Herbsttour Gotzenalm und Landtal
Die Erfüllung meiner Bürgerpflicht am Sonntag war für mich eine willkommene Ausrede, um nicht allzu früh aufzustehen und die eigentlich vorgenommene große Bergtour aufzuschieben. Stattdessen habe ich mich auf mein E-Bike geschwungen und bin in Richtung Gotzenalm geradelt. Die Berggaststätte auf der Gotzenalm hatte an diesem Sonntag nämlich ihren letzten Tag der Saison.
Von der Gotzenstraße blicke ich hinunter zum Königssee und zum Watzmann, der sich auf der anderen Seeseite erhebt.
Auch wenn das Wetter und die Temperaturen eher Sommergefühle vermitteln, zeigen die auf dem Wasser treibenden dunklen Blätter, dass es schon Herbst ist.
Die Mountainbike-Tour zur Gotzenalm ist eine der anspruchsvollsten Radltouren in den Berchtesgadener Bergen. Nach der Gotzentalalm windet sich der Weg in etlichen Serpentinen steil hinauf. Spätestens hier ringen mir die abschätzigen Kommentare der „echten“ Mountainbiker ein breites Grinsen ab: Der Elektromotor meines Radls unterstützt jeden meiner Tritte in die Pedale mit einem kräftigen Schub nach vorne. Ohne große Anstrengung erreiche ich die Hochfläche der Gotzen. Viele Radler und Wanderer sitzen schon auf der Terrasse vor der Berggaststätte und genießen die Sonne.
Ich fahre aber erstmal weiter und deponiere mein Radl am östlichsten Kaser der Gotzenalm. Von hier wandere ich hinein in eine traumhafte Landschaft. Auf dem Reitsteig genannten AV Weg 439 marschiere ich leicht absteigend in Richtung Regenalm und von dort in leichtem Auf und Ab ins Landtal.
Entlang des Weges entfaltet die Natur ein buntes Schauspiel.
Etwa eine Stunde nach dem Aufbruch an der Gotzenalm erreiche ich das Landtal. Vom Weg, der entlang steiler Wände in Richtung Hochschgschirr führt, blickt man über das Landtal hinweg in Richtung Röth.
Am Horizont erkennt man deutlich das markante Wildalmkirchl.
Hin und wieder reflektiert das Dach des Wildalmkirchl-Biwaks und leuchtet.
Durch das Tal zieht plötzlich ein schneidender Wind, der die gerade noch warmen Temperaturen sprichwörtlich wegbläst. An der windgeschützten Wand lasse ich mich zur Brotzeit nieder und genieße die Einsamkeit. In den Sommermonaten ist dieser Weg relativ stark frequentiert, doch heute treffe ich nur drei andere Wanderer.
In dieser Ruhe genieße ich meine mitgebrachte Brotzeit und den Ausblick hinüber zu den Bergen rundherum.
Für einen Weiterweg ist es schon zu spät, also gehe ich nach ausgiebiger Pause auf demselben Weg wieder zurück.
Auf der Fläche der verfallenen Landtalalm beobachte ich zwei Gämsen, die in der Sonne herumtollen.
Durch den Wald führt mich der Reitweg wieder zur Regenalm, wo ich kurz verweile. Die Regenalm ist einer meiner Lieblingsplätze im gesamten Nationalpark.
Schön kann man hier die natürliche Dynamik beobachten: Bäume sterben ab, werden vom Wind umgeworfen und bilden als Totholz dann die Grundlage für neues Leben.
Zwischen den Ästen entdecke ich sogar einen Fliegenpilz.
Lange halte ich mich hier aber nicht auf, der Durst treibt mich wieder zurück zur Gotzenalm.
Letzter Tag der Saison auf der Gotzenalm
Nach einem wunderschönen Sommer und einem fast noch schöneren Herbst endet die Saison auf der Gotzenalm.
Die Kühe der Almbauern sind schon seit ein paar Wochen im Tal, und heute ist die Berggaststätte Gotzenalm zum letzten Mal in diesem Jahr geöffnet.
Ein paar Mal war ich dieses Jahr hier oben, doch so schön wie heute war es selten. Der Blick von der Terrasse hinüber bis zum Hochkönig ist atemberaubend: Das Gelb der Lärchen im Vordergrund kontrastiert mit dem Weiß der Übergossenen Alm im Hochkönigmassiv im Hintergrund!
Während Hüttenwirt Rudi Klecker und sein Team die Hütte schon winterfest machen, sitze ich bei einem Radler auf der Terrasse und genieße die Sonne. Es ist schon Nachmittag als ich an der Gotzenalm aufbreche. Am Sattel, wo der Weg zum Feuerpalven abzweigt, mache ich nochmal Pause und lasse meinen Blick hinüber zum Jenner schweifen: Die neue Bergstation der Jennerbahn macht Fortschritte….
Apropos neue Jennnerbahn: Am Speicherteich unterhalb der Mittelstation unterbreche ich meine Talfahrt. Ich bleibe kurz stehen und beobachte die Gondeln der neuen Jennerbahn. Lautlos gleiten Sie über mich hinweg.
Jennerbahn Mittelstation vor dem Hohen Brett
Es ist kurz nach 17 Uhr, als die Jennerbahn Ihr Tagesgeschäft verrichtet hat. Und auch für mich ist es Zeit, um nach Hause zu fahren. Die Sonne steht schon tief, ihre Strahlen schaffen es gerade noch über die Spitzen des Watzmanns.
Ein wunderschöner Herbst neigt sich langsam seinem Ende zu, ich bin gespannt was uns die nächsten Wochen wettertechnisch noch bringen. Euer Sepp
2 Kommentare
Herbert Hülss
Sehr schön beschrieben und zur Anfahrt zur Gotzen, bei dieser Kombination, ist sogar ein E-Bike zu begründen.
Bin die Tour schon von der Gotzen über Wasseralm zum Kärlinger Haus gegangen, immer wieder schön. Bei solchen Beiträgen rufen die Berge. Vielen Dank
Oliver
Hallo Sepp,
wieder mal ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern.Unser Zettel für die ganzen Wandervorschläge reicht bald nicht mehr aus. Leider müssen wir noch mindestens ein halbes Jahr warten bis wir wieder im BGL sind und können es kaum erwarten. So lange halten wir uns mit euren Berichten und Bildern über Wasser 🙂
Viele Grüße
Oliver