Ice, ice Baby…
Zur Info: Dieser Bericht stammt aus dem Herbst des letzten Jahres
Heute hatte ich das Vergnügen einen befreundeten Nationalpark-Ranger bei seinem St. Bartholomä Dienst zu begleiten. Bei einem Nationalpark-Ranger handelt es sich nicht um einen klassischen Waldarbeiter oder um einen Job, der nur im Freien stattfindet. Klar, handwerkliche Arbeit wird auch gefordert – so wie heute, in der geschlossenen Informationsstelle auf St. Bartholomä müssen ein paar Reparaturen vorgenommen werden. Mein bayrischer Ersatz-Papa Nationalpark-Ranger ist einer der am längsten im Nationalpark-Dienst tätigen. Nationalpark-Dienst beinhaltet Informationsstellen-Dienst, Fachführungen, Umweltbildungsarbeit und auch klassische Büroarbeit.
Für einen Arbeitstag auf St. Bartholomä hätte man sich keinen schöneren Tag wünschen können. Strahlender Sonnenschein und die Sonne gibt tatsächlich ein bisschen Wärme ab. Bei der Überfahrt mit den Elektrobooten der Schifffahrt bieten sich stimmungsvolle Aussichten. Ein leichter Nebelschleier umschmeichelt die Halbinsel St. Bartholomä. Die steilen Flanken des Watzmannstockes und des steinernen Meeres ragen spitz hervor.



Ein Herbst-Winter-Traum. So ganz kann man derzeit nicht bestimmen in welcher Jahreszeit man sich gerade befindet. Es gibt nur auf den Hochlagen Schnee, der sich weder für das Ski fahren noch für das Schneeschuhwandern eignet. Diese ausgewöhnliche Wetterlage kann man optimal für Wanderungen nutzen und so verabschiedete ich mich von meinem Nationalpark-Ranger, der seinen Reparaturarbeiten nachgehen musste und machte mich auf dem Weg zur Eiskapelle.

Erst ebenmäßig geht es auf einem einfach Waldweg in Richtung „Fieberbründl“ und der Kapelle dazu. Man sagte dieser Stelle Heilkräfte nach bei Fiebererkrankungen. Da ich mich bester Gesundheit erfreue, ist es für mich nicht weiter interessant. Nun geht es leicht ansteigend in Kehren weiter hinauf. Der Weg ist einfach zu gehen und benötigt keine besondere Ausrüstung wie Trekkingstöcke, nur die Schuhe sollten bequem sein.
Nach dem zweiten Warnschild, das man nun auf eigene Gefahr in schroferes Gelände gelangt und es keinen Wanderweg mehr gibt ist es nicht mehr weit bis zur Eiskapelle. Nun hat man die Qual der Wahl, es gibt massig ausgetretene Pfade, die zur Eiskapelle führen. Vor mir thront schon die Watzmann-Ostwand. Leise denke ich mir „wer weiß, wir zwei, irgendwann in der Zukunft“. So jeder hat doch seine versteckten Bergsteigerträume. Neben mir rinnt sanft der Eisbach. Bald öffnet sich der Blick und die imposante Eiskapelle eröffnet sich mir am Fuße der Watzmann-Ostwand.




Bei der Eiskapelle handelt es sich nicht um eine Kapelle aus Eis. Ihren Namen bekam sie aber wegen ihres Aussehens im Inneren, das mit seiner kuppelartigen Form an ein Kirchenschiff erinnert. Vom hinein gehen rate ich komplett ab, gerade bei der derzeitigen Witterung. Dass es viel zu warm ist merkt man hier auch. Es rumpelt gewaltig und laut. Vor der Eiskapelle liegen schon einige große und grobe Eisbrocken, die wohl vor kurzem hinab brachen. Was so ein Brocken mit einem Mensch macht, will ich mir gar nicht ausmalen.



Die Eiskapelle ist sowas wie der südlichste „Gletscher“ und deswegen so einzigartig hier in den Berchtesgadener Alpen. Je nach Jahreszeit verändert sie ihr Aussehen. Für mehr Fachinformationen über die Eiskapelle und ihre Geomorphologie empfehle ich folgende Internet-Website: www.eiskapelle.de
Da derzeit keine Ferienzeit ist, kann ich fast eine Stunde alleine bei der Eiskapelle verbringen und ihre Schönheit bewundern. Dann heißt es Abschied nehmen. Mein Nationalpark-Ranger wartet, es wird noch der Magen gefüllt im Gasthaus neber der Kirche. Dann geht es in der Dämmerung zurück an die Schiffsanlegestelle in Königssee. Ein Tag gefüllt von schönen Eindrücken geht zu Ende.
Eisige Grüße, eure Ann-Kathrin