Melanie Hochreiter freut sich riesig, den Snowboard-Weltcup auf Ihrer Heimpiste begrüßen zu dürfen.
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Die Heimat immer mit am Start

Melanie Hochreiter aus Bischofswiesen ist als Snowboard-Profi weltweit erfolgreich

Mit wachem Blick betritt die sportliche, junge Frau unser Büro im AlpenCongress. Auf Anorak und Rucksack prangt der Bundesadler und zeichnet sie als Leistungssportlerin im Nationalteam aus. Melanie Hochreiter ist 26 Jahre alt, wohnt in Bischofswiesen und zählt zu den erfolgreichsten Snowboarderinnen in Deutschland. Wie Wintersportler im Sommer trainieren, welche größten Erfolge Melanie feiert und was sie sich für den Snowboard-Nachwuchs wünscht, darüber haben wir uns bei einer Tasse Kaffee unterhalten.

Melanie, Du bist Polizeiobermeisterin. Wie kriegst Du Beruf und Leistungssport unter einen Hut?

Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich vom Sportförderungsprogramm der Bayerischen Polizei profitieren kann. Zwar hat meine Ausbildung mit fünf Jahren natürlich deutlich länger gedauert, aber dafür war ich pro Jahr bis zu acht Monate für Training und Wettkämpfe freigestellt. Seit 2017 bin ich ausgebildete Polizistin und kann mir weiterhin einen Großteil meiner Zeit für den Sport frei nehmen. Die Bayerische Polizei hat ein großartiges Sportsystem.

Und wie schaut es mit dem Privatleben aus?

Auch hier habe ich Glück. Mein Freund trainiert die Damennationalmannschaft im Ski Alpin. Auch er ist im Winter wahnsinnig viel unterwegs. Dadurch, dass wir beide im Wintersport sind, wissen wir einfach wie es ist und kennen es nicht anders. Da gibt es viel Respekt und Verständnis, das kriegen wir super hin… auch wenn wir uns natürlich manchmal gegenseitig aufziehen – Snowboarder und Skifahrer sind auf der Piste ja oft nicht die allerbesten Freunde.

Was hast Du denn für Dich persönlich als Deinen größter Erfolg empfunden?

Natürlich war es ein Traum, als ich mich für die Olympiade qualifiziert habe. Aber beim Weltcup auf der Simonhöhe in Kärnten an einem Wochenende gleich zwei Mal auf dem Treppchen zu stehen, das hat mich auch umgehauen.

Melanie, wie ist es eigentlich gekommen, dass Du Snowboard-Leistungssportlerin geworden bist?

Pure Neugier. In der Schule habe ich während einer Wintersportwoche das Snowboarden ausprobiert. „Skifahren kann ich jetzt, jetzt muss ich was Neues lernen!“ dachte ich mir. Ich habe schon früh gemerkt, dass mir der Sport unheimlich viel Spaß macht. Schon mit fünf Jahren habe ich den Männern in meiner Familie, meinem Papa, Onkel und Bruder, nachgeeifert und war in jeder freien Minute beim Fußballspielen. Ich war richtig gut, aber irgendwann durfte ich in Bischofswiesen nicht mehr spielen, weil ich das einziges Mädel war. Meine Eltern haben mich dann jahrelang in den nördlichen Landkreis gefahren. Da gabs ein Damenteam und wir waren auch ziemlich erfolgreich. Als ich dann aber die ersten Kinderrennen im Snowboarden gewonnen habe, musste ich den Fußball schweren Herzens zu Gunsten voller Konzentration aufs Snowboarden aufgeben.

Was macht eine Snowboarderin im Sommer?

Der Sommer ist eine wichtige Vorbereitungsphase. Mindestens vier Mal in der Woche fahre ich ins Crossfit nach Salzburg oder an den Olympiastützpunkt in Berchtesgaden. Ich habe Trainer, die mich dort mit einem festgelegten, straffen Plan fordern und an meine Höchstleistung heranführen. Die restlichen Tage trainiere ich durch lange Rad- und Bergtouren meine Ausdauer.

Was taugt Dir denn am Snowboarden besonders?

Früher habe ich auf dem Board viel ausprobiert, Sprünge und alles Mögliche in der Halfpipe. Als mir der Trainer ein Raceboard gegeben hat, wusste ich, dass ich angekommen bin. Schnell sein, das hat mir schon beim Fußball besonders gut gefallen. Und wenn ich mich beim Parallel-Slalom direkt neben meiner Konkurrentin im Kurs messe, immer ein bisschen Strategie im Kopf – das macht für mich den Reiz aus.

Nach einer Verletzungspause 2018/19 bist Du wieder auf Höchstniveau. Wie schaut Deine Zukunftsplanung aus?

Als ich auf der Olympiade in China so kurz vor dem Finale ausgeschieden bin, war mein Ehrgeiz vollends angestachelt. Damit kann ich nicht leben: Ich muss bei der nächsten Olympiade dabei und erfolgreich sein!

Melanie, Du bist durch Deinen Sport sehr viel auf Reisen? Hast Du dabei Heimweh nach Berchtesgaden?

Das nicht unbedingt – ich freu mich ja auf die Rennen. Das Reisen war und ist schon sehr spannend für mich. Ich kannte das Fliegen nur in kurzer Hose auf dem Weg in den Familienurlaub. Jetzt darf ich neben den Wettbewerben Peking besichtigen, mir die Niagarafälle anschauen und superinteressante Menschen aus aller Welt kennenlernen. Ich kenne mittlerweile die Kniffe: Die Schuhe müssen beispielsweise unbedingt ins Handgepäck. Wenn die weg sind, kannst Du alles vergessen. Und meine Heimat Berchtesgaden mit dem schönsten Berg der Welt habe ich übrigens immer mit dabei!

König Watzmann prangt kunstvoll auflackiert auf Melanies Helm. So ist die Heimat immer mit am Start – egal, wo sie auf der Welt unterwegs ist. 

Melanies Tipps

Meine Lieblingsbergtouren sind am Untersberg. Ob Doppler- oder Thomas-Eder-Steig, ob gemütliche Einkehr am Zeppezauerhaus oder auf der Toni-Lenz-Hütte, der Untersberg ist so abwechslungsreich und man hat einen wunderschönen Blick auf den schönsten Berg der Welt, unseren König Watzmann.

Meine Lieblingsskitour führt mich vom Haus meiner Großmutter in Berchtesgadens Ortsteil Oberau auf das Roßfeld. Hier sind wir auf fast im grandiosen hochalpinen Gebiet mit einem wunderschönen Blick auf das Göllmassiv und haben trotzdem ein bisschen Trubel vom Naturschnee-Skigebiet. Mit der Roßfeld-Skihütte gibt es eine urige Einkehrmöglichkeit direkt an der Tour.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

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