Berge

Schneeschuhwanderung am Jenner zum vorderen Pfaffenkogel

Schüchtern zeigt sich die Sonne hinter den Schleierwolken, als sich die Teilnehmer der geführten Schneeschuhwanderung bei der Talstation der Jennerbahn am Vormittag einfinden. Michi Höglauer wird uns heute die Technik und alles, was es rund ums Schneeschuhwandern zu beachten gibt, im Rahmen einer Einsteigertour zum vorderen Pfaffenkogel erläutern. Wir fahren gemeinsam mit der Jennerbahn zur Bergstation. Beim Aussteigen strahlt die Sonne über die schneebedeckten Gipfel und die Berchtesgadener Alpen zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

Bevor wir loslegen, erklärt uns Michi die Ausrüstung – Schneeschuhe sind unkompliziert anzulegen, die meisten Modelle haben eine Steighilfe und besonders praktisch: sie sind für alle passend, weil sie nicht an eine Schuhgröße gebunden sind. Nun stellen wir noch die Teleskopstöcke auf die jeweilige Körpergröße ein.

Aber nicht nur die passende Ausrüstung gehört zur perfekten Tour. Ganz oben steht die richtige Tourenplanung und was man sonst noch dabeihaben muss, um ein gelungenes Bergerlebnis zu haben: Vor der Tour geht es darum, das Tourenziel auf die eigene Fitness abgestimmt auszuwählen. Michi erklärt: „Getränk, etwas zu Essen und wärmende Kleidung sollen immer im Rucksack dabei sein. Dazu gehört auch ein Erste-Hilfe-Set. Das ist aber heute nicht nötig, weil ich als Bergführer das dabeihabe.“ Wir legen die Ausrüstung an und machen uns auf den Weg. Da wir in der Gruppe gehen, lässt uns Michi in der Reihe gehen, damit wir den anderen Wintersportlern am Berg nicht im Weg sind. Zuerst geht es nach unten. Die frühlingshaften Temperaturen erlauben es, dass wir alle ohne Handschuhe unterwegs sind. In Serpentinen gehen wir den ersten Steilhang nach unten. Auf die richtige Körperhaltung beim Abstieg kommt es an – ähnlich wie beim Skifahren lehnt man sich nicht nach hinten, sondern lässt den Körperschwerpunkt über den Füßen. Auch den richtigen Gebrauch der Stöcke zeigt er uns.

In der Mitte des Hangs instruiert uns Michi, dass man sich im Fall eines Sturzes gleich auf den Bauch rollen soll, um so ein Abrutschen zu verhindern. Und wer ohne Handschuhe unterwegs ist, muss bei einem Sturz mit Abschürfungen an der Haut rechnen, deshalb empfiehlt er dünne Handschuhe zu tragen.

Im flacheren Gelände lässt er uns vertikal nach unten gehen, damit wir so richtig mit unserem Sportgerät, den Schneeschuhen, vertraut werden. Danach marschieren wir wieder im Gänsemarsch in Richtung vorderen Pfaffenkogel. Nach dem flachen Stück geht’s nun richtig bergauf – in Serpentinen lässt uns Michi die Steigung erklimmen. Wir kommen ordentlich ins Schwitzen, erste Trinkpausen werden eingelegt und Jacken ausgezogen. Nach einer Stunde sind wir am vorderen Pfaffenkogel angekommen. Lauter glückliche Gesichter strahlen Michi an und Handys und Kameras werden gezückt. Nach dem ersten Schwung Erinnerungsfotos nennt uns Michi der Reihe nach die Gipfel der Berchtesgadener Alpen.

Nach einer gemütlichen Rast machen wir uns wieder auf den Rückweg. Im flachen Teil der Tour angekommen hält Michi noch einmal an. Dem Bergführer ist es ein wichtiges Anliegen, den Teilnehmern den Unterschied zwischen gesichertem und freien Gelände zu erklären und er macht auf die Gefahren von Lawinen aufmerksam – bei den derzeitigen Temperaturen kann ein Hang, der den ganzen Tag von der Sonne angestrahlt wird, schnell ins Rutschen geraten. Aus seinem Rucksack holt er die Ausrüstung raus, die jeder Tourengeher im freien Gelände mithaben sollte: Lawinenpiepser, Sonde und Schaufel. Er rät uns dazu, die Benutzung eines angeschafften Piepsers zu üben, damit man im Fall des Falles vertraut mit dem Gerät ist.

Es wartet der letzte Anstieg zur Bergstation der Jennerbahn auf uns. Michi führt uns wieder in Serpentinen. So manche Teilnehmer nehmen die „Berchtesgadener Spur“: vertikal rauf. Oben angekommen erklärt er seinen schnaufenden Gästen, dass diese Methode vermeintlich schneller ist aber eben auch deutlich kräfteraubender.

Die Tour ist zu Ende, wir verabschieden uns mit Worten voll des Lobes von Michi und gönnen uns nun ein gemütliches Mittagessen auf der Sonnenterrasse der Jenneralm.

Danach geht es wieder mit der Jennerbahn hinunter, die natürlich weiterhin ganzjährig in Betrieb ist, auch wenn die Präparierung der Skipisten ab der Wintersaison 2024/25 eingestellt wird.

Mein Fazit zur geführten Schneeschuhwanderung: Ich habe seit Jahren keine Schneeschuhtour mehr gemacht und es war ein richtig schönes Erlebnis, von einem kundigen Bergführer alles rund ums Schneeschuhwandern zu erfahren und dabei die phänomenale Bergwelt in Berchtesgaden zu genießen. Geführte Schneeschuhwanderungen werden nicht nur von der Jennerbahn angeboten, zahlreiche Bergsport- und Skischulen in Berchtesgaden haben diese im Programm – vom Einsteiger bis zum Profi ist für jeden etwas dabei.

Ich bin neu hier. Und das sogar im doppelten Wortsinn. Als Zugereiste und Wiedereinsteigerin im Tourismus komme ich mit dem neugierigen Blick von außen. Die Menschen in Berchtesgaden haben es mir angetan, ich mag sie. Ich bewundere die Leidenschaft und die Verbundenheit der Einheimischen zu ihrer Heimat und ihren Traditionen. Das ist etwas Besonderes. Ich freue mich darauf, das, was ich in Zukunft hier entdecken werde, auf diesem Blog zu erzählen.

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