlicher über das Eis. Durch ihre bunten Mützen, das Gekreische der Mädels und das Kufengekratze der Jungs, die sich bei kleinen Wettrennen an Geschwindigkeit überbieten, herrscht eine ausgelassene Stimmung – trotz eisiger Temperaturen. Es ist kurz vor Mittag und die Schulklasse des hiesigen Gymnasiums genießt die letzten Minuten ihres Sportunterrichts. „Nicht immer nur Turnhalle, sondern im Winter auch mal Schlittschuhlaufen gehen zu können – das ist grandios,“ sagt der Lehrer und scheucht seine Klasse in die Umkleiden. Dass Berchtesgaden seit 1991 eine Eishalle betreibt, ist eine große Bereicherung – für Einheimische und für Gäste.

Über 10.000 Menschen stehen pro Jahr während des Publikumslaufs auf den Kufen. Auch wer im Urlaub keine eigenen Schlittschuhe dabei hat, kann sich aufs Eis wagen: Ein kleiner Schlittschuhverleih versorgt Wintersportbegeisterte mit einem gut sortierten Angebot.

Jetzt kommt der Auftritt des Eismeisters. Alle Besucher haben die Halle verlassen. Auch auf dem Besucherbalkon, auf den Tribünen und Sitzbänken, auf denen ungefähr 800 Zuschauer Platz finden, ist niemand mehr zu sehen. Zuerst macht sich Manfred Geistlinger auf den Weg in die Maschinenhalle. Dort befinden sich dicke Kompressoren, eine weitschichtige Rohrtechnik, Kabelverbindungen, Schalter und Steuerungsbildschirme: Die Eisbereitungsmaschine ist ein komplexes System.

Manfred lässt einen prüfenden Blick über die Anlage gleiten, klettern die steile Stahltreppe hinab und inspiziert den begehbaren Schacht, der die Rohrverbindungen in die Eishalle hinüber beherbergt. An den Verbindungsstücken sitzen große, weiße Eisringe, die mystisch glitzern und funkeln.

Alles in Ordnung, ist Manfreds Ergebnis des Inspektionsrundgangs. Nun folgt seine Lieblingsarbeit: Die vier Reifen werden kurz mit dem Schlauch abgespritzt, damit kein Dreck auf die Piste gelangt. Dann schwingt sich Manfred gewandt auf den Sitz der Eisbearbeitungsmaschine, die den passend eiszeitlichen Namen Mammoth trägt. Blitzschnell fegt das Gefährt durch das Tor in der Bande auf die Eisfläche. In gleichmäßigen Bahnen zieht es nun über die 1.800 m² große Fläche.

Vorne saugt die Maschine den Schnee ein, hobelt eine dünne Schicht Eis ab und trägt dann einen neuen Wasserfilm auf. Sie hinterlässt eine saubere, glänzende Spur, die routiniert einen immer größeren Teil der Eisfläche bedeckt. Durch das Kühlsystem, das unter der Eisbahn in Schlingen gelegt ist – quasi wie eine Fußbodenheizung andersherum – gefriert die dünne Wasserschicht zu funkelnagelneuem, spiegelglattem Eis.

Die Kühlerhaube des blau-silbernen Wagens ziert ein braunes Mammut in Spielzeuggröße: „Das dient mir zum Spur halten“ schmunzelt Manfred darüber, dass das Plastiktier exakt mit dem Namen der Maschine zusammenpasst.

Auf Knopfdruck öffnen sich nun die Toren und Manfred lenkt das Mammoth in den Hinterhof, in dem schon ein Haufen Schnee hervorblinkt. Die Haube öffnet sich und das Gefährt spuckt einen großen Quader weißer Pracht auf die Abraumhalde.

Dann darf sich das Mammoth wieder in der Garage ausruhen. In der Früh ist sein Einsatz Manfreds erste Tätigkeit. Vor und nach jedem Publikumslauf wird das Eis neu gemacht und vor allem zum Training und zu den Spielen der vielen Vereine, die die Eishalle nutzen, ist eine perfekte Eisfläche wichtig. Von den zarten Eisprinzessinnen bis hin zu den gestandenen Eishockey-Mannsbildern – alle trainieren und messen sich in der Eishalle Berchtesgaden. Im Schnitt ist die Eishalle 65 Stunden pro Woche belegt. Davon ist ungefähr ein Drittel für den Publikumslauf vorgesehen. Zwei Drittel der Öffnungszeit wird die Halle von Vereinen genutzt. Ein Großteil sind einheimische Vereine. Aber auch Vereine aus einem größeren Umkreis, oft weit aus dem Österreichischen, kommen für ungefähr 19 Stunden in der Woche in die Eishalle nach Berchtesgaden.


Wenn die Familien trotz schlechtem Wetter und dürftiger Schneelage sichtlich fröhlich und ausgepowert vom Wintersport nach Hause gehen – dann beweist sich der Wert unserer Eishalle“, sagt Eismeister Manfred Geistlinger und macht sich daran, die Kasse für den nächsten Publikumslauf vorzubereiten.

Alle Informationen für Euren Besuch in der Eishalle Berchtesgaden findet Ihr unter berchtesgaden.de/eishalle

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

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