
Der Königsseer Fußweg

Deutschland’s schönster Wanderweg 2016
Letztes Jahr wurde der beliebte Königsseer Fußweg vom Deutschen Volksportverband DVV zu Deutschland’s schönstem Wanderweg 2016 in der Rubrik „Land & Natur“ gekürt. Der Weg wurde dabei der zusätzlichen Themenstellung „Seen und Biotope, Flüsse und Bäche entlang des Wanderwegs“ besonders gerecht. Kein Wunder, wird man bei seiner Begehung von Berchtesgaden aus doch durchgängig vom Plätschern der Königsseer Ache begleitet bis man letztendlich an den sagenhaften Königssee gelangt.
Der Königsseer Weg ist auch Teil des Premiumweitwanderweges Salzalpensteig, der vom Chiemsee am Königssee vorbei zum Hallstätter See führt. Dieser ist zur Zeit als Schönster Wanderweg Deutschlands 2017 nominiert, der momentan vom Wandermagazin gesucht wird. Noch könnt ihr abstimmen, vielleicht muss sich der Königsseer Wanderweg das Prädikat, der Schönste im Lande zu sein, dank eurer Mithilfe dann schon bald teilen….
Der absolute Allrounder unter den Berchtesgadener Wanderwegen bleibt er ohnehin. So erfüllt der Königsseer Wanderweg mehrere Funktionen für mich. Zum Einen lege ich den Großteil meines Arbeitsweges auf seiner Route zurück, zum Anderen ist er oft Zufahrtsweg zu vielen Bergtouren in der Umgebung. Außerdem rundet er meine Lieblings-Joggingstrecke durch die Schönau ab.
Des Öfteren lasse ich den Königsseer Wanderweg aber auch zur eigentlichen Hauptattraktion der Unternehmung werden und missbrauche ihn nicht ausschließlich als Mittel zum Zweck. Dann spaziere ich den Weg einfach entlang, wenn ich nach Feierabend nochmal kurz an die frische Luft möchte oder Besuch ein wenig was von der Umgebung zeige. Dies ist übrigens zu allen Jahreszeiten möglich, gerade zur kalten Jahreszeit lädt der Wanderweg zu einem gemütlichen Winterspaziergang ein.

Von Berchtesgaden an den Königssee
Der Königsseer Fußweg beginnt direkt am Hauptbahnhof Berchtesgaden. Mit dem großen Kreisel am Ortseingang hat man dann auch schon gleich die (verkehrstechnische) Schlüsselstelle der gesamten Tour hinter sich. Hat man diese überwunden, folgt man dem hier noch geteerten Weg, der vor der Einfahrt ins Industriegebiet am Triftplatz einbiegt. Ab der Gärtnerei Sommer folgt man dann fast durchgängig dem gut ausgebauten Schotterweg entlang der Königsseer Ache. Entsprechend ist der Wanderweg für Jung und Alt bequem auch mit Kinderwagen begehbar und angenehm auf dem Rad zurückzulegen (Was übrigens trotz des Beinamens Fußwegs erlaubt ist). Entlang des gesamten Weges trifft man immer wieder auf Bänke am Achenufer oder mit Sicht auf die Berchtesgadener Bergwelt.
Auch bei den derzeitigen eher nassen Witterungsbedingungen ist der Königsseer Fußweg problemlos zu begehen und kann durchaus als echter Tipp für eine Regenwanderung gelten. Denn gerade dann ist es ein Genuss den tösenden „Fluten“ der Königsseer Ache zu lauschen und zu verfolgen, wie sich die Wassermassen angetrieben von immer neu nachkommenden Wassermassen auf ihren Weg in Richtung Salzach und Inn begeben. Auch dem einen oder anderen Feuersalamander bin ich hier bei Sauwetter schon begegnet und es scheint mir, als ob auch die Graureiher einen ruhigen Regentag zum Fischen bevorzugen. Gerade nach massiven Niederschlägen lässt sich auf Höhe des Kreisels ein merkwürdiges Phänomen beobachten, wenn die von Gesteinsmaterial aus dem Wimbachgries und Klausbachtal braungefärbte Brühe der Ramsauer Ache auf die kristallklare, türkis gefärbte Königsseer Ache trifft.
Das erste Highlight des Weges taucht so bald auf der rechten Seite des Weges auf und hört auf den Namen Nasse Wand. Diese immerfeuchte Wand gibt besonders im Winter ein grandioses Bild ab, wenn sich an den glatten Felsen gigantische Eiszapfen bilden. Hinter der Nassen Wand schaut schüchtern der Kleine Watzmann hervor. Eine Holztafel gibt Aufschluss über die Model-Karriere der Nassen Wand, die in der Vergangenheit oft als Motiv für zahlreiche Maler herhalten durfte. Die informativen Holztafeln begleiten den Wanderer von nun an den gesamten Königsseer Fußweg lang und erzählen von der interessante Geschichte der Holztrift in der Königsseer Ache.

