
Hüttenportrait Watzmannhaus 1930 m

Das Watzmannhaus ist wohl eine der bekanntesten Berghütten hier in den Berchtesgadener Alpen, nicht nur wegen des berühmten Namensgebers, sondern auch wegen der 128 Jahre Geschichte, die diese Berghütte prägten.


Zu damaligen Zeiten war die Ansicht der Alpinisten, dass ein gestandener Bergsteiger keine Hütte brauch(t)e. Die ambitionierten vollbrachten die Watzmannüberschreitung in einem Tag. Weniger ambitionierte verbrachten die Nacht in der Guglalm. Urig und fast schon romantisch wurde in dieser einfachen Berghütte die Nacht verbracht. Doch auch der zu jener Zeit herrschende Erschließungswahn machte vor König Watzmann nicht Halt. Schon damals war der imposante Gebirgsstock bei Urlaubs-Ggästen beliebt. Also musste eine Unterkunft mit Bewirtung her. So wurde im Sommer 1886 ein geeigneter Platz ermittelt. Man kam zu dem Ergebnis, dass der Falzköpfl, ein freistehender Felsriegel an der Nordwestseite des großen Watzmanns sich hervorragend für den Bau einer Berghütte eignete.
Die Alpenvereinssektion München sprang finanziell ein, als der Sektion Berchtesgaden die Gelder nicht ausreichten für den Bau des Hauses. Im Juli 1887 war es dann endlich soweit, der Bau des Watzmannhaus begann. Es sollte die erste gemauerte Berghütte werden und so wurde nach Akkordarbeit am 5. August 1888 die feierliche Eröffnung vollzogen. Vorläufig sollten 25 Personen dort Platz für eine Übernachtung haben.

Doch die Massen an Übernachtern verlangte dann rasch die erste Erweiterung. Kein gerinerer als Johann Grill – der Kederbacher – war der erste Pächter des Watzmannhauses. Man sagte sich, das eigens wegen ihm viele Besucher sich den dreistündigen Anstieg gaben um seinen mitreisenden Erzählungen zu lauschen. Bis 1905 bewirtete er das Haus und übergab dieses im Alter von 70 Jahren an seinen gleichnamigen Sohn.


Durch den Druck des Bezirksamtes Berchtesgaden wurde durch die Erweiterungen von 1908 – 1911 dem Watzmannhaus sein heutiges Gesicht verliehen. Bis in die 1950iger Jahre wurden Mulis als Materialtransportmittel genutzt. Erst im Jahre 1960 wurde die Materialseilbahn ab Mitterkaser fertig gestellt.
Noch länger als die Zeit der Familie Grill im Watzmannhaus ging die Ära der Familie Strobl-Bitterling. Ganze 60 Jahre wurde die Alpenvereinsberghütte mit Herzblut geführt. Die erste Pächterin des Watzmannhauses las den Bergsteigern jeden Wunsch von den Lippen ab. Ihre Nachfolge trat ihr Schwiegersohn Albert Bitterling und nach ihm dessen Sohn an. Nach mehrmaligen Pächterwechseln nach der Ära Strobl-Bitterling übernahmen 1993 Roman und Karin Kurz die Pacht des Watzmannhauses. Karin Kurz machte sich einen Namen, da sie als eine der wenigen ersten Frauen die Bergwachtprüfung bestand.

Im Jahre 1999 übernahm dann das jetzige Pächterpaar Annette und Bruno Verst die Hütte. Annette ist gelernte Krankengymnastin und kommt ursprünglich aus der Gegend des schwäbischen Biberach. Ihr Mann Bruno ist gelernter Steinmetz und verbrachte 15 Urlaube in der Ur-Hütte der Alpenvereins-Sektion Berchtesgaden, dem Kärlingerhaus. Dort lernten sich die beiden kennen. Bruno Verst kannte schon den Trubel, der in einem großen Unterkunftshaus herrschen kann. Gerade Bruno wird für seine Hilfsbereitschaft und seine unerschütterliche Ruhe geschätzt. Weswegen er auch von der Bergwacht mit dem Preis „Bergwacht-Edelweiss“ ausgezeichnet wurde. Ein großes Entgegenkommen der Bergwacht Ramsau bei Tag und Nacht, umfangreiche Auskünfte über vermisste Bergsteiger, die zur Verfügungstellung der Seilbahn für Materialtransporte und die Verpflegung der Rettungskräfte zeichnen Bruno Verst besonders aus. Aber nicht nur menschlich auch finanziell unterstützt das Ehepaar Verst die Bergwacht durch beachtliche Spenden.

Mittlerweile kann das Watzmannhaus 219 Schlafplätze anbieten. Welche zur Sommersaison regelmäßig ausgeschöpft werden. Insgesamt gibt es 10 Matratzenlager und 16 Mehrbettzimmer.


Einfach beachtlich wie diese Anströme vom Hüttenteam und den Pächtern koordiniert bewerkstelligt werden müssen. Trotzdem herrscht dort keine Anonymität. Man sieht Bruno Verst zusammen mit Bergsteigern auf der Terasse des Watzmannhauses sitzen, wie er sich mit ihnen unterhält. Auch ich wurde von einem Mitglied des Teams wiedererkannt bei einem Besuch vor kurzem dort oben.


Zu festen Zeiten kann eine Halbpension angeboten werden. In den Morgenstunden wird dann ein Frühstück angeboten, welches zwischen 6,50 € und 8,50 € kostet. Es ist einfach faszinierend wie die Bequemlichkeiten unserer modernen Zeit auch in alpinen Berghütten angekommen sind. Heißes Wasser, eine Auswahl verschiedener Speisen, Heißgetränke, alkoholische Getränke und Kuchen – auf nichts müssen wir Wanderer und Bergsteiger in den Berghütten verzichten. Welche Arbeit dahinter steckt und vor allem welch Knochenjob, die Hüttenteams und die Pächter hier vollbringen sollte für keinen Besucher eine Selbstverständlichkeit sein. Gerade durch das Konsumieren von Getränken und Speisen und durch ein Trinkgeld, kann man diese Arbeit bei einem Besuch mit unterstützen.

Wer selbst mal im Watzmannhaus übernachten möchte sollte seine Reservierung telefonisch unter der Nummer +49-8652-964222 tätigen.

Verschiedene Aufstiegswege führen zum Watzmannhaus. Es empfiehlt sich unter anderem der Aufstieg vom Wanderparkplatz Hanmerstiel in Schönau am Königssee oder für erfahrene und konditionierte Alpinisten der Aufstieg über den Rinnkendlsteig ab St. Bartholomä nach Kühroint und von dort über den Falzsteig zum Watzmannhaus (schwarz markierte Bergsteige!).
Viele Grüße, eure Ann-Kathrin


5 Kommentare
Rainer Loczenski
Dieses Jahr ist er dran???
Gibt es sowas wie einen Newsletter!
Ela
Hallo Ann-Kathrin,
Danke für diesen tollen Bericht und vor allem den beindruckenden Bildern.
LG Ela
Jan Hoffstadt
Toller Bericht und sehr schöne Bilder!
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