
Unter Tage

Das Salzbergwerk Berchtesgaden ist eines der beliebtesten Ausflugsziele unserer Heimat. Jedes Kind war schon einmal drinnen, doch als erwachsener Einheimischer besucht man Deutschlands ältestes aktives Bergwerk nur selten. Ich war sehr dankbar, als ich vom Salzbergwerk zu einer Sonderführung eingeladen wurde. Heute Vormittag war es dann soweit.
Noch bevor das Bergwerk offiziell seine Tore für Besucher öffnet, treffe ich die anderen Eingeladenen – etwa 20 Personen – am Eingang. Bekannte Gesichter sind darunter, das Salzbergwerk hat Blogger und Instagrammer zu dieser Sonderführung eingeladen. Nach der obligatorischen Einkleidung in einen Bergmann-Overall führt uns mein Namenskollege, der Bergmann Sepp, zum kleinen Zug, der uns ins Innere des Salzbergs befördert.

Das Fotografier-Verbot unter Tage hat man bei unserer Sonderführung aufgehoben. Eine tolle Sache! Allerdings ist das Fotografieren im Dunklen sehr schwierig. Ich hoffe Ihr verzeiht mir das Bildrauschen und gelegentliche Unschärfen! 650 Meter weit fahren wir mit dem Zug, bis zum Kaiser Franz Sinkwerk. Diese große Halle, die Salzkathedrale, ist der erste Stopp unserer Reise.

Während Bergmann Sepp Wissenswertes zum Salzabbau erklärt, schaue ich mich um. Es gibt viel zu sehen.


In dieser großen Halle befindet sich auch die erste Rutsche, für viele Besucher das Highlight der Tour. 34 Meter rutschen wir hinunter auf den Grund des Kaiser Franz Sinkwerks.

Vom Kaiser-Franz-Sinkwerk gehen wir weiter zur Steinsalzgrotte, die nach dem Märchenkönig Ludwig II. benannt wurde, der längere Zeit in der Königlichen Villa Berchtesgaden verbrachte.

Ein interaktives Modell des Stollensystems inklusive Erklärfilm bildet die nächste Station, bevor wir am Blindschacht angelangen.

Als nächstes liegt die Station Streckenvortrieb auf unserem Weg. Hier erklärt uns Bergmann Sepp die Entwicklung der Arbeitsmethoden unter Tage: Früher schafften Menschen mit Werkzeug ein paar Zentimeter pro Tag, heute schaffen schwere Maschinen bis zu 6 Meter pro Tag.

Am Bohrspülwerk erfahren wir dann, wie das Salz aus dem Berg gewaschen wird. Im Nassen Verfahren wird das Salz aus dem Fels gewaschen, die so entstehende Sole wird über die Soleleitung in die Saline nach Bad Reichenhall gepumpt. Nach diesen beiden sehr technischen Stationen appelliert die nächste ans Gefühl: Im Magischen Salzraum ertönen sphärische Klänge während eine farbenfrohe Lichtshow rund um die zentrale Salzleuchte beginnt.

Nach dem Magischen Salzraum bringen uns ein Stollen und die zweite Rutsche hinunter zum Spiegelsee. Insgesamt sind wir nun schon 130 Meter tiefer als beim Eintritt in den Berg.

100 Meter lang ist der unterirdische Salzsee, 40 Meter breit und 2 Meter tief. Das erstaunlichste ist aber die Spiegelung der Decke auf der Wasseroberfläche.

Während der Überfahrt mit dem Floss über den See bilden Lichter am Ufer wachsende und glitzernde Salzkristalle – ein stimmungsvolles Erlebnis!

Auf der anderen Seite tropft die Alpensole in ein Becken, neugierig probiere ich das Wasser: Es ist sehr salzig, der Salzgehalt des Sees ist fast so hoch wie der des Toten Meeres.

