Kultur

Der Leonhardiritt in Holzhausen

Reiter und Reiterinnen auf traditionell geschmücktem Pferd beim traditionellen Leonhardiritt in Holzhausen - Teisendorf, Oberbayern, der Umritt ist erstmals urkundlich erwähnt 1612, dabei werden die wunderschön herausgeputzten Pferde gesegnet, Deutschland
Reiterinnen in Tracht auf herrliche  geschmückten Pferden beim traditionellen Leonhardiritt in Holzhausen


„St. Leonhard ruft zum Pferdesegen“
Der Leonhardiritt in Holzhausen in der Gemeinde Teisendorf – Berchtesgadener Land / Rupertiwinkel

Der Pfingstmontag – ein großer Feiertag für das kleine Dorf Holzhausen in der Gemeinde Teisendorf. Tausende säumen die Straßen beim Leonhardiritt. Prächtig geschmückte Pferde und Festwägen ziehen dreimal am Leonhardikircherl vorbei, den vom Pfarrer gespendeten Segen für Roß und Reiter, Haus und Hof und den Viehstand zu  empfangen.

Leonhardiritt in Holzhausen - GemeindeTeisendorf - Oberbayern
Leonhardiritt in Holzhausen – Pferd und Reiter erhalten den Segen

1424 berichtet die Geschichte erstmals von einer Heilig-Kreuz-Kapelle in Holzhausen – der Ort wird erstmals erwähnt 927. 1612 beginnt das Rechnungsbuch des „Lobwürdigen Gotshaus des Heiligen Chreuzes zu Holzhausen Teysendorffer Pfarr“ mit dem Eintrag einer Entlohnung an den Priester, der einen Bittgang abhielt.  Dieser Eintrag lässt Holzhausen auf eine mindestens 400jährige Geschichte zurückschauen. Damals noch einfacher Bittgang, steht in einem Eintrag zu Ostern 1682:  Als man mit dem Kreuz allhero geritten ist. Dies belegt die uralte Tradition des Rittes, der sich bis in die heutige Zeit erhalten hat.

Motivwagen beim Leohardiritt zwischen 1945 und 1950 - viele dieser Motivwägen rief der damalige Kaplan Spitzl ins Leben. Er verfügte, dass alle Ortsteile der Pfarrei einen Motivwagen stellen mußten Kreuzgruppe - Fahrer Fritzenwenger Johann im Hintergrund das Fallwickl-Anwesen
Motivwagen beim Leohardiritt zwischen 1945 und 1950 – viele dieser Motivwägen rief der damalige Kaplan Spitzl ins Leben. Er verfügte, dass alle Ortsteile der Pfarrei Teisendorf einen Motivwagen stellen mußten – die Kreuzgruppe

Damals zu Ostern, verlegte sich der Ritt im Laufe der Zeit auf den Pfingstdienstag und später auf den Pfingstmontag. Finden die Leonhardiumritte andernorts um den 6. November – dem Namenstag des hl. Leonhard – statt, nennt sich der Ritt in Holzhausen zwar nach dem hl. Leonhard, der um 1715 vom Nebenpatron zum Hauptpatron der Kirche wurde, legt aber den Termin nicht in den Herbst.

Verbote vom Salzburger Erzbischof im 18. Jhdt. konnten den Ritt nicht zum Erliegen bringen, der 1. und 2. Weltkrieg brachte jeweils eine Unterbrechung, der Ritt setzte sich aber wieder fort und nahm in den 1950er Jahren einen großen Aufschwung.  In diesen Zeiten sammelten sich die Reiter in Teisendorf, Oberteisendorf und Ringham, um bereits gemeinsam zum Ritt nach Holzhausen zu reiten.

