Kultur

Die Rauhnächte — eine Zeit des Brauchtums

Kalt ist es geworden im Berchtesgadener Land und der Schnee hüllt die Gipfel der Berge ein. Von Weihnachten bis zum Dreikönigstag am 6. Januar halten die Rauhnächte Einzug in den Bergen und machen ihrem Namen alle Ehre: Rauh ist es in der Natur geworden, sie hat sich zurück gezogen und schläft. Nur leise und kaum merklich werden die Tage ab dem 21. Dezember wieder länger und das Licht kommt zurück. Die Geschichten über die Rauhnächte berichten von ganz besonderem Brauchtum und geheimnisvollen Sagen und geben Zeugnis von alten Zeiten. 

Da braust in den stillen Nächten mit Hundegebell und Pferdegewieher die Wilde Jagd durch die Luft und ihr Anführer, der Wilde Jäger, nimmt alle mit sich, die so unvorsichtig waren, sich nach draußen zu trauen und sich nicht sofort platt auf den Boden werfen.

Da wird der Berchta oder Frau Holle und ihren vielen Kindern im Wald ein Tisch mit Essen gedeckt, von dem sie während ihrer Reise durch das Land zehren können. Nur beobachten darf man sie dabei nicht! Die Fleißigen und Achtungsvollen belohnt sie mit goldenen Geschenken.

Man kann belauschen, wie die Tiere im Stall miteinander sprechen und der Volksmund kennt viele magische Sprüche, die in den Rauhnächten ihre Wirkung entfalten. 

Wer die Möglichkeit dazu hat, dem bieten die Rauhnächte eine Gelegenheit, sich zurückziehen, auf das vergangene Jahr zurückblicken und vorwärts auf das neue sehen. 

Im Osten graut’s, der Nebel fällt,

Wer weiß, wie bald sich’s rühret!

Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt,

Von allem nichts verspüret.

Nur eine frühe Lerche steigt,

Es hat ihr was geträumet

Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,

Das kaum die Höhen säumet.

– Joseph von Eichendorff (1788-1857)

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