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„Die Himmelsleiter“ – mit dem Mountainbike auf den Spuren des Salzes

„Die Himmelsleiter“
Salzgeschichte an der ehemaligen Soleleitung zwischen Bad Reichenhall und Traunstein

Salz – das weiße Gold – es prägte und prägt die Geschichte von Bad Reichenhall über Jahrtausende bis in das Jetzt. Immer wieder trifft man in dieser Region auf Zeugnisse aus dieser Zeit – ganz besonders eindrucksvoll dabei die geniale Pionierarbeit der ersten „Pipeline“ der Welt. In dieser „Pipeline“ – die Soleleitung gelangte die Sole von Bad Reichenhall nach Traunstein.

Das Erleben dieser Geschichte lässt sich mit einer abwechslungsreichen Mountainbike-Tour (mit oder ohne E) „Rund um den Hochstaufen“ verbinden. Mit dem Start in Piding (im Berchtesgadener Rupertiwinkel) führt die Strecke durch Mauthausen und weiter entlang der Saalach (Bad Reichenhall) über Nonn hinauf auf den Jochberg und über den Jochbergsattel dann wieder stetig bergab bis nach Weißbach a.d. Alpenstraße.

Weißbach a.d. Alpenstraße

In Weißbach a.d. Alpenstraße lässt sich ganz besonders und hautnah ein Teil der ehemaligen „Pipeline“ bewundern: „Einmal die Himmelsleiter von oben nach unten schauen“ – in Weißbach an der Alpenstraße ist das möglich. Die Radlstrecke führt direkt an diesem, aus der damaligen Zeit noch bestehenden Zeugnis der grandiosen, die Soleleitung erst möglich machenden Technik vorbei. Der Radl/Wanderweg entlang der ehemaligen Soleleitung von Bad Reichenhall nach Traunstein führt geradewegs die Himmelsleiter hinauf, um von dort oben an dem alten Hochbehälter der ersten Pipline der Welt einen grandiosen Panoramablick über das Tal um Weißbach zu genießen.

„Die Himmelsleiter“ in Weißbach a.d. Alpenstraße

Bereits um 4500 v. Chr. belegt die Geschichte die Nutzung der in Bad Reichenhall auf natürliche Weise zu Tage tretenden Sole. Als „Weißes Gold“ brachte es Reichtum und Ansehen in die Stadt.

die Alte Saline in Bad Reichenhall
die riesigen Wasserräder in der Alten Saline in Bad Reichenhall
im Quellenbau der Alten Saline in Bad Reichenhall

Die Salztransporte der Salzsäumer verfrachteten das aus der Sole versottene Salz mit ihren Pferden und Fuhrwerken/Karren weit in entlegene Regionen und benutzten die Säumerwege und Salzstraßen in teils waghalsigen Passagen über die Berge.

Spuren der Karren der Salzsäumer auf dem Jochberg

Die Versiedung der Sole aber verschlang über die Jahrhunderte immense Holzmengen. In der Zeit des angehenden 17. Jahrhunderts verheizte die Saline Bad Reichenhall an die 265 000 qm Holz – eine Menge, die der Talkessel und die Umgebung von Bad Reichenhall nicht mehr liefern konnte. Die Idee, in Traunstein mit seinen rundum riesigen Wäldern eine Saline zu errichten, benötigte eine „Pipeline“ von Bad Reichenhall nach Traunstein. 250 Höhenmeter galt es zu überwinden auf der aus Baumstämmen gebohrten 31 km langen Soleleitung. Hans Reifenstuel als genialer Baumeister legte mit seiner Erfindung der Kolbendruckpumpe den Grundstein für die Machbarkeit dieser Leitung – erbaut dann in den Jahren 1617 bis 1619. Die Steig- und Druckleitung für die Sole und das Aufschlagwasser an den Pumpstationen stellte er aus Blei her, später durch Gussrohre ersetzt.

Diese „Himmelsleiter“ in Weißbach a. d. Alpenstraße zeigt heute noch die grandiose Leistung der Baumeister und gibt einen Eindruck um die Wichtigkeit des Salzes für Bad Reichenhall. Ursprünglich 113 m lang verlängerte sich die Weglänge der Treppe an der „Himmelsleiter“ nach dem Umbau der Soleleitung um 1800 auf die Länge von 207 m – das macht 556 Stufen – zur Überwachung der Leitung vom Brunnwart mehrmals täglich zu bewältigen. Mit einigen Neuerungen führte die Leitung die Sole bis in das Jahr 1958 von Bad Reichenhall nach Traunstein. Das Einsetzen der Kohlefeuerung in Bad Reichenhall im Jahre 1912 bedeutete das allmähliche Aus der Saline in Traunstein.

ehemalige Salinenstadt Traunstein mit den Chiemgauer Bergen im Hintergrund

Zurück zu unserer Radltour: Weiter geht es bei „rund um den Hochstaufen“ mit einem kleinen Abstecher von Weißbach a.d. Alpenstraße entlang der Queralpenstraße mit zwei gewaltigen Naturschauspielen. Zum einen lässt sich die immense Kraft der Gletscher am Schliff im sogenannten Gletschergarten nur Ansatzweise erahnen und zum anderen stürzt sich gleich gegenüber des Gletschergartens mit ein paar Minuten Fußweg zu erreichen der Weißbach mit einem mächtigen und prächtigen Wasserfall in die Tiefe.

die Weißbach-Wasserfälle
Der Gletschergarten

Unsere Rad-Reise führt uns weiter Richtung Inzell mit dem Abzweig zum inmitten der Berge ruhig da liegenden Falkensee – ebenfalls ein Relikt der letzten Eiszeit. Unterirdische Quellen mit einer Temperatur von etwa 6 – 8 Grad speisen den See und halten die Wassertemperatur den ganzen Sommer über  ziemlich konstant und im Spätherbst und beginnenden Winter lange eisfrei – ideal für die Überwinterung von zahlreichen Wasservögeln.

der Falkensee in der Gemeinde Inzell
Das Breitmoos bei Inzell

Durch das landschaftlich wunderschöne Breitmoos führt der Weg an Inzell vorbei und hinauf nach Adlgaß, wo das ehemalige Forsthaus zu einer zünftigen Einkehr lädt.

ehemaliges Forsthaus Adlgaß
Wegkreuz auf der Inzeller Höhe an der Gemeindegrenze zwischen Inzell und Anger
es geht hinunter nach Anger

Gut gestärkt empfängt uns der Teisenberg zu wieder mehr Anstrengung und über die „Inzeller Höhe“ erreichen wir Anger auf der Nordseite des Teisenbergs. Von hier geht es gemütlich die letzte Strecke zurück nach Piding zu unserem Ausgangspunkt.

Panorama über Piding – Aufham -Anger mit Lattengebirge, Fuderheuberg, Hochstaufen und Zwiesel

Eine einmalig schöne Tour!
Eure Rosi

Alle Bilder: RoHa-Fotothek Fürmann

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

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