
Die Königin der Alpenseen kehrt zurück
Wer schon mal in der historischen Gaststätte St. Bartholomä am Königssee war, hat wahrscheinlich den großen Fisch an der Wand gesehen. Es ist die bisher größte im Königssee gefangene Seeforelle. 1976 geht der Fisch dem damaligen Fischer vom Königssee, Rudi Amort, ins Netz. Ganze 27,5 kg wiegt die etwa 12 Jahre alte Forelle, ihr mächtiger Körper hat einen Umfang von 80 cm. Die Seeforelle, die Königin der Alpenseen, war früher häufig im Königssee anzutreffen, seit etlichen Jahren ist sie aber aus dem Nationalpark Berchtesgaden weitgehend verschwunden. Theorien über das Verschwinden der Seeforelle gibt es viele: Der Wegfall geeigneter Laichplätze des Kieslaichers Seeforelle kann eine Rolle spielen, genauso ein vermehrter Nährstoffeintrag und ein damit verbundenes verstärktes Pflanzenwachstum. Auch Veränderungen im Nahrungsspektrum der jungen Seeforellen könnten nach Experten Ansicht eine Rolle spielen. Laichplätze gibt es am Königssee inzwischen wieder genug: Bereits 2011 wird der Saletbach zwischen Nordufer des Königssees und Obersee renaturiert. Und auch die Kiesbänke bei St. Bartholomä eignen sich als Laichplatz für die Seeforelle.
Wiederansiedlung der Seeforelle
2017 schließen sich der Nationalpark Berchtesgaden, die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern und Thomas Amort, der Fischer vom Königssee, zusammen, um die Seeforelle wieder im Königssee anzusiedeln. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Königssee seit 2018 jedes Frühjahr mit 15.000 Seeforellenbrütlingen besetzt. Dieser Initialbesatz wird fünf Jahre lang erfolgen. Idealerweise erhalten sich die Bestände dann von selbst. Diese Woche war es wieder soweit. Ranger Klaus Melde vom Nationalpark Berchtesgaden, Thomas Amort und Christoph von Preysing, der Fischer vom Tegernsee, treffen mit ihren Helfern am Königssee ein. Im Gepäck haben Sie Säcke voller Wasser, in denen Seeforellen Brütlinge transportiert werden. Thomas Amort steuert sein Boot über den See. Er ist neben Jägern, Almbauern und Wirten einer der wenigen, der den Königssee mit einem Boot mit Verbrennungsmotor befahren darf.


Ab der Anlegestelle Saletalm geht es zu Fuß weiter. Ranger Klaus Melde transportiert die wenige Tage alten Seeforellen mit einem Handwagen in Richtung der Laichplätze.

Klaus und seine Mitstreiter entlassen die winzigen Fische in die Freiheit. Passende Laichplätze finden die Fische in den Kiesbänken des Saletbachs. Hier verstecken sich die Brütlinge sofort zwischen den Kieselsteinen und sind für Fressfeinde nicht mehr auffindbar.

Wie Lachse kehren Seeforellen im Alter von vier bis fünf Jahren zum Laichen an den Ort ihrer Geburt zurück. Die Besatzfische dürfen nicht zu alt sein, denn dann sind sie nicht ausreichend auf ihr Geburtsgewässer geprägt und wandern ab.

Die Brütlinge für den Königssee stammen übrigens vom Tegernsee. Dort betreibt der Bezirk Oberbayern ein Fischbruthaus. Der Tegernseer Fischer Christoph von Preysing betreut das Bruthaus und züchtet Seeforellen für Wiederansiedlungsprojekte in ganz Oberbayern. Denn das Verschwinden der Seeforelle ist kein Königsseer Phänomen, sondern betrifft alle großen Alpenseen gleichermaßen. Die Wiederansiedlungsprojekte dienen in erster Linie dem Artenschutz. Ob die Bestände irgendwann wieder so stabil sind, dass eine Bewirtschaftung möglich ist, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Doch dank solcher Projekte wird die Seeforelle hoffentlich bald wieder heimisch in den großen Seen und kann den Thron als Königin der Alpenseen wieder besteigen.
Euer Sepp


2 Kommentare
Stefan Pfnür
Klaus Melde , …. kann maximal „die“ hochfeinen kleintiere zwischen K&O- see …ins Wasser geben !
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