Kultur

Der Kohlenmeiler brennt

die Hütte der Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf mit dem Kohlenmeiler im Hintergrund, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland
die Hütte der Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf mit dem Kohlenmeiler im Hintergrund – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann

Der Kohlenmeiler brennt wieder
in Neukirchen a. Teisenberg

Holzkohle als unverzichtbarer Ernergiespender – über Jahrhunderte brannten Tag aus Tag ein am Teisenberg die Feuer der Kohlenmeiler, um die für die Hochöfen im Achthal und die Salzpfannen in Bad Reichenhall benötigten, riesigen Mengen an Energie herzustellen. Der dabei mehrfach höhere Brennwert der speziell hierfür hergestellten Holzkohle gegenüber einem normalen Holzfeuer machte einen effizienteren Betrieb möglich. Mehrmals holzten daher die Holzknechte den Teisenberg komplett ab, um das benötigte Holz zu beschaffen und pflanzten mit Fichtenmonokultur als schnell nachwachsenden Rohstoff wieder auf. Erst in den letzten Jahrzehnten gelingt den umsichtigen Forstfachleuten nach und nach  der Umbau des Waldes am Teisenberg in einen wieder vielfältig-gesunden Mischwald.

Am Kohlenmeiler sie brennen für den Hochofen in Achthal Holzkohle
Am Kohlenmeiler – sie brennen für den Hochofen in Achthal Holzkohle

Neukirchen um 1960???
der Teisenberg hinter Neukirchen um 1960 mit großflächigen Abholzungen und jungen Aufpflanzungen
Teisendorf aus Nord-West im Panorama mit Untersberg, Fuderheuberg, Hochstaufen und Teisenberg, Berchtesgadener Land, Bayern, Deutschland
das verschiedene Grün des Frühlings zeigt eindrucksvoll den gelingenden Umbau des Waldes am Teisenberg in einen vielfältig-gesunden Mischwald – (c) RoHa-Fotothek Fürmann

Das Verkohlen von Holz in Kohle diente über die Jahrhunderte  vielen Familien in den Orten rund um den Teisenberg als Einkommensquelle oder als zusätzliches Einkommen für die karge Landwirtschaft und prägte die Gesellschaft im hiesigen Raum. Dies nehmen sich die „Köhler“ von Neukirchen zum Anlass, mit der ersten Verkohlung von Holz zu Kohle „der Neuzeit“ zu den 1200-Jahr-Feierlichkeiten von Teisendorf im Jahre 1990 wieder einen Meiler aufzurichten und beim historischen Festzug dann stolz einen Wagen mit Holzkohle mitführen zu können.

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Der Brand glückte und die Neukirchner können beim großen historischen Festzug zur 1200-Jahr-Feier von Teisendorf im Jahre 1990 einen Wagen voll Holzkohle mitführen.

Seit dieser Zeit brennen die Neukirchner „Köhler“ inzwischen alljährlich einen Meiler und können einen lückenlos jedesmal geglückten Brand vermelden.

Um die 10 Stunden dauert das Aufrichten des Holzstosses mit ungefähr 43 Ster trockenen Buchen- und 10 Ster Fichtenscheiter. Oben in luftiger Höhe deckt Fichtenreisig den Haufen ab und das Aufbringen der für den Brand nötigen Kohllösch dauert nochmal einen ganzen Tag. Dabei muss die Kohllösch immer wieder mit Wasser benetzt werden, um die nötige Festigkeit zu bekommen. Kohllösch – ein Gemisch aus den feinen Resten des letzten Brandes und lehmiger Erde.

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die Jung-Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf bei der Arbeit – das Aufrichten des Meilers – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
die Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf bei der Arbeit, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland sie decken den Meiler oben mit Fichtenreisig ab
die Jung-Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf bei der Arbeit – sie decken den Meiler oben mit Fichtenreisig ab – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
die Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf bei der Arbeit, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland sie decken den Meiler oben mit Fichtenreisig ab
die Jung-Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf bei der Arbeit – sie decken den Meiler oben mit Fichtenreisig ab – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
die Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf verteilen die Kohllösch auf dem Meiler, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland
die Jung-Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf verteilen die Kohllösch auf dem Meiler – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann

Mit dem Anzünden des Meilers beginnen anstrengende zweieinhalb Wochen für die Köhler.

Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg
vor dem Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg – links die amtierende euroipäsiche Köhlerliesl Saskia Abstreiter (Neukirchen) und rechts die Neukirchner Köhlerliesl Cordula Wimmer (Otting) – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg
vor dem Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg – Pfarrer Martin Klein (Mitte) mit v. li. 2. Bürgermeister Norbert Schader, 1. Bürgermeister Thomas Gasser, Vorstand des Köhlervereins Martin Maier und den beiden Köhlerliesln Saskia Abstreiter und Cordula Wimmer – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg
Pfarrer Martin Klein mit Messnerin Jula Obermeier bei der Segnung vor dem Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg
Köhlerliesl Cordula Wimmer zündet den Kohlenmeiler an – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann

Tag und Nacht will der Meiler bewacht sein. Die Kontrolle des „richtigen Rauches“ zeigt, ob mehr oder weniger Luft, ob eventuelle Kohllösch abgerutscht  und sonstige Schäden entstanden sind. Für die Nacht steht den „Köhlern“ eine wie über die Jahrhunderte benutzte, spartanisch eingerichtete Rindenhütte zur Verfügung.

die Rindenhütte der Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland
die Rindenhütte der Köhler in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
Anzünden des Kohlenmeilers in Neukirchen a. Teisenberg
kurze Zeit nach dem Anzünden des Kohlenmeilers zeigt starker, oben austretender Rauch an, dass der Brand inzwischen bis nach oben durchgeht, das Brandloch erneut von oben her mit Holz befüllt werden muss und nun endgültig geschlossen wird – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann
Kohlenmeiler und Rindenhütte in Neukirchen in der Gemeinde Teisendorf, Berchtesgadener Land, Oberbayern, Deutschland
nur mehr leicht säuselnder Rauch darf nach dem endgültigen Schließen austreten, um einen „guten“ Brandverlauf anzuzeigen – Foto: © RoHa-Fotothek Fürmann

Mit großer Spannung warten die Köhler auf das Öffnen des Meilers und hoffen wieder auf einen gelungenen Brand.

Um die Wartezeit für alle Besucher aus Nah und Fern zu verkürzen, bieten sie während dieser Zeit ein buntes Rahmenprogramm auf dem Gelände am Schilift:

täglich zünftige Hüttenabende
Samstag, 30. Juli – ab 20 Uhr Pech- und Schwefelparty der Jungköhler
Sonntag, 31. Juli um 11 Uhr – 21. Meisterschaft im Hufeisenwerfen und ab 16 Uhr musikalischer Auftakt
Mittwoch, 3. August – 20 Uhr Standkonzert der Musikkapelle Neukirchen
Freitag, 12. August – 19 Uhr Jagerischer Hoagart
zusätzlich während der Köhlerwochen am 2. / 4. / 9. und 11. August abends Brotbacken im historischen Brotbackofen und 5. und 10. August abends Dampfnudelessen
mehr dazu unter Köhlerverein Neukirchen

Wir sehen uns! Eure Rosi

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

3 Kommentare

  • Hartmut Bisinger

    Hallo Rosa,
    komme aus dem Franken Wald und bin ein Hobbyköhler und
    seit 2016 Mitglied beim Köhlerverein Neukirchen a.Teisenberg.
    Den Verein habe ich beim grossen Europäischen Köhlertreffen
    in der Schweiz kennen gelernt.Zudem habe ich mit meiner
    Familie seit über 26 Jahren in Übersee am Chiemsee und Reit im Winkl
    Urlaub gemacht, daher ist ihre Region sehr bekannt.
    am 20.August sind wir wieder beim köhlerfest in Neukirchen dabei.

    Bis dahi ein Servus und Pfüad eich
    H.Bisinger

    • Rosi

      > schön, wenn sich so Freundschaften entwickeln und wir freuen uns über JEDEN, der sich für die Köhlerei interessiert und nach Neukirchen a.T. kommt – bis dahin – Rosi

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