Menschen

Ein Skistar zu Hause

Die ehemalige Riesenslalom-Weltmeisterin Katy Hölzl betreibt eine Skischule in Bischofswiesen

Wer die kleine Holztür vom Parkplatz zur Skischule betritt, wird von einem strahlenden Weltmeister-Lächeln begrüßt. Skier, Snowboards, Skischuhe und Helme – auf kleinstem Raum sind alle Ausrüstungsteile für den Wintersport in sämtlichen Größen auf Wandregalen und Bodenbrettern aufgereiht. Und mittendrin: Katrin Katy Hölzl, die Weltmeisterin im Riesenslalom von 2009.

Damals war sie 24 Jahre alt, erzählt sie, und konnte Ihren Erfolg gar nicht wirklich begreifen. Sie liebt Herausforderungen, geht gerne auch mal den härteren, schwierigeren Weg, wenn sie vom Ziel überzeugt ist. An dem kalten Februartag 2009 in Val-d’Isère haben genau diese harten und schweren Faktoren den Sieg ausgemacht, erinnert sich die Bischofswieserin: „Steil war die Abfahrt, sehr schwierig und extrem eisig – genau meins!“

Mit drei Jahren steht Katy zum ersten Mal auf Skiern, mit fünf Jahren fährt sie die ersten Rennen. Ihrem Vater gehört die Skischule am Götschen und – freilich – Katy wächst mit dem Skifahren auf und wird entsprechend gefördert. Von Kindesbeinen an ist Papa Sebastian ihr Trainer. Auch bei den vielen Rennen weltweit ist er steter Begleiter und wichtigste Bezugsperson. Ihren größten Erfolg kann er nicht mehr mitfeiern – einige Monate bevor Katy Weltmeisterin im Riesenslalom wird, stirbt ihr Vater an Krebs.

Europacup, Weltcup – Katy kann sich mit einigen Siegen auf der Weltbühne der Skistars sehr gut behaupten. Ende 2010 bekommt Katy Rückenschmerzen. Mit 29 Jahren entscheidet sie sich nach einem anstrengenden Leidensweg, die Karriere im Leistungssport an den Nagel zu hängen.

Wieder beweist sich Katys Willensstärke. Mit ihrem Abitur steht Katy nun nur und ausschließlich die Laufbahn im gehobenen Dienst bei der Bundeszollverwaltung offen. Das kann sich Katy aber nicht vorstellen. Sie braucht Geschäftigkeit, Umtrieb – Action einfach. Keine Büroarbeit. Also kündigt sie, verzichtet auf die lebenslange Verbeamtung und ein gehobenes Gehalt: „Was soll ich mit einem guten Gehalt und Sicherheit, wenn ich mich nicht wohlfühle?“ bekräftigt Katy ihre Entscheidung. Sie studiert per Fernstudium Fitness- und Gesundheitsmanagement und arbeitet heute als Bewegungstherapeutin in der Klinik Schönsicht am Oberkälberstein in Berchtesgaden: „Ich bin ehrlich entsetzt, wenn die Kinder und Jugendlichen sich nicht trauen, von einem niedrigen Hocker zu hüpfen oder nicht in der Lage sind, sturzfrei auf einem Kiesweg zu gehen.“ Es macht Katy viel Freude, Impulse zu geben und jungen Menschen zu mehr Bewegung und Sport zu motivieren.

Ihre Skikurse in der eigenen Skischule mit Verleih sind ihre ganz besondere Leidenschaft. Manche buchen einen Kurs ganz explizit bei Katy – sie wollen von der Weltmeisterin lernen. Andere erkennen sie nicht und erfahren erst später, dass sie von einem Skistar über die Piste gelotst wurden. Katy muss los und vertraut mir noch an: „Manchmal packt mich das Fernweh und die Reisen an all die tollen Austragungsorte auf der ganzen Welt fehlen mir. Aber wenn ich dann bei Sonnenschein den verschneiten Hang vom Götschen hinaufschaue, weiß ich, dass ich nirgendwo anders sein möchte, als hier – daheim.“

Vier kurze Fragen an Katy Hölzl

Was machst Du im Sommer?

Ich habe Tennis wieder für mich entdeckt und spiele im Verein. Das macht mir richtig Spaß.

Mittlerweile bist Du Mama. Fahren Deine Kinder gern Ski?

Meine Tochter Leonie ist jetzt acht und richtig skidamisch (= verrückt nach Skifahren). Es gibt Tage, an denen ich etwas ausruhen möchte und sie mich zum Skifahren motiviert. Mein Sohn Felix ist jetzt fünf – der nimmt das alles gelassener und muss nicht so oft auf den Brettel stehen. Für mich ist wichtig, dass die Kinder Spaß am Sport haben. Ich will sie nicht in eine leistungssportliche Schiene drängen.

Was macht für Dich einen guten Skifahrer aus?

Das ist vorrangig einmal jemand, der sich an die Pistenregeln hält und Rücksicht auf andere nimmt. Außerdem geht es um eine realistische Selbsteinschätzung, was das eigene Können angeht, und natürlich, dass er oder sie das Tempo immer unter Kontrolle hat.

Was ist der wichtigste Ausrüstungsgegenstand beim Skifahren?

Das ist für mich nach wie vor der Helm. Ich wünsche mir auch unbedingt eine Art Pistenführerschein. Das ist teilweise schon lebensgefährlich, was ich da auf der Piste so beobachte.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

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