
Seehorn-Überschreitung und Ingolstädter Haus

Grenzen bestehen nur in unseren Köpfen, aber nicht in der Natur. Die heutige Bergwanderung befindet sich sowohl auf deutschem als auch österreichischem Boden. Was man aber während des Gehens natürlich nicht bemerkt – denn Grenzen bestehen nur in unseren Köpfen!
Für die heutige Tour fährt man zuerst in das österreichische Weißbach bei Lofer auf den Wanderparkplatz Pürzlbach. Alternativ kann man den Almerlebnisbus ab Ramsau Hintersee nutzen und bei der Abzweigung Kallbrunnalm aussteigen (unbedingt den Fahrplan beachten!). Wer von Weißbach bei Lofer/Pürzlbach startet, der geht mindestens eine Stunde auf einer breiten Forststraße. Allerdings wenn man seinen Daumen rausstreckt und ein Auto mit einheimischen Kennzeichen vorbeifährt kann man auch beispielsweise vom lässigen Koch der Jausenstation Kallbrunnalm mitgenommen werden.
Von der Kallbrunnalm lässt sich schon teilweise die komplette Tour von heute überblicken. Man kann gut das Seehorn als auch das Ingolstädter Haus in weiter Ferne gut erkennen. Das Seehorn und auch der gleichnamige See sind von der Kallbrunnalm ausgeschildert. Der gemütliche Bergwanderer braucht bis zu 3 Stunden zum Gipfel. Fittere sind natürlich schneller. Zuerst führt uns ein Pfad durch den Wald. Stetig bergan und vollkommen unschwierig. Immer mehr schraubt man sich hinauf, bis man vom Seehornsee überrascht wird. Dieser liegt smaragdgrün in einer Senke. Hinter uns kommt eine Gruppe Österreicher an. Wir heißen Sie spaßeshalber zum FKK-Badestrand am Seehornsee willkommen. Die Männer lehnen dies dankend ab und verzichten auf eine kostenfreie Geschlechtsumwandlung dank Seehornsee. Nun geht es rechts am See vorbei bergauf. Die Latschen wechseln schnell zum felsigeren Gelände und ein kleiner Kamin wird durchstiegen. Hierbei nutzen kleinere Menschen einfach noch ihre Hände zur Hilfe – so wie ich. Wer Bergerfahrung hat, wird hier keine Probleme haben beziehungsweise dies als schönsten Teil im Aufstieg empfinden. Nach dieser Passage öffnet sich der Blick und der letzte Schlussaufstieg wird erreicht. Hier kann man schön die steile Abbruchkante des Berges erkennen. Imposant, zauberhaft und super windig. Mütze und Sonnenbrille auf damit man nicht gerade ausschaut wie nach einem Trauerfall. Nach 20 Minuten, bei denen das Gipfelkreuz sichtbar wurde erreicht man den Gipfel.



Leider ist es etwas diesig heute, trotzdem ist die Sicht wunderbar. Markant der große Hundtod, der aussieht wie zwei aufgerichtete Hundeohren. Die paradiesische Hochwies. Der Übergang zu den Palfelhörnern, den Watzmanngrat …. Ach man kommt kaum noch aus dem schwärmen heraus 🙂
An so manchem Aussichtsgipfel könnte ich stundenlang sitzen und einfach nur schauen. So wie vor kurzem auf dem Hirschwieskopf – da saß ich 3 Stunden (gut: zwischendurch bin auch eingenickt 😀 ). Nach der ausgiebigen Gipfelrast soll es dann weitergehen und zwar über einen Grat zur Kematenscheid und weiter zur Hochwies. Die Hochwies ist mir schon von einer anderen Bergtour bekannt. Damals als ich dieses Fleckchen Erde zum ersten Mal erblickte, dachte ich, ich sei im Garten Eden gelandet.

