Familien-Herbstwandertipp
Die Almbachklamm neu entdeckt
Bisher war ich der Meinung, die Almbachklamm muss man auf jeden Fall im Frühsommer gehen, wenn unglaubliche Wassermassen die ausgehöhlte Schlucht hinabschießen, von allen Seiten kleine Wasserfälle herunterrieseln und oben in Ettenberg auf den Bauernwiesen ein einzigartige Blumenpracht das Herz übergehen lässt. Aber am vergangenen Sonntag habe ich meine Meinung geändert.

Halbschariges Wetter, raus wollten wir auf jeden Fall, die Klassiker an einem solchen Tag schreckten uns aufgrund der in hoher Zahl zu erwartenden anderen Wanderer – und Anita, 8 Jahre, wollte schon ein bisschen Action, nicht nur den Berg rauf.
Herbstwanderung durch die Almbachklamm
Also die Almbachklamm, Mitte September, ganz gegen meine Überzeugung. Der Himmel ist grau in grau, die Regenjacken sind im Rucksack. Seit den Unwettern und dem Hochwasser Anfang Juni war ich nicht mehr in der Klamm. Dass diese bereits seit 6. Juli schon wieder begehbar ist, grenzt nach den ersten Bildern von damals an ein Wunder. Brücken und Stege waren zerstört, abgegangene Muren hatten die Wege teilweise meterhoch mit Geröll verschüttet. Wir finden am vergangenen Sonntag davon fast keine Spuren mehr. Einige verkeilte Baumstämme sind zu sehen, das war‘s. Die Brücken sind bestens repariert bzw. komplett neu aufgebaut, die Wege neu geebnet, es gibt sogar zusätzliche Sicherungsseile an den schmalen Wegpassagen.



Die Wassermenge ist wie erwartet weniger als im Frühsommer, aber die leuchtende Farbe der Gumpen und das absolut klare Wasser sind genauso überwältigend.

Was aber am schönsten ist: Außer uns haben sich nur sehr wenige hierher verlaufen. Im letzten Jahr war ich am Pfingstmontag hier, wir konnten Barfuß im Wasser plantschen. Aber in der Servicewelle hätte man den Verkehr wohlwollend zähflüssig genannt. Diesmal konnten wir unser Tempo ganz ohne äußere Einflüsse einteilen. Kein überhasteter Fotostopp, keine Zwangspause beim Aufstieg der in den Fels geschlagenen Treppen. Herrlich.

Hier und da ein letzter Enzian und Eiben hingen verlockende rote Früchte. Grund für eine Einheit Naturkundeunterricht für die Tochter, denn Eiben sind nicht nur sehr selten, sondern auch hochgiftig.

Und dann wurde natürlich auch noch unser Spieltrieb gefordert. Staomandl bauen ist quasi Pflicht in der Almbachklamm. Überall stehen die kleinen Kunstwerke, deren Lebenszeit bekanntlich begrenzt ist.Manchmal sind es erhabene Einzelstücke, manchmal ein Gesamtkunstwerk aus mehreren Bauwerken.


Mit unserem ersten Entwurf aus vier Steinen war Anita noch lange nicht zufrieden. Also sind wir übers Bachbett gesprungen auf der Suche nach möglichst flachen, zum Stapeln geeigneten Steine. Auf unseren Zehnerturm waren wir dann alle drei sehr stolz.

Und Anita möchte im Frühjahr unbedingt wieder kommen, um zu sehen, ob er noch steht…ich bin dann natürlich gerne dabei, ist ja meine Lieblingszeit in der Klamm.
Es war ein wunderbarer Tag. Trotzdem hoffe ich wie viele auf den bei uns besonders schönen goldenen Herbst!
Frohes Wandern, Eure Ursula BGLT