Reiter Ludwig und Thannbichler Beppi, Teisendorf Leonhardiritt Holzhausen - der Ritt beginnt bereits in Teisendorf am Marktplatz
Leonhardiritt Holzhausen – der Ritt beginnt bereits in Teisendorf am Marktplatz

Um die Organisation besser gewährleisten zu können, gründete sich 1950 die Holzhauser Leonhardivereinigung, aus  der 1973 die Leonhardigilde e.V. hervorging. In den 1960er Jahren reduzierte sich  der Pferdebestand und damit die Teilnahme am Umritt wegen der zunehmenden Motorisierung in der Landwirtschaft drastisch und man dachte Anfang der 1970er Jahre darüber nach, den Ritt nur mehr alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. Der immer größer werdende Zuspruch ließ diesen Plan wieder fallen und heute kommen alljährlich mehr als 300 Rösser nach Holzhausen.

der traditionelle Leonhardiritt in Holzhausen - Teisendorf, Oberbayern, der Umritt ist erstmals urkundlich erwähnt 1612, dabei werden die wunderschön herausgeputzten Pferde gesegnet, Deutschland
der traditionelle Leonhardiritt in Holzhausen – die Standarte der Leonharidgilde

Sie geben mit ihren kunstvoll geflochtenen Perücken aus Hanf oder die Mähne geflochten und mit Blumen besteckt ein beredtes Zeugnis christlichen Brauchtums. Die Reiter, Reiterinnen und Fuhrleute tragen in ihrer durchwegs heimatlichen Tracht zu einem herrlichen Gesamtbild bei. Den Hut gezogen erhalten sie in Ehrfurcht den Segen für ein gutes, unfall- und krankheitsfreies kommendes Jahr.

Die Wochen vor Pfingsten steigt im Dorf Holzhausen die Betriebsamkeit enorm. Die zehn eisenbereiften Wägen für die Miniatur des Leonhardikircherls, den heiligen Leonhard und der Bauernheiligen Notburga und Isidor kommen aus dem Stadel und für den großen Tag  vorbereitet.

die Bauernheiligen Notburga und Isidor beim traditionellen Leonhardiritt in Holzhausen - Teisendorf, Oberbayern, der Umritt ist erstmals urkundlich erwähnt 1612, dabei werden die wunderschön herausgeputzten Pferde gesegnet, Deutschland
die Bauernheiligen Notburga und Isidor beim traditionellen Leonhardiritt in Holzhausen

Auf den weiteren von den Holzhauser Dirndl ebenfalls wunderschön mit Blumen und Girlanden geschmückten Wägen werden die die Musikkapellen aus Teisendorf, Neukirchen und Ringham-Petting Platz nehmen. Für die Teisendorfer Trachtler und die Holzhauser Schützen stehen ebenfalls die Wägen bereit.

die Trachtler auf einem herrlichen Pferdegespann mit Kaltblutpferden beim Leonhardiritt in Holzhausen bei Teisendorf mit

Die Burschen des Dorfes kümmern sich um die Buchenäste – die Rittstauden, die die knapp 1 ½ Kilometer lange Wegstrecke säumen und holen die Daxen für die unzähligen Meter Girlanden, die die Mädchen binden.

Einprächtiges Zeugnis gelebten Brauchtums in einem Dorf, das alljährlich in den Wochen um den Leonhardiritt im „Ausnahmezustand“ lebt, um den enormen Aufwand an Organisation immer wieder aufs Neue mit einer der größten Brauchtumsveranstaltungen im Südostbayerischen Raum zu krönen.

Reiter mit Kaltblutpferde unter dem Triumphbogen beim Leonhardiritt in Holzhausen bei Teisendorf mit, Oberbayern, der Umritt ist erstmals urkundlich erwähnt 1612, dabei werden die wunderschön herausgeputzten Pferde gesegnet, Deutschland
Reiter mit Kaltblutpferden unter dem Triumphbogen beim Leonhardiritt in Holzhausen bei Teisendorf

Bis dann – wir sehen uns in Holzhausen – Pfingstmontag um 10 Uhr! Eure Rosi

Alle Fotos: RoHa-Fotothek Fürmann
alte Aufnahmen: Archiv Fürmann

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

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