
Biergeschichte aus Teisendorf

Biergeschichte aus Teisendorf: Der Ochsen-Andre
„Heid Vormittag liefer i zuerst an Meisinger sein Bier, fahr dann zun Austermayer obe, der braucht heit nix, kim dann auße zur Bahnhofswirtschaft und bring an Chef no seine Sachan in d’Villa vorbei. Zun ablon kim i grad grecht wieder vor Mittag a de Brauerei zruck“.
Der Ochs-Andre stellt sich seine Liefertour zusammen für seine Wirtschaften im Markt Teisendorf. Für den heutigen Vormittag hat er sich die Wirtschaften von der Brauerei aus rechts Richtung Bahnhof vorgenommen, denn bei der Bahnhofwirtschaft pressiert es ganz besonders. Heute verladen die Bauern und Handler auf dem Bahnhof die nach München verkauften Tiere und danach wird natürlich einkehrt. Am Nachmitttag liefert da Andre dann die andere Richtung die Marktstraße entlang zuerst zur Alten Post. Die Neue Post – beim Schiller – braucht heute nichts, der Stiagnwirt braucht nur nichtalkoholisches heute – wie sonderbar – und ins Cafe Nißl und Cafe Robel geht man zum Kaffee trinken, die brauchen also auch nichts.

Schon um 5 Uhr früh hat er seine Ochsen gefüttert und um 7 Uhr eingespannt vor den Wagen, mit dem er für die Brauerei alle Fahrten erledigt, die im Markt zu unternehmen sind. Jeder im Ort kennt ihn, den Bauernbuben aus Wimmern vom Bachter, der 1939 als Stallknecht zum Wieninger kommt und zuerst in der Landwirtschaft arbeitet. Als „Fuhrmann“ ist er dann mit seinen Ochsen bis in die 1960er Jahre hinein aus dem Marktbild nicht wegzudenken.
Die nächste Fuhre wird er beim Weißwirt abladen. Am Schwarzwirt fährt er geradewegs vorbei – der gehört zur Nachbarbrauerei. Das heutige Fonses Bistro ist zu der Zeit beim Stauber, weiter Richtung Traunstein geht es zum Stadlerwirt und über den Ederwirt wieder Richtung Wieninger zurück, die Alte Reichenhaller Straße hinaus darf er dann zum Schluss den Rainerwirt nicht vergessen.

Alle diese Wirtschaften und noch viele mehr im Umkreis beliefert die Brauerei Wieninger, jenes „Brauhaus“ das seinen „Geburtstag“ auf das Jahr 1666 festschreibt.
Bier ist zu den damaligen Zeiten Volksgetränk. Milch als Getränk ist rar, sie wird gebraucht für Käse, Topfen und Butter. Kräuteraufgüsse (heute Tee genannt) dienen als Heilmittel für Kranke, nicht aber zum Durst löschen. Das Bier hat in jener Zeit viel weniger Alkoholgehalt als heute. Durch das Abkochen der Bierwürze ziemlich keimfrei ist das Bier deshalb sogar für Kinder sicher besser geeignet, als das oft beinahe ungenießbare Wasser aus den Brunnen; denn neben den Brunnen liegt meist die Dungstätte oder das Abtritthäusl. Bliebe da noch der Wein als Getränk, wenn nicht ein bayerischer Kanzler so treffend formulierte: „Glücklich das Land, wo der Essig von selber wächst“. Die sogenannte „kleine Eiszeit“ Ende des 16. Jhdt. – die Temperatur fällt empfindlich – lässt den heimischen Weinanbau völlig zum Erliegen kommen. Bleibt also das Bier, das seinen Siegeszug antritt für breite Bevölkerungsschichten. Sogar zum festgesetzten Bestandteil der Armenspeisung soll es zählen. In unseren Landen trinkt man das altbekannte Braunbier, gebraut von drei größeren Brauereien im Markt Teisendorf und vielen kleinen Landbrauereien im Umkreis.
Wie es mit der Biergeschichte aus Teisendorf weitergeht, könnt ihr in meinem nächsten BLOG-Beitrag lesen.
(entnommen aus dem Buch „Teisendorfer Geschichten – vorgestern, gestern, heute“ von Rosi und Hans Fürmann, Herausgeber Trachtenverein D’Raschenberger Teisendorf anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums 2007)
Eure Rosi


6 Kommentare
Rainer Görtz1
Die Biergeschichte hat mir sehr gut gefallen.Das waren noch urige Zeiten:Danke Rosi für diese Gescichte!
steve jones
good site
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WILLBERGER
HABE DEN ANDREAS NOCH ALS KIND GEKANNT.
NA JA BIN AUCH 58 GEWORDEN UND LEBE IN MEXICO.
NUR IMMER NOCH HABE ICH TEISENDORF NICHT VERGESSEN.
Rosi
der Anderl ist einfach vielen noch im Gedächtnis – war einfach nicht wegzudenken aus dem Geschehen im Markt Teisendorf…