Menschen

Zwei Frauen schaffens

Alexandra Eppich und Franziska Birner erleben ihre erste Saison als Hüttenwirtinnen auf dem Stöhrhaus

Da sind mir die Tränen runtergeronnen,“ erzählt Alexandra Eppich. Das Erlebnis bewegt sie sichtlich immer noch. Nein, die Alex spricht nicht von dem quälenden Wassermangel oder dem Blitzeinschlag, der den Trafo sechs Wochen lang lahmgelegt hat. Für so etwas gibt’s bei den beiden Hüttenwirtinnen keine Verzweiflungstränen. Für so etwas gibt es Lösungen. Was sie emotional aushebelt, ist die grandiose, entrückende Schönheit der Natur da oben am Untersberg. Der Hirsch, der mit seinem mächtigen Geweih als fast schwarze Silhouette minutenlang vor einem rosigen Sonnenaufgangshimmel direkt hinter der Hütte in den Latschen posiert. Genau so lang, dass Alex für Wochen wieder allzu genau weiß, weshalb sie sich von den großen Mühen und Unannehmlichkeiten nicht abschrecken lässt, die der Betrieb des Stöhrhauses auf fast 1.900 Metern Höhe am Untersbergmassiv mit sich bringt. Sonnenuntergänge, die den Himmel leuchtend rot färben. Ein herrlich buntes Blumenmeer neben der Hütte, wo die Blütenkelche leicht im Wind schaukeln. Das alles lässt sie den Stress, die technischen Defekte, die körperliche Anstrengung schnell wieder vergessen.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern,“ lacht Franziska Birner. Am Tag der Almer Wallfahrt war das gewesen. Alex und Franzi waren zu der Zeit Kolleginnen im Kärlingerhaus am Funtensee. Während einer kurzen Pause saßen sie nebeneinander vor der Hütte und Alex sei richtig enttäuscht gewesen. Nach über zehn Jahren stand ein Pächterwechsel auf dem Stöhrhaus an und Alex wollte die Berghütte gerne übernehmen. Als Einzelperson war ihre Bewerbung allerdings vom Vorstand des Deutschen Alpen Verein (DAV) kritisch beurteilt worden. „Dann mach ich halt mit,“ beschließt die Franzi ohne großes Überlegen und Alex‘ Enttäuschung ist wie weggeblasen. Ihre gemeinsame Bewerbung ist tatsächlich erfolgreich und im Frühling 2023 starten die beiden Frauen ihr großes Abenteuer als Hüttenwirtinnen.

Alex ist ein Wirtshauskind. Sie ist in der Steiermark aufgewachsen und hat das Wirtin sein im Blut. Nach dem Studium macht sie allerdings erstmal Karriere in Pharmaunternehmen, wird Führungskraft. Dann gibt das Schicksal ihrem Leben eine ganz neue Wendung und führt sie mitten hinein in den Nationalpark Berchtesgaden auf das Kährlingerhaus.

Dort trifft sie auf Franzi. Auch die brauchte eine Pause von ihrem Bürojob als Vertriebsassistentin im Großhandel. 2021 steht ganz im Zeichen von Corona. Die vielen Unwägbarkeiten schweißen das Hüttenteam unheimlich zusammen. „Bis heute sind wir wie eine Familie. Wir treffen uns mehrmals im Jahr, jeder weiß alles von jedem,“ schwärmt Franzi. Deshalb war es für sie auch sofort vorstellbar, gemeinsam mit Alex die Verantwortung für das Stöhrhaus zu übernehmen.

Bereits seit 1901 steht das Stöhrhaus auf 1.894 Metern knapp unterhalb des Berchtesgadener Hochthrons. Seinen Namen verdankt die Schutzhütte Kommerzienrat Paul Stöhr, einem thüringischen Textilunternehmer, der Ehrenbürger in Berchtesgaden war und den Bau von Haus und Weg mit großen Geldsummen unterstützte. Das Haus wurde mehrmals erweitert und ausgebaut, 2018/19 komplett saniert und modernisiert. Heute hat es an die 60 Schlafplätze. Das Haus wird komplett über Hubschrauberflüge versorgt. Seine Wasserversorgung basiert rein auf Regenwasser, da es bei der Hütte keine Quelle gibt.

Alex ist die Meisterin in der Küche. Sie weiß, wie man möglichst wassersparend Geschirr wäscht, kocht unheimlich gerne und nimmt bei allzu fordernden Gäste auch mal kein Blatt vor den Mund. „Manchmal ist es schon mühsam, immer wieder auf völliges Unverständnis zu stoßen, warum es keine Dusche gibt und warum wir auch das Trinkwasser einteilen müssen“, beklagt sie das Desinteresse mancher Wanderer an den Realitäten im Gebirge.

Franzi macht die Kuchen und Aufstriche, kümmert sich um die Technik im Haus und die Reservierungen der Übernachtungsgäste. „Ich liebe unsere Paletten-Lounge hinter dem Haus,“ schwärmt sie. Der perfekte Blick auf den Berchtesgadener Hochthron und ein schönes Projekt: Eine Schulklasse hat die bequemen Sitzmöbel bei einem Hütten-Aufenthalt hergestellt.


Gegen Ende der Saison planen Alex und Franzi einen Frühschoppen mit Musik und Weißwürsten: „Wir haben so viele Ideen,“ freuen sie sich. Und wer ihre leuchtenden Augen sieht, wenn sie über diese Ideen sprechen, ist überzeugt: Diese beiden Frauen schaffen alle Herausforderungen und lieben ihre Aufgabe als Hüttenwirtinnen vom Stöhrhaus.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

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