große Berge - kleine Ann-Kathrin
Berge

Unverspurtes Glück

Blick zum Schottmahlhorn
Blick zum Schottmahlhorn

Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder purer Sonnenschein!  Was wäre denn ein Winter ohne Sonne? Da brächte all das Weiß nichts, er wäre trist! Die Sonne ist mein Lebenselixir und somit auch mein Motor, der mich in die Berge treibt. Bei bestem Wetter und einigem Neuschnee geht es von Ramsau Wimbachbrücke heute in Schneeschuhen zur Wimbachgrieshütte.

Vorbei am Wimbachlehen geht es nun in Richtung Wimbachschloss. Ich starte am späten Vormittag. Mir wurde schon prophezeit, dass ich hier hinten im Wimbachgries ganz alleine sein werde. Perfekt! Genau das brauche ich. Doch schon hinter mir bemerke ich zwei Rentnerpaare, die mich gerade beim anschnallen meiner Schneeschuhe begutachen. Schnell weg! Das kann ich gar nicht gebrauchen – ich will meine Ruhe. Also Highspeed an und die Powder-Gaudi beginnt. Der Weg durch das Wimbachgries ist gerade wenn er durchweg gespurt ist die reinste Genuss-Schneeschuhtour. Leider war heute nur bis zum Wimbachschloss gespurt und so lag es an mir, meine Kondition auszupacken und selbst alles zu spuren.

Palfenhörner voraus
Palfenhörner voraus
große Berge - kleine Ann-Kathrin
große Berge – kleine Ann-Kathrin

Zuerst bleibt man auf dem Sommerweg der durch den Wald führt. Erst wenn man an eine Kreuzung gelangt, die nach rechts abzeigt Richtung Wimbachgrieshütte, so geht man im Winter nach links direkt in den Schuttstrom. In der Hoffnung endlich ordentlich Sonne zu tanken und vor allem auch Wärme – werde ich mit starken Winböen begrüßt. Der Wind schlägt mir nur so in Gesicht. Schnell die Sonnenbrille auf, denn sonst bekäme ich wohl kaum meine Augen auf. Auch eine Mütze und dicke Handschuhe müssen übergestreift werden. Wind und Kälte machen aus dem Genuss auf einmal eine Tortour, es ist nun vorbei mit dem Genuss. Schade!

Aber davon lass ich mich nicht abbremsen. Die Szenerie, die sich mir darbietet ist einfach der Wahnsinn. Glitzernder Schnee, der aussieht wie kleine Diamanten ( es waren Diamanten und nun bin ich die reiche Schneekönigin 😛 ), um mich herum steile Felswände, die zum Watzmannstock, Hochkalterstock und dem steinernen Meer gehören. Links hinter den Palfenhörnern der große Hundstod, im Sommer noch so leicht zu erreichen, nun im Winter unerreichbar für mich. Lieber Hundstod, du musst noch ein paar Monate auf mich warten bis wir wieder vereint sind. Doch ich schweife ab! Genug Geträume!

die schöne Wand
die schöne Wand
Folge mir!
Folge mir!

Vor lauter Geträume und Fotos machen (es ist wie eine Sucht, ich kann nicht anders) merke ich wie meine Finger taub werden. Da denke ich mir ‚Toll Anka, du trägst gerade eine wunderbare Primaloft Jacke von Montura und eine Skitourenhose vom selbigen Hersteller, aber an anständige Handschuhe hast du nicht gedacht‘. Auf einmal werden die Zehen taub. Verdammt! Kamera eingepackt, Handschuhe an und Speed Speed Speed. Ich muss schneller gehen, versuchen die tauben Gliedmasen zu bewegen und das anstrengende spuren wird schon schaffen, dass mir wieder warm wird. Und genauso ist es!

Wo man sonst im Sommer mittlerweile relativ zügig durchkommt ist es ein absoluter zäher Brocken heute. Ich trage Schneeschuhe, aber da der Schnee weich und ganz frisch ist, versinke ich trotzdem ordentlich. Auf dem Rückweg wird es sicherlich eine Gaudi, aber wenn es stetig bergan geht in dem super weichen, wolkenartigen Schnee komme ich schon gut ins Schnaufen.

unverspurtes Glück
unverspurtes Glück

Als ich dann endlich an der Wimbachgrieshütte ankomme, stürmt es noch immer und mittlerweile versteckt sich die Sonne hinter dem großen Palfenhorn. Fail! Das wird wohl nichts mit angenehmer Brotzeit in der Sonne. Sitzmöglichkeit wäre eh keine gewesen, denn es ist alles super tief eingeschneit. Man erahnt wo mal die Sitzbank am Haus war.

Dank meiner Jacke mit Primaloftfüllung von Montura muss ich mich auch nicht umziehen, da mein dünnes Longsleeve unter der Jacke nicht nass geschwitzt wurde und ich somit auch nicht auskühle. Ein trockener Rücken ist im Winter Gold Wert! Bei meiner ersten Schneetour ging es damals zum Kehlstein. Damals war ich vollkommen falsch angezogen. Ich trug ein Skiunterhemd, einen Fleecepulli und eine Skijacke darüber. Wechselkleidung hatte ich keine dabei. Dementsprechend wurde mir extrem warm und mein Rücken inklusiv aller Kleidungsstücke war feucht. So blieb ich nicht lange an meinem Ziel, da ich durch die Kälte beinah stark auskühlte. Auch im Winter ist Wechselkleidung und das Zwiebelprinzip sinnvoll. Auch ich habe mittlerweile gelernt wie wichtig die richtige Kleidung ist, vor allem im Winter! Und mittlerweile schauen die Kleidungssrücke der Marken Montura, Martini und Dynafit für Frauen super stylisch aus. Beispielsweise ist mein SkiSky Jacket von Montura tailliert geschnitten und somit perfekt für eine weibliche Figur. Wie oft trugen wir Frauen schon Daunenjacken in denen wir aussahen wie übergewichige Quadrate obwohl man jediglich normal gebaut ist?!

imposante Aussicht
imposante Aussicht

So, da es nun nichts mit einer ausgedehnten Brotzeit wurde muss ich mich wieder auf den Rückweg machen. Jetzt kommt der angenehme Teil. Wie beim Joggen kann man durch den Schnee hüpfen. Der Schnee wird aufgewirbelt und man kommt auch relativ schnell voran.

Es gibt nur eine Spur - meine Spur
Es gibt nur eine Spur – meine Spur

Auch den starken Wind habe ich nun hinter mir gelassen und ich muss nicht mehr vermumt unterwegs sein. Endlich die erhoffte Genusstour. Meine Brotzeit mache ich dann auf der Terasse des Wimbachschloss. Freundlicherweise haben die Wirtsleute nicht die Tische und Stühle in das Haus zurück gestellt und ich kann hier gemütlich sitzen. Am Nachmittag komme ich dann wieder bei der Wimbachbrücke an, im Gepack tolle Fotos und schöne Eindrücke und ich freute mich total auf eine ausgiebige heiße Dusche mit anschließendem kuscheln mit meiner Wärmeflasche.

Das ist Winter im Bergsteigerdorf Ramsau!

Weiße Grüße, eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

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