
Seehorn: Aussichtsgipfel par Exellence über der Kallbrunnalm

Seehorn-Runde über der Kallbrunn-Alm
Die Kallbrunnalm liegt auf österreichischem Staatsgebiet im Naturpark Weißbach, unterliegt historisch bedingt aber dennoch der Bayerischen Verwaltung. Flächen- und was das Vieh betrifft Anzahlmäßig ist sie die größte Alm der Berchtesgadener Alpen. Dem Besucher bietet sie alles, was man sich von einer Alm im Berchtesgadener Land so wünscht: Saftige Weideflächen, urige Almkaser, fröhliche Kühe, ein umfassendes Speisenangebot aus eigen produzierten Lebensmitteln und ein großartiges Bergpanorama.
Die Kallbrunnalm ist deshalb bereits als eigenständiges Tourenziel überaus lohnend, zu Fuß, mit oder ohne Unterstützung des Almerlebnisbusses, oder per Mountainbike oder E-Bike erreicht man die Alm vom Hintersee aus durch das Klausbachtal und über den Hirschbichl. Darüber hinaus ist die Kallbrunnalm auch Ausgangspunkt für viele Bergtouren wie zum Beispiel dem rassigen Alm-Hausberg Hochkranz, der Hüttentour zum Ingolstädter Haus, dem Großen Hundstod oder eben der Seehorn-Runde, die ich am vergangenen Wochenende gedreht habe. Ein Berchtesgadener Alm- und Gipfelerlebnis par Excellence!
Mit dem Rad zur Kallbrunnalm
In der früh starte ich mit dem Rad vom Hintersee aus in Richtung Hirschbichl. Ich folge der angenehm fahrbaren Asphaltstraße und genieße dabei das ursprüngliche Landschaftsbild des wildromantischen Klausbachtales. Zumeist in mäßiger Steigung, allerdings auch zwei extrem steile Rampen überwindend, komm ich dem Hirschbichl und somit dem Grenzübergang nach Österreich näher. Nach einer kurzen Abfahrt vom Passübergang und der Querung unterhalb des Kammerlingshorns gelangt man über eine aussichtsreiche Forststraße an den Schlussanstieg zur Kallbrunnalm.
400 Höhenmeter zieht sich der Versorgungsweg steil hinauf. Auf einer ersten Weidefläche mit tollem Picknickplatz angelangt, wähnt man sich bereits an der Kallbrunnalm angekommen. Weit ist es von hier nun wirklich nicht mehr und schnell erreicht man die Almfläche der Kallbrunnalm mit ihren gigantischen Dimensionen und den zahlreichen, verstreut liegenden Almkasern. Man kann sich kaum entscheiden, welche der urigen Almhütten man für eine Einkehr unter der hochalpinen Kulisse der südlichen Berchtesgadener Gipfel aufsucht!




Über den Seehornsee auf das Seehorn (2321m)
An der Kallbrunnalm lasse ich mein Fahrrad stehen und steige nun weiter durch lichten Bergwald in angenehmer Steigung den Hang in Richtung Seehorn auf. Nach einer halben Stunde erreiche ich einen Latschenabschnitt, durch den es nun deutlich steiler aufwärts geht. Als ich einen Absatz erreiche, taucht unter mir auf einmal der fast kreisrunde Seehornsee auf, ein erster Höhepunkt auf der Seehornrunde. Das Ufer des tiefgrünen, kristallklaren Bergsees lädt zu einer ersten Pause ein.


Nun wird es steil: Die grandiose Aussicht auf dem Seehorn will schließlich nicht ohne Anstrengung gewonnen werden. Über felsdurchsetzte Latschen und zwei kurze Felsstellen führt der Steig schließlich auf einen Wiesenhang. Das Panorama wird immer umfassender. Toll ist der Rückblick auf die Almfläche der Kallbrunnalm mit den dahinter aufragenden Leoganger und Loferer Steinbergen. Besonders eindrucksvoll ist die Blickachse über den Zeller See auf die Glocknergruppe rund um den höchsten Berg Österreichs. Bald schiebt sich auch der Dießbachstausee ins Blickfeld.