Der Pfad entlang des Grates führt uns wunderschön gelegen bergab. Schnell kommt man zur Kematenscheid und zur Abzweigung zum Loferer Seilergraben steil hinab ins Wimbachgries. Dies sollte eigentlich der heutige Aufstiegsweg werden, doch seit dem Verkehrsunfall macht meine Hüfte nicht mehr so mit wie ich das gerne hätte.
Bald erreichen wir den Ursprung eines Baches und immer wieder überqueren wir ihn über Felsbrocken oder steigen an ihm entlang. Dann ist Garten Eden erreicht. In den Wanderkarten auch als Hochwies bezeichnet. Eine wunderschöne Szenerie und vor uns ganz markant wieder der große Hundstod. Ebenmäßig geht es hier auf der Wiese entlang. Hier braucht man keinem Weg folgen, hier geht man wie man will.

Sobald man die Hochwies verlässt geht es sogar seilgesichert über Felsstufen bergab. Hier kommt man auch einem Wasserfall vorbei.

Etwas weiter unten teilt sich nun der Weg in zwei Richtungen. Einmal bergab zum Dießbachstausee und zurück zur Kallbrunnalm oder bergauf zum Ingolstädter Haus in gut einer Stunde. Für mich wäre die Runde zu kurz gewesen um umzukehren und zurück zur Kallbrunnalm zu gehen. Ich will in mein geliebtes steinernes Meer und zur besten Einkehr in den Berchtesgadener Alpen, dem Ingolstädter Haus. Nun geht es über Geröllfelder fast stetig bergan bis man in das typische Landschaftsbild des steinernen Meeres gelangt. Wellenförmiges Gestein und sogenannte Kuhtrittmuscheln wo man nur hinschaut.

Am Ingolstädter Haus gibt es auf der Terrasse erstmal eine leckere Kaspressknödelsuppe und ein Stück des frisch gebackenen Kuchens. Der Blick von der Terrasse ins steinerne Meer ist schöner als TV schauen! Am Himmel ist allerdings schon der angekündigte Wetterumschwung für den nächsten Tag zu erkennen. Vor dem Abstieg gibt es noch einen Abschied. Und zwar vom Hüttenwirtsehepaar des Ingolstädter Haus. Familie Senninger führt liebevoll diese Berghütte auf der man leicht vergisst in welcher Region man ist. Die Hütte bietet ein Frühstücksbuffet wie es wohl kaum in so manchem Hotel oder Pension zu finden ist. Auch der Service und die Speisen sind durchweg super!



So langsam werde ich wehmütig. Ich will nicht zurück ins Tal, ich will nicht am nächsten Tag wieder arbeiten gehen. Ich will in den Bergen bleiben – denn draußen bin ich zu Hause.
Der Abstiegsweg erfolgt über den Dießbachstausee zurück zur Kallbrunnalm und hinab zum Wanderparkplatz Pürzlbach. Um richtig abschalten zu können während dieser Tour sollte man früh starten und keine Uhr mitnehmen (Stirnlampe sollte immer dabei sein).
Liebe Grüße, Eure Ann-Kathrin


5 Kommentare
Sepp
Super Tour!
Jürgen
Schön geschrieben, macht Lust auf die Tour, die ich vor drei Jahren auch mal gegangen bin…. Unbedingt mal wieder hin…. 🙂
Steve
Aufs Seehorn muss ich auch unbedingt einmal. Kenne bisher nur den Weg vom Wimbachgries über den Loferer Seilergraben zur Hochwies…da habe ich das Seehorn damals rechts liegen lassen.
Mal schauen ob’s vorm Winter noch was wird…aber die Liste wird und wird immer länger 😉
Hans Proksch
Danke für diesen wunderschönen Bericht, herzlich geschrieben und mit tollen Bildern illustriert…Klasse ! Weckt die Sehnsucht danach, es einfach nach zu machen. Auch die Anregung, nicht auf die Zeit zu achten und die Uhr weg zu lassen finde ich bemerkenswert…ist doch unsere Gegenwart von ständiger Hektik geprägt.
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