Menschen

Die glücklichen Hühner von Teisendorf

Michael und Evi Hofhammer wissen ganz genau, wie ein Huhn ein glückliches Huhn wird

Lautstarkes Gackern begrüßt uns. Um meine Füße wuselt es nur so. Die Blätter in dem kleinen schattenspendenden Pappelwäldchen rauschen leise, von weiter oben im Gehege leuchtet die grüne Wiese herunter. Drüben grüßt der spitze Kirchturm von Teisendorf herüber. Ich stehe inmitten der rund 2.000 Hühner des Hofhammer Hofs. Sie kamen ganz zutraulich und pulkartig angerannt, sobald wir aus dem Auto gestiegen waren. „Wir besuchen unsere Hühner mindestens zwei- bis drei Mal am Tag,“ erklärt Michael Hofhammer, der auf dem ungefähr einen Kilometer entfernten Hof aufgewachsen ist. „Vor sieben Jahren hieß es hopp oder topp,“ erinnert sich seine Frau Evi. Sie brachte das Federvieh mit, als sie eingeheiratet hat: „Bei uns zu Hause gab es immer ein paar Hühner.“

Angefangen hatte es mit 18 Hühner, die frei im Obstgarten, direkt am Zaun zur benachbarten Privatbrauerei Wieninger, herumliefen. Daraus wurden an die 50 Hühner, die im alten Kuhstall untergebracht waren. Als der schließlich umgebaute Kuhstall über 800 Hühner beherbergte und die Nachfrage nach frischen Eiern vom Bauernhof immer noch nicht gedeckt war, musste eine Entscheidung her. Evi und Michi haben ihre zupackende Art bewiesen und investiert: Seit 2016 gibt es den großen Hühnerhof am Ortsausgang – mit einem riesigen Außengelände für rund 2.000 Hühner und einem großen Stall, in dem die Hühner ihre Eier legen und in dem diese dann mit maschineller Hilfe sortiert und per Hand verpackt werden.

Ich kenne jetzt nicht jedes einzelne Huhn, aber bei unserer Art der Haltung haben wir schon eine Verbindung zu den Tieren,“ schmunzelt Michi und greift sich ein Huhn, streicht kurz über das Gefieder, begutachten es und setzt es wieder zurück in die Menge. Gut an Menschen gewöhnt, so erscheint das Hofhammer-Federvieh definitiv. Im Alter von ungefähr 18 Wochen kommen die Junghennen aus Aufzuchtbetrieben in Oberbayern nach Teisendorf. Im Alter von rund 22 Wochen beginnen sie Eier zu legen. In industriellen Betrieben werden die Hennen nach etwa einem Jahr, bzw. zum Herbst hin, bereits wieder „aussortiert“, denn dann findet naturgemäß die Mauser statt. In dieser Lebensphase eines Huhns kann es in einem Zeitraum von etwa sechs bis acht Wochen keine Eier produzieren. Die Hofhammers gönnen ihrem Federvieh die Produktionspause und behalten es zwei Legeperioden.

Sie teilen ihre 2.000 Tiere in zwei Herden auf und provozieren die Mauser zu einem bestimmten Zeitpunkt, in dem sie den Tieren gezieltes Futter geben und den Lichteinfall reduzieren. „Irgendwann nimmt aber die Schalenqualität und Legequantität dann deutlich ab – wir müssen wirtschaftlich bleiben,“ bedauert Michi, dass er sich dann doch von seinen Hühnern, die er liebevoll „Mitarbeiterinnen“ nennt, trennen muss. Die, die nicht als Suppenhuhn enden, landen auch bei Privathaltern im Garten. „Eine Nachbarin hat mir heute erzählt, dass ihr eins von unseren Hühnern überall hin nachläuft,“ lacht Michi über die Anhänglichkeit seiner Tiere.

Ein Huhn legt fünf bis sechs Tage in der Woche ein Ei,“ erzählt Evi. Danach lege es eine Pause ein. In der sogenannten Packstelle wird das Ausmaß der Produktion sichtbar. Hier warten die bereits sortierten Eier auf ihre Verpackung– in gefühlt turmhohen Eierpaletten. Kartonweise liegen die 10er-Eierschachteln bereit. Auslieferungskisten warten auf die täglichen Ausfahrten. Ein Förderband befördert die Eier aus den Legenestern in die Sortiermaschine. Die Eier verschwinden in einem Wiegeapparat, der sich nach Gewicht klassifiziert wieder ausspuckt. Von hier werden sie per Hand in die Paletten oder Schachteln verpackt.

„Wir beliefern Supermärkte und verkaufen selbst am Wochenmarkt. Auch Hotels, Gastronomiebetriebe und unser lokaler Bäcker zählen zu unseren Kunden,“ erklärt Evi. Und außerdem gibt es da noch Hofhammers Hofladen. Der Laden ist täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Bezahlt wird auf Vertrauensbasis. Neben den Eiern gibt es zugekaufte Ware von befreundeten regionalen Produzenten: Nudelsaucen, Kekse oder Mehl von der Mühle in der Nähe. Der größte Teil des Angebots ist aber hausgemacht. 24 verschiedene Arten von Nudeln macht Evi selbst. Sie kocht Marmeladen ein und bietet verschiedene Arten von Sirup, sowie Gewürzmischungen an.

Ein Huhn pickt auf meinem Schuh herum – offensichtlich denkt es, mein Schnürband sei ein Wurm. Irritiert blickt es schließlich um sich und gesellt sich zu einem Pulk Artgenossinnen. Wie sie da rennen und scharren, gackernd in die Sonne blinzeln und im frischen Gras picken, sich im Staub vor dem Stall baden und im Schatten der Bäumchen relaxen… Es ist offensichtlich: Hier bei den Hofhammers sind richtig glückliche Hühner zu Hause.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

4 Kommentare

    • Claudia

      Vielen Dank, das freut uns, dass Ihnen das Lesen Freude gemacht hat. Gute Information und intensives Abwägen vor der Anschaffung von Tieren ist generell zu empfehlen. Dann klappt es auch bestimmt! Toitoitoi für die Hühnerhaltung aus Berchtesgaden und herzliche Grüße!

  • berenjena

    Das sieht nach glücklichen Hühnern aus und Menschen, die ihre Tiere lieben. Auch beeindruckend wie der Materialfluss so einfach auf dem Förderband funktioniert. Die Früchte der fleissigen Hühner die liebevoll aus den warmen Legenestern auf die Rollenbahnen transportiert werden. Die Hingabe und Leidenschaft für dieses Handwerk sind greifbar und jeder Schritt wird mit Achtsamkeit ausgeführt.

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