An dem Sennerinkreuz vorbei erreicht man die Abbruchkante unterhalb des Schlussaufstiegs zum Seehorn. Hier wird erstmals der Blick über die Umgebung des Ingolstädter Hauses und die weiten Karstflächen des Steinernen Meeres frei. Imposant auch der Blick in die Abstürze des Seehorns. Dort kommt man sicher nicht so leicht auf den Gipfel wie auf der Route auf der ich mich befinde.
Diese endet mit einem letzten steilen Grashang und nach etwa 2.5 Stunden stehe ich auf dem Gipfel des Seehorns. Und bin erstaunt was es Richtung Norden alles zu sehen gibt. Als erstes fällt der aus dieser Perspektive ungemein markante große Hundstod ins Auge, der aus Sicht des Seehorns fast dem allgegenwärtigen Watzmann gleich links daneben die Show stiehlt. Schweift der Blick weiter Richtung Westen reihen sich der Hochkalter und die Hocheisspitze in die Kette der großen Berchtesgadener Berge ein. Der weite Blick zu den Hohen Tauern komplettiert die großartige Aussicht vom Seehorn.





Abstieg über die Kematenschneid zur Hochwies
Der bezeichnete Weg über die Kematenschneid und die Hochwies bietet die Möglichkeit, die reine Gipfelbesteigung zu einer abwechslungsreichen und landschaftlich einmaligen Rundtour auszuweiten. Nach ausgiebiger Gipfelpause verlasse ich das Seehorn also über den blumen- und aussichtsreichen Kamm der Kematenschneid.





Der wunderschöne Abschnitt über die Kematenschneid ist viel zu kurz. Denn schon bald verlässt der Steig den Kamm und führt entlang eines mächtigen Karstfeldes landschaftlich nicht minder ansehnlich in Richtung Hochwies hinab. Teilweise wird der Weg hier undeutlich, Markierungen leiten aber immer am Rande des Bachbettes eines Wasserlaufes verlässlich weiter abwärts. Immer wieder erstaunlich, wo überall Wasser aus dem Boden quellt, führt man sich den Kontrast zwischen dem munter plätschernden Bergbach und der trockenen Karstumgebung einmal vor Augen. Schließlich verlässt man das Bachbett und erreicht über eine kurze Steilstufe den nächsten landschaftlichen Höhepunkt.


Die Hochwies strahlt einen ganz besonderen Reiz aus, würde man solch eine platte und ausgedehnte Wiesenfläche doch eher in norddeutschen, küstennahen Gefilden als hier in hochalpiner Umgebung vermuten. Allerdings entdecke ich Murmeltiere und Gämsen anstelle von Austernfischern und Kiebitzen, die auf der Suche nach Fressbarem durch den grünen Grasteppich streichen. Wie menschliches Gewebe von Adern, wird die begraste Oberfläche der Hochwies von ausgetrockneten Bachbetten durchzogen. Stellenweise tritt der unterirdisch verlaufende Bach an die Oberfläche. Über allem thront der große Hundstod mit seiner himmelhoch aufragenden Westwand. Hochalpen treffen auf Marschwiesen!


Über den Dießbachstausee zur Kallbrunnalm
Kurz nach der Hochwies erreicht man eine Wegkreuzung wo man auf den Hüttenweg des Ingolstädter Hauses trifft. Hier würde man die Seehorn-Runde normalerweise über die Mitterkaseralm und den Weg entlang des Dießbachstausees beenden. Nach eineinhalb Stunden würde man wieder bei der Kallbrunnalm eintreffen. Allerdings hat der große Hundstod mir auf dem Seehorngipfel schon derart verheißungsvoll herübergewunken, dass ich einer Besteigung und dem Sonnenuntergang auf seinem Gipfel nicht widerstehen konnte. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag…
Die Seehornrunde ist eine wunderbare Bergtour, die euch ohne bergsteigerische Schwierigkeiten an einen idyllischen Bergsee vorbeiführt, ein aussichtsreiches Gipfelerlebnis schenkt und obendrein mit der Hochwies zu einem der außergewöhnlichsten Orte in den Berchtesgadener Alpen bringt. Auch der Dießbachstausee ist im Gegenteil zu vielen anderen Artgenossen eine wirkliche Bereicherung für das Landschaftsbild. Ein schöner Abschluss der Runde und in Sepp’s Berichten genauer und bildhaft beschrieben.


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