
Die Wiederroute auf den Watzmann

Der Watzmann, das zentrale Gebirgsmassiv der Berchtesgadener Alpen, beherrscht den Talkessel der Gemeinden Berchtesgaden, Schönau am Königssee und Ramsau. Seine Mittelspitze ist mit 2.713 Metern die höchste Erhebung der Berchtesgadener Berge auf deutscher Seite. Neben dem klassischen Weg über das Watzmannhaus und das Hocheck (2.651 m) auf der Route der legendären Watzmannüberschreitung kann man den Mittelspitz-Gipfel auch über die Wiederroute erreichen. Diese landschaftlich eindrucksvolle Klettertour führt vom Watzmannkar durch die sogenannte kleine Watzmann Ostwand direkt auf die Mittelspitze.
Achtung: Diese Tour kann man aufgrund ihrer Schwierigkeit nur bei bestem Wetter machen und nur mit jemandem begehen, der die örtlichen Gegebenheiten kennt. Vor Alleingängen wird dringend gewarnt! Ein Helm ist wegen der Steinschlaggefahr Pflicht! Bergerfahrung (auch im Fels), Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind obligatorisch! Stellenweise extrem ausgesetzt!
Wir starten unsere Tour am Parkplatz Hammerstiel in Schönau am Königssee, im Vergleich zum Startpunkt Wimbachbrücke in Ramsau sparen wir uns so etwa 100 Höhenmeter im Anstieg. An der Schapbachalm lugen die Gipfel des Watzmanns erstmals hervor, sowohl der kleine als auch der große Watzmann sind schon hell erleuchtet von der aufgehenden Sonne, während die Alm noch im Schatten liegt.

In der Kurve am Ende der Almweide zweigen wir rechts ab ins Watzmannkar, hier wäre der ideale Platz für das Bike-Depot, wenn wir mit dem Mountainbike gefahren wären. Durch den Wald erreichen wir bald den Weg, der von Kühroint in Richtung Watzmannhaus führt, den sogenannten Falzsteig, den wir überqueren und schließlich das Watzmannkar erreichen.

Über Schotterfelder und große Gesteinsbrocken marschieren wir am Fuß des kleinen Watzmanns durch das Kar, vor der Watzmann-Jungfrau, dem 4. Watzmann-Kind, biegen wir nach rechts ab in Richtung des Watzmanngletschers bzw. dem was noch davon übrig ist. Am Rand des Schneefeldes entdecken wir zahlreiche Metallteile: Es sind die Überreste eines vermutlich im Oktober 1940 hier abgestürtzen Flugzeuges, einer JU 52, die der abschmelzende Watzmann-Gletscher seit zehn Jahren Stück für Stück wieder freigibt.

Oberhalb des Watzmann-Gletschers wartet ein letztes steiles Schotterfeld auf seine Überquerung. Da vor uns bereits ein Gruppe unterwegs ist und das Gelände aus losem Material besteht, setzten wir bereits hier unsere Helme auf, um uns vor Steinschlag zu schützen. An der Einstiegsrinne zur Wiederroute verstauen wir unsere Stöcke und machen Pause.
Die Wiederroute durch die kleine Ostwand
Eine etwa 70 Meter hohe Rinne im zweiten Schwierigkeitsgrad (UIAA) bildet den Einsteig in die Wiederroute, am Ende der Rinne wartet eine etwa drei Meter hohe Wand im dritten Schwierigkeitsgrad.

Hier beginnt das Wiederband: ein bis zu 30 Meter breites Schichtband, das man auch vom Tal aus erkennt.

Hier ist kein Klettern nötig, man kann trotz der Steilheit des Bandes meistens normal gehen, ohne seine Arme und Hände einsetzten zu müssen.

Ca. 300 Höhenmeter überwindet man auf dem Band, bevor man den sogenannten Bandwächter erreicht, einen etwa fünf Meter hohen Felsen, den man links umgehen oder auf der rechten Seite durch eine schmale Öffnung passieren kann.

An der Rückseite des Felsens gibt es ein Wandbuch, wo man sich eintragen kann. Im Notfall kann eine Eintragung der Bergwacht wertvolle Hinweise liefern. An dieser Stelle offenbart sich erstmals der Blick in die richtige Watzmann-Ostwand.

1.500 Meter senkrecht nach unten schweift unser Blick zur Eiskapelle, dem Einstiegspunkt zur Watzmann Ostwand, und von ganz unten dann 2.000 Meter nach oben zur Watzmann Südspitze, die schon unmittelbar nah erscheint.

Über dem Abgrund klettern wir weiter, die schwierigste Stelle (UIAA III-) befindet sich genau hier. Der Fels ist allerdings sehr griffig und so stellt die Kletterei kein Problem für uns dar.
2.713 Meter – Auf der Watzmann Mittelspitze
Nach 800 Höhenmetern in der Wand und etwa 2.000 Höhenmetern insgesamt erreichen wir die Mittelspitze des Watzmann.

Während unseres Aufstiegs hatten wir strahlenden Sonnenschein und beste Sicht, aber jetzt ziehen einzelne Nebelschwaden vom Königssee über die Watzmann Ostwand aufwärts.

Wir suchen uns ein freies Plätzchen zur Brotzeit, was gar nicht so einfach ist, da der Gipfel der Mittelspitze relativ schmal und ausgesetzt ist und wir natürlich nicht alleine hier oben sind. Am Watzmanngrat zwischen Mittel- und Südspitze beobachten wir zahlreiche Bergsteiger, die sich gerade an der Watzmannüberschreitung versuchen.

Nach ausgiebiger Gipfelrast und Brotzeit machen wir uns wieder auf den Weg. Wir entscheiden uns für den Weg zurück über das Hocheck und Watzmannhaus, da dieser Weg kürzer ist, als über die Südspitze und das Wimbachgries und wir außerdem unsere Autos ja am Hammerstiel Parklplatz geparkt haben. Während wir auf dem schmalen Grat zwischen Mittelspitze und Hocheck nur vereinzelt andere Bergsteiger treffen, tummeln sich am Hocheck Gipfelkreuz dutzende Menschen.

Auch im Abstieg vom Hocheck kommen uns zahlreiche Bergsteiger entgegen. Über die Watzmanngrube erreichen wir schließlich das Watzmannhaus, wo wir bei einem Radler auf der Terrasse die Tour nochmal Revue passieren lassen.

Über den bekannten Weg über Mitterkaser– und Stubenalm, erreichen wir wieder Schapbach und nach insgesamt etwa 10 Stunden schließlich Hammerstiel.
Ganz unten findet Ihr noch den genauen Verlauf der Wiederroute auf den Watzmann, Euer Sepp
2 Kommentare
lutz
Hi, tolle Tour. Wollen wir in diesem Jahr machen mit Heinz Zembsch. Mal sehen ob das Wetter mitspielt. Bis dann
Sepp
Na dann viel Spaß, die Wiederroute ist wirklich eine der schönsten Bergtouren, die ich kenne!