Ann-Kathrin
Berge,  Kultur

Sag mal, Ann-Kathrin Helbig …

Ann-Kathrin

Viele kennen Ann-Kathrin Helbig, als Bloggerin, die mit Minirock und wallenden Haaren die Berge unsicher macht.  Jetzt hält sie am 3. Oktober im Haus der Berge ihren ersten Vortrag mit dem Thema „Der Weg zu mir selbst führt über die Berge„.  Zeit die kluge, wie hübsche Frau bei einem persönlichen Gespräch näher kennenzulernen.

Ann-Kathrin, Du lebst jetzt bald 2 Jahre im Talkessel, woran erinnerst Du dich, wenn Du an deine ersten Tage in Berchtesgaden zurück denkst?

An den vielen Schnee und wie ich in Ramsau bei der Forschungsstation (meiner Unterkunft) ankomme und die Auffahrt mit leichter Steigung kaum hochkomme. Es war schon gegen Nachmittag und es dämmerte schon. Als ich mich und all mein Gepäck (mein gesamtes Leben in 2 Koffern und einen Rucksack) endlich hochhiefte und die Hausbetreuerin nicht da war und mich im Erdgeschoss schon einer der Ranger in deren Büro beobachtete, hinausstürmte, mir mit einem warmherzigen Lächeln die Tür öffnete und mir mit dem Gepäck half und mich willkommen hieß.

Eine Woche vor meinem ersten Arbeitstag im Nationalparkinformationszentrum Haus der Berge hatte ich sozusagen Winterurlaub. Wintersport war mir vollkommen unbekannt und somit schleppte ich mich teilweise durch fast hüfthohen Schnee – berauscht von dem Naturerlebnis und endlich angekommen zu sein.

Welche Wanderung würdest Du immer wieder machen und weshalb?

Die Runde durch das steinerne Meer. Es ist einfach eine unglaublich einzigartige Landschaft. Vor einigen Jahren, noch als Urlauberin, schaute ich von Berchtesgaden hinauf zum steinernen Meer, der markanten Schönfeldspitze und sah es noch als unerreichbar an als jemand der so gut wie keinen Sport betrieb. Dies änderte sich dann passend zum Umzug und im Herbst 2014 war es dann soweit, ich machte mich alleine auf die Socken ins steinerne Meer. Vor allem der Hundstod (der Große und Kleine) haben es mir angetan. Es war eine tolle Selbsterfahrung vollkommen alleine, ohne Handynetz und mit dem nötigsten an Gepäck hierdurchzuwandern.

Dann im Sommer 2015 der totale Kontrast: Ich habe bei der Almer Wallfahrt teilgenommen, bei der geschätzt 2.500 Personen auch durch das steinerne Meer wanderten. Mit Pater Kajetan, netten Menschen und viel Bier wurde das Ganze zu einem besonderen spirituellen Erlebnis.

An der Staufenkapelle

An welchen Ort in Berchtesgaden fühlst Du dich richtig daheim? 
In meiner Wohnung in Schönau am Königssee! Auch wenn es mal nicht so läuft wie ich es mir erhoffe, die Wohnung ist mein Zufluchtsort, mein Zuhause, meine Höhle. Hier bin ich.

Du hast mir erzählt, früher an Höhenangst gelitten zu haben. Diese Angst hast Du mittlerweile überwunden und besteigst mühelos 2000er. Entwickelst Du dich zu einer (Höhen-) Bergsteigerin?

Ich glaube sogar, dass ich mich zu einer Sportlerin entwickele. Der sportliche Ehrgeiz und immer mehr, immer höher zu kommen reizt sehr. Mittlerweile habe ich schon bei meinem ersten Berglauf-Wettkampf mitgemacht. Der Stöhrhauslauf. Eigentlich vollkommen ungeeignet für einen mehr als blutigen Anfänger. Es war eine Erfahrung Wert und ich muss zugeben, dass diese Bergsportler eine Faszination auf mich ausüben. Mittlerweile kommt im Winter der Skilanglauf (autodidakt beigebracht), Schneeschuhwandern, Ski fahren und hoffentlich auch bald das Skitourengehen dazu. Würde sogar behaupten mich mittlerweile schon als Bergsteigerin zu bezeichnen. Mittlerweile bin ich den 2. Sommer hier und war schon in jeder Berghütte zu Gast (außer Neue Traunsteiner Hütte) und habe fast 80% des Nationalpark Wegenetzes begangen.

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Was vermisst Du von Mannheim, was fehlt dir in Berchtesgaden?

Meine Eltern! Unsere Bindung ist sehr eng und nicht mit Worten zu beschreiben. Klar, kommen diesbezüglich Argumente der Abnabelung. Aber eine Bindung kann nicht durch räumliche Distanz weniger werden deswegen ist auch ein „abnabeln“ nicht möglich. Außerdem vermisse ich es mit Freunden abends durch die Bars und Kneipen zu tingeln, eine Happy Hour jagt die Nächste und zu guter Letzt mitten in der Nacht Döner zu essen.

Hochgefühle in den Bergen

Was wünscht Du dir von der zukünftigen Entwicklung in Berchtesgaden?                             Mittlerweile ist der Talkessel meine Homebase geworden und liebe Freunde habe ich hier auch schon gefunden. Ich bin sozusagen angekommen. Was ich mir wünsche ist mich sportlich weiterzuentwickeln und vor allem beruflich Orientierung zu gewinnen. Gerne würde ich weiterhin das Thema Nationalpark, Tourismus und das Können als Autorin mit in meinen Arbeitsalltag hineinbringen und auch davon leben zu können. Leider ist dies derzeit nicht der Fall. Wenn dann endlich das berufliche passt und ich auch in einem Job „ankomme“, dann wünsche ich mir ganz altmodisch einen Gefährten. Einen Mann, der mit mir zusammen das Leben bestreitet und genauso viel Freude aus dem Naturerlebnis ziehen kann wie ich.

Liebe Ann-Kathrin, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr Informationen über Ann-Kathrins Vortrag ->

Die aus dem Berchtesgadener Land stammende Autorin Sabrina Moriggl arbeitet im familieneigenen Wirtshaus. Am liebsten radelt sie mit dem (Renn-)Radl zum See, wandert mit dem Schäferhund durch die Wälder, wandert mit Freunden in die Berge und imkert. Sie schrieb als Redakteurin für eine Lokalzeitschrift, führte ein monatliches Literaturcafé und leitete eine Gruppe zur Leseförderung für Kinder. Momentan reist sie ehrenamtlich durch Bayern und Deutschland und macht auf die Bedeutung des Honigs und die Imkerei aufmerksam. Ihre Kurzgeschichte „Mann auf dem Mars“ erschien in der deutschen Raumfahrtchronik, wurde von WDR 5 als Hörbuch produziert und gesendet. Goldbroiler Nominierung 2012 für den Kurzkrimi „Das Begräbnis“. Zuletzt erschien in der Anthologie ‚fränkische S(ch)auerbraten‘ ihr Krimibeitrag „Schwein gehabt!“ Bei BGLT bloggt sie über die tiefe Liebe zum Land, nah dran am Menschen und Geschehen. Über das Große im kleinen, der Bienen und der Natur im Berchtesgadener Land.

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