Wir haben jetzt den tiefsten Punkt auf unserer Tour erreicht. Bevor wir uns aber wieder in höhere Gefilde begeben, passieren wir noch einen ganz besonderen Ort unter Tage: Im Herzen des Salzberges befindet sich nämlich ein Lager der Berg- und Enzianbrennei Grassl.

In Steingutfässern reift hier ein Gin, der nach uraltem Brennrecht aus Wacholderbeeren aus dem Nationalpark Berchtesgaden gebrannt wird.

Die Steingutfässer atmen die salzige Luft und geben eine leicht salzige Note an den 1571 Miners Gin weiter.

Ein Schrägaufzug bringt uns wieder auf Höhe der Salzkathedrale. Während langsam die ersten regulären Besucher des Tages eintrudeln, serviert uns das Salzbergwerk noch eine Brotzeit. Wenn Ihr auch mal unter Tage essen wollt, habt Ihr am 7. Dezember dieses Jahr nochmal die Chance dazu: Dann findet das letzte Dinner im Salzbergwerk des Jahres statt. Nächstes Jahr gibt es dann wieder weitere Termine.

Gegen Mittag verlassen wir auf dem Zug wieder das Innere des Berges.

Mein herzlicher Dank an das Salzbergwerk für die wunderbare Führung! Euer Sepp


7 Kommentare
Simone
Das sind ja super eindrucksvolle Bilder! Der Spiegelsee, fantastisch! Vielen Dank fürs Zeigen. Da muss ich unbedingt bei meinem nächsten Besuch hin.
Im übrigen gefällt mir Euer Blog sehr!
Viele Grüße Simone
Sepp
Liebe Simone, vielen Dank für das Lob. Freut mich sehr 😉
Marianne Hagen
Wir waren im August im Bergwerk.Hat uns super gefallen.Auch die tollen Rutschen.Danke für die Fotos,das ist eine schöne Erinnerung .
Adelinde Schulz
Sehr eindrucksvoll…immer wieder interessant, egal wie oft man schon unten war.
Martin
Das Salzbergwerk ist schon interessant. Allerdings empfinde ich den Eintrittspreis als eindeutig zu hoch! Kommt mal ins Ruhrgebiet! Zudem wird man fast durch die Anlage gejagt – man hat kaum Zeit, interessante Dinge ausgiebiger zu betrachten.
Das grundsätzliche Fotografierverbot ist mehr als überholt und sollte dringend (auch aus Gründen der „Mund-zu-Mund-Werbung“) aufgehoben werden.
Sepp
> Danke Martin für dein Feedback! Ich frag bei Gelegenheit mal nach, was es mit dem Fotografier Verbot auf sich hat. LG Sepp
Stefan
War heute nach 10 Jahren das 2. mal unten. Zuerst: einmalige Show im Spiegelsee und die Rutschen nach unten! Vor 10 Jahren konnte man sich alles in Ruhe anschauen – heute werden die Besuchergruppen wie in Neuschwanstein durchgepusht! Vieles zum anschauen bleibt auf der Strecke – leider! Als Vater 2er Kinder schlägt dieses Abenteuer mit knapp 50€ zubuche – das will 2x überlegt sein! Dazu kommt logischerweise das Souvenirfoto von der Einfahrt in den Stollen und das Rutschenfoto da ist man auch gleich 10€ los! Fotografieren aus Sicherheitsgründen lt. Bahnführer verboten!? Wie bitte? Da gehts doch nur darum Geld mit den Fotoverkäufen zu machen! Das ist echt überholt! In der Zeche Bochum war fotografieren auch kein Problem! Das sind leider Negativmängel – aber dennoch ist es ein Erlebnis wert! Wann ich mit kompletter Familie nochmal hinfahre ist ungewiss! Zu teuer um das öfters zu machen – es kommt ja noch Anfahrt und lokale Verpflegung dazu (wer mit Kids reist weis was ich meine, und ja wir hatten Essen dabei..)! Toller Blog – weiter so!