Berge

Wenn’s blitzt und donnert am Watzmann

Etwa 3 Wochen ist es her, dass ich mit den Teilnehmern der 24 Stunden Watzmann extrem Wanderung kurz unter dem Hocheck umdrehen musste. Ein sich näherndes Gewitter machte den Weg Gipfel zu riskant, es donnerte laut und am nahen Hochkalter konnten wir schon die Blitze sehen. Doch der Reihe nach…

Am 22. Juni starte ich mit den anderen Teilnehmern des Berchtesgadener Land Wander-Festivals am Weihnachtsschützenplatz im Markt Berchtesgaden zur 24 Stunden Watzmann extrem Wanderung. Alle rechnen im Verlauf des Tages mit Regen, doch als wir um 8:45 Uhr starten ist es trocken. Über den Königsseer Fußweg wandern wir zügig zum Königssee. Wir gehen etwas mehr als eine Stunde bis zur ersten Verpflegungsstation an der Tourist-Info am Parkplatz Königssee. Hier gibt es Obst, Müsliriegel und Getränke. Das ist das Schöne am Wander-Festival: Außer Kleidung und Trinken muss man eigentlich nichts mittragen, die regelmäßigen Labestationen sorgen für reichliche Verpflegung. Eddy Balduin, der Masterguide der 24h Trophy erläutert derweil den weiteren Weg.

Wir queren den Abfluss des Königssees über den Triftsteg und marschieren an der Kunsteisbahn vorbei hinauf in Richtung Grünstein. Die Verhältnisse am Steig zum Grünstein sind allerdings ungünstig und Eddy entscheidet, die Gruppe über die Kling in Richtung Kühroint zu führen. Es ist drückend schwül auf dem Weg durch den Wald hinauf zur Kühroint. Meine Haare sind klatschnass, was allerdings nicht nur der heißen Luft, sondern auch dem Tempo geschuldet ist. Unser Zeitplan ist straff und wir müssen ordentlich Gas geben. Zum Glück baut das Team der 24h Trophy an der Kührointalm die nächste Labestation auf. Als wir dort ankommen, warten bereits die vor uns gestarteten 12 Stunden Wanderer. Sie gehen einen Teil unserer Strecke, aber in einem etwas gemächlicherem Tempo. Nach und nach erreichen alle 24 Stunden Wanderer die Verpflegungstation.

Erste Verschleißerscheinungen machen sich breit: Ein Teilnehmer der Tour versucht eine sich lösende Sohle mit Tape am Bergschuh zu fixieren.

Nach der obligatorischen Ansprache von Bergführer Eddy machen wir uns auf den Weg zum Falzsteig. Das Wetter spielt bis hierher bestens mit.

Als wir an der Falzalm ankommen werden die Wolken mehr, um den kleinen Watzmann bilden sich dunkle Wolken, die sehr verdächtig nach Regen aussehen.

Über zahleiche Serpentinen gewinnt die Gruppe rasch an Höhe, dabei ist immer Vorsicht geboten, da der Weg hier oben ein alpiner Steig ist, schmal und unbefestigt, vereinzelt gesichert und mit künstlichen Tritten und Leitern versehen.

Als ich am Watzmannhaus ankomme, ziehen Nebelschwaden und ein kalter und feuchter Wind um die imposante Berghütte. Ich begrüße Annette und Bruno, die Hüttenwirt des Hauses und wünsche Ihnen Alles Gute für die Saison. Am Watzmannhaus gibt es für alle Teilnehmer eine warme Suppe. Einige essen draußen auf der Terrasse, andere in der warmen Stube.

Als wir nach dem Mittagessen aufbrechen, scheint der Himmel kurzzeitig etwas heller zu werden.

Eddy teilt die Gruppe auf. Zwei Guides werden eine schnelle Gruppe anführen, er selbst wird die langsameren Wanderer in Richtung Hocheck führen. Ich schließe mich der schnellen Truppe an und marschiere los. Die Guides geben ein gutes Tempo vor, ich folge Ihnen. Zum Glück ist es jetzt kühl geworden, sonst könnte ich das Tempo wohl nicht halten. Der Weg zwischen Watzmannhaus und Hocheck ist stellenweise mühsam, nach dem versicherten Hochstieg prägen lose Steine den Weg. Es hat jetzt doch zu regnen begonnen, es ist also höchste Vorsicht geboten: Der felsige Untergrund ist rutschig!

Es wird immer dunkler, die Sicht immer schlechter. Und dann beginnt es zu donnern: Der nahe Hochkalter ist von schwarzen Gewitterwolken umgeben, Blitze zucken und der Donner wird immer lauter. Zum Gipfel des Hocheck sind es vielleicht noch 10 Minuten, doch ein sicherer Aufstieg ist nicht möglich. Es hilft nichts: Wir müssen abbrechen!

Statt Gipfelerfolg steht uns ein mühsamer Abstieg im Regen über nassen Fels und loses Gestein bevor. Mittlerweile liegt zudem eine enorme elektrische Spannung in der Luft. Das Stahlseil im Hochstieg, das zur Sicherung dient, wird von einigen nur widerwillig zur Hilfe genommen.

Nass, aber wohlbehalten, treffen alle Wanderer wieder am Watzmannhaus ein. Bei einer ausgiebigen Pause regenerieren die Wanderer ein wenig und tauschen das ein oder anderer nasse Kleidungsstück gegen ein trockenes. So eine 24 Stunden Wanderung ist nichts für Schönwetter-Bergsteiger. Tatsächlich haben wir jetzt erst einen kleinen Teil der Tour hinter uns gebracht .

Ein bunter Haufen bricht am späten Nachmittag am Watzmannhaus auf: Regenjacken in grellen Farben, Ponchos und Schirme schlängeln sich den Weg hinab zur Falzalm.

Vorbei am Postkartenmotiv „Kaser auf der Falzalm vor kleinem Watzmann“ marschiert unsere Gruppe talwärts.

Der Regen hört nicht auf, die Schirme bleiben aufgespannt, die Regenjacken und Ponchos halten dicht! Über Mitterkaseralm und Stubenalm erreichen wir das Tal.

Zu regnen hört`s erst auf, als wir vor dem Wirtshaus Walquelle im Bergsteigerdorf Ramsau ankommen.

Hier ist große Pause: Im Saal des Wirtshauses bedienen wir uns am Buffet und genießen eine warme Mahlzeit. Für mich ist jetzt Endstation. Die Nachtetappe überlasse ich den andern 😉

Hier gibt’s noch ein paar bewegte Bilder von Andreas von Gipfelfieber, der die Wanderung mit seiner Kamera begleitet hat.

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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