Nun passiert man das zu einem Flüchtlingsheim umfunktionierte Alpenhotel Tauernhof. Jeden morgen, wenn ich zur Arbeit fahre,werde ich hier freundlich von Groß und Klein aus aller Welt gegrüßt und jedes Mal frage ich mich wieder, wie es sein muss, aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder afrikanischen Ländern im beschaulichen und friedlichen Berchtesgadener Land zu landen. Ob es die Schönheit der Berchtesgadener Bergwelt vermag, die zurückgebliebenen seelischen Narben traumatischer Fluchterlebnisse zu heilen?

Hinter dem Gasthaus Waldstein, das zur Einkehr einlädt, wird der Weg schmaler und führt nun durch einen besonders schönen Abschnitt. Beeindruckend ragt der Hohe Göll samt Trabanten über den grünen Wiesen auf. Auch der Watzmann zeigt sich von der folgenden Lichtung besonders fotogen. Nun taucht der Weg erstmal für eine Zeit in den Wald ein und verlässt das Ufer der Ache.



Gerade im Frühling ist dieses Wegstück eine echte Augenweide, wenn der Blumenteppich unter den Bäumen fast wöchentlich seine Farbe von weiß auf lila, auf gelb wechselt. Immer wieder gibt es schöne Plätze, an denen gerade Kinder ihrem Entdeckersinn nachgehen und die Natur in all ihren Facetten erfahren können. Einer dieser schönen Plätze ist die Brücke über einen kleinen Gebirgsbach, der hier in die Königsseer Ache mündet.
Bald ist die Brücke erreicht, die nach Schönau-Unterstein abzweigt, wo man sich beim Bäcker mit einem Pausensemmel versorgen kann, sich im großen Biergarten des Gasthauses Unterstein niederlässt oder im niedlichen Calvis Café selbstgemachte Eis-, Kuchen- und Schokoladenspezialitäten genießt.
Ansonsten folgt man dem Weg weiter durch den Wald, bis man ein kurzes Stück auf einer Nebenstraße erreicht. Entlang schöner Grundstücke und unterhalb des Campingplatzes Grafenlehen gelangt man bald an meine Lieblingsstelle des Weges, bei der die Königsseer Ache von einer Insel zweigeteilt wird. Hier ist die Ache besonders breit, durchfließt Stromschnellen ähnliche Gebilde und wird von wunderschönen Bäumen gesäumt.



Der Königssee kommt nun immer näher, nach einer Unterführung erreicht man schnell die Seeklause, wo die Königsseer Ache ihren Ursprung aus dem Königssee nimmt. Und dann steht man auch schon am Ufer des weltberühmten Königsees….

Hier bleibt es dann jedem selber überlassen, ob man mit den Schiffen der Königsseeschifffahrt noch nach St. Bartholomä oder gar zur Saletalm für eine Anschlusswanderung überfährt. Ob man noch kurz am berühmten Malerwinkel vorbeischaut oder gleich die ganze Malerwinkel-Runde geht. Oder ob man den Tag einfach am Ufer des Königssees ausklingen lässt und in einer der Wirtschaften einkehrt. Natürlich ist auch der Rückweg auf der selben Route eine Alternative. Stromabwärts bieten sich nochmal ganz andere Perspektiven…
Vielleicht trifft man sich ja demnächst mal auf dem Königsseer Fußweg. Auf dem Weg zur Arbeit, beim Joggen, früh morgens auf dem Weg zu einer großen Bergtour, während einer kleinen Regenrunde oder einfach auf einem abendlichen Abschaltspaziergang.
Euer Jannis


4 Kommentare
Rüdiger Schwarz
Einmal im Jahr mein ganz persönlicher Pilgerweg: Königsseer Fußweg entlang der Ache, von Berchtesgaden bis zum Königssee, dann Bootsfahrt bis Salet und zu Fuß entlang des Obersees zur Fischunkelalm – zum Innehalten. Dann entspannt die gleiche Route zurück. Unübertrefflich.
Jannis
Hallo Rüdiger,
danke für deinen Kommentar, habe ihn erst jetzt gesehen. Ja das stimmt, da hast du eine wunderbare Pilgerstrecke! Die Fischunkelalm und überhaupt die Gegend rund um den Obersee gehört sicher zu den schönsten Orten bei uns! Lg Jannis
Rüdiger Schwarz
> Mitte Juni ist es wieder soweit. Die Freude darauf ist schon Teil des Weges. Gruß aus Lübeck
Thomas
Wunderschön gut beschrieben.