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Das Aperschnalzen im Rupertiwinkel

die Uferinger Schnalzer 2017 (Teisendorf) – Aperschnalzen im Rupertiwinkel

Das Aperschnalzen im Rupertiwinkel diesseits und jenseits von Saalach und Salzach
1939: Erstmals bayerische Gruppen beim Schnalzen dabei und die Schnalzergeißel geht nach Roßdorf-Ufering

Aus dem „Salzburger Volksblatt“ vom 13. Februar 1939: Die Schnalzer aus Roßdorf-Ufering errangen Sonntag nachmittags auf den Aiglhof-Feldern den Wanderpreis. …. Acht bayerische Gästegruppe und neun salzburgische Schnalzergruppen hatten sich heuer eingefunden, durchwegs mit je neun Schnalzern. Die Bayern konnten sich zum ersten Mal am Wettschnalzen um den Wanderpreis beteiligen, und obwohl Bartl Kemeter in seiner Ansprache bei Rückgabe der Wanderpreis-Schnalzergeißel aus den Siezenheimer Gruppen Jung und Alt an Kuno Brandauer die salzburgischen Gruppen aufmunterte, sie möchten sich bemühen, dass der Wanderpreis „nicht allzu weit weg kommt“, gelang es der bayerischen Gruppe Roßdorf-Ufering, die große Schnalzergeißel über die Saalach hinüber zu gewinnen.

die Schnalzer von Roßdorf-Ufering vor dem Lenzn-Wirt in Ufering
diese Schnalzer haben zum ersten Mal die „Goaßl“ vom nahen Österreich nach Deutschland (Bayern) geholt

 44 Jahre dauert es nach diesem ersten großen Erfolg, bis die Schnalzer aus Ufering am 14. Januar 1983 einen Schnalzerverein gründen. Aber immer wieder reihen sie sich bereits vor der Vereinsgründung auf vorderen Plätzen ein beim 1954 unter dem großen Verdienst des Jakob Armstorfer und seiner Familie in Saaldorf erstmals durchgeführten großen Rupertigau-Preisschnalzens und können sogar zweimal – am 22. Februar 1981 und am 6. Februar 1983 – als Sieger die Wandergoaßl mit nach Hause nehmen. Unter den Vereinsvorständen Josef Seeböck (1983 – 2000), Franz Thanbichler jr. (2000 – 2014) und Franz Aicher (2014 bis heute) kommen dazu noch Erfolge bei der erstmals am 15. Januar 1978 ausgetragenen Gemeindemeisterschaft Teisendorf mit 12 mal als Sieger bei der Allgemeinen Pass und 13 mal als Sieger bei der Jugend. Zu dem in diesem Jahr am 5. Februar zum 40. Mal ausgetragenen Gemeindepreisschnalzen von Teisendorf laden die Uferinger Schnalzer als Ausrichter für 12.30 Uhr zum Empfang der Passen und dem Beginn des Preisschnalzens um 13.30 Uhr nach Ufering ein.

die Uferinger Schnalzer 2017 (Teisendorf)

Der uralte Brauch des Aperschnalzens oder auch Faschingsschnalzens lässt sich in seinen Ursprüngen – wie bei so vielen anderen Bräuchen auch – nicht genau festlegen. Über seine Bedeutung kann man mehr oder minder nur mutmaßen. Als Verständigung zwischen Dörfern und gar besonders zu Pestzeiten soll das Schnalzen gedient haben, und/oder zum Vertreiben der Wintergeister und Wecken des Frühlings. Die über die Jahrhunderte entstandene tiefe Verwurzelung in der Bevölkerung zeigt sich darin, dass sich das Schnalzen durch Niemanden und Nichts verbieten hat lassen, wie Aufzeichnungen belegen. Simon Heß führt in seiner Seminararbeit aus: Im Stadtarchiv Laufen liegt ein Bericht des Landgerichtes Laufen aus dem Jahre 1810. In ihm heißt es: „An Fastnachtstagen wird von den Jungen auf dem Lande in regelmäßigem Takte ein Geknalle mit langen Peitschen und in Maskeraden mancher groteske Zug in der Gegend gemacht.“ Offensichtlich kommt es aber häufig zu Belästigungen und Ausschreitungen wegen des durch das Schnalzen produzierten Lärms. Aus diesem Grund erließ Landrichter Kuttner am 4. Februar 1826 ein Schnalzverbot für alle Landgemeinden: „Das sogenannte Faschingsschnalzen artet in verschiedene Missbräuche aus. Es wird daher folgendes verfügt:

  1. Das Schnalzen darf nicht in Ortschaften, nicht an Straßen und nicht in einer Nähe von 500 Schritten an denselben geschehen.
  2. Nach dem Gebetläuten abends und während der Gottesdienste ist das Schnalzen gänzlich verboten.
  3. Übertretungen dieser Verfügung werden mit Arrest bestraft und Schnalzer nach dem Gebetläuten als Nachtschwärmer und Ruhestörer behandelt.
  4. Dies ist öffentlich bekannt zu machen“

Ein solches Verbot wurde von den damaligen Schnalzern natürlich nur allzugerne übertreten.

die Schnalzer von Ufering (Teisendorf) zwischen 1950 – 1952

 Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gilt das Schnalzen entgegen der heutigen Ausübung mehr als gesellschaftliches und geselliges Ereignis. An Bauernfeiertagen oder an Tagen mit weniger Arbeit treffen sich die Burschen ab 18 Jahren zwanglos in den Dörfern und Weilern zum sogenannten „Zuabeschnalzen“ und gehen gemeinsam in Richtung eines Nachbardorfes, wobei sie immer wieder Zwischenstops einlegen und schnalzen. Dies hören Nachbardörfer und machen sich genauso auf den Weg und man trifft sich dann zu einem letzten gemeinsamen Schnalzen bei einem Wirt und holt die Mädchen des Dorfes zum Tanz, wo es dann oft hoch hergeht.

die Uferinger Schnalzer (Teisendorf) – Aperschnalzen im Rupertiwinkel

Seit dem Stefanitag (2. Weihnachtsfeiertag) lassen sie sich wieder hören – die Schnalzer und Schnalzerinnen in den Dörfern und Weilern des Rupertiwinkels dieseits und jenseits von Saalach und Salzach und legen dann am Aschermittwoch ihre Goaßln wieder weg bis zum nächsten Stefanitag.

Eure Rosi

Fotos vom Schnalzen als kurzes Video

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

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