
Die Böllerschützen

Christkindlanschießen am Heiligen Abend und das Verabschieden des Alten Jahres an Silvester durch die Böllerschützen
Bitterkalt weht der Wind. Die Sonne taucht an Heilig Abend schon am Nachmittag hinter den verschneiten Watzmann unter. Rauchschwaden vom Pulverdampf ziehen mit dem Echo der Schüsse durch das Tal.

Der Ursprung des Böllerschießens ist nicht genau festzulegen – wahrscheinlich sollte der Lärm wie bei verschiedenem anderen Brauchtum den Winter und die bösen Geister vertreiben sowie die Fruchtbarkeit wecken. So gibt es das Böllerschießen über die Jahrhunderte im gesamten deutschsprachigen Raum von Tirol bis Mecklenburg, von Westfalen bis Bayern und bis tief ins böhmische Gebiet hinein. Erste Zeugnisse aus dem 14. Jahrhundert belegen dies. Zu dieser Zeit müssen auch die Bauern für den Landesherrn Schusswaffen zur Verteidigung einsatzbereit halten. Man geht davon aus, dass die Bauern diese Waffen jedoch nicht nur zur Landesverteidigung, sondern auch zu anderen Zwecken nutzen, wie z.b. dem Böllerschießen.

Daher versuchte die Obrigkeit über Jahrhunderte hinweg mit Verboten, Geld- und Prügelstrafen sowie Konfiszierungen der Vorlader gegen die Böllerschützen vorzugehen. Diese behelfen sich daraufhin mit allerlei Ersatz, wie Rohren oder Kirchenschlüsseln und können so, wie es heißt, mit ihren „Böllerschützendickköpfen“ dem Druck standhalten. 1887 gründet Sebastian Bieler den ersten Berchtesgadener Verein und „das übermächtige Gelüst am mörderischen Krachmachen wurde von der Obrigkeit registriert und unter behördliche Kontrolle gestellt“.

Damit machen die Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Talkessel den Anfang für die organisierten Böllerschützen im südostbayerischen Raum. Nach einem Verbot nach dem Zweiten Weltkrieg organisieren sich erst um die 1970er Jahre auch die Böllerschützen nördlich des Hallthurm in Vereinen.
Die Karlsteiner und Nonner z.B. besitzen aber schon in den 1920er Jahren Böller, welche sie bei Festlichkeiten, aber auch zur Alarmierung der Bevölkerung bei Bränden und dergleichen nutzen. Unter anderem bezeugen im Jahr 1930 Schüsse dieser Böller die Aufstellung des Zwieselkreuzes.



Heute gilt es für einen Böllerschützen, ein tadelloses Führungszeugnis vorzulegen, in einer Prüfung das fachkundige Wissen in Theorie und Praxis über das Sprengstoffgesetz unter Beweis zu stellen und die körperliche und geistige Eignung mitzubringen. Zudem benötigt er für seinen Böller eine Beschussbescheinigung mit Bestempelung auf dem Böller.
Für den ordnungsgemäßen Ablauf des Schießens sorgt der Schussmeister, der selber keinen Böller mitführt. Auf sein Kommando hört die ganze Gruppe und zeigt in verschiedenen Schussfolgen ihr Können: die Salve (alle gleichzeitig), das Lauffeuer (gleichmäßiger Lauf schnell oder langsam geschossen) oder das Einzelfeuer, bei dem der Schussmeister für jeden einzelnen Schützen das Zeichen zum Abdrücken gibt.

Und so wie alle Jahre an Heilig Abend und an Silvester verkünden die Böllerschützen lautstark die bevorstehende Geburt des Jesuskindes bzw. das Ende des alten Jahres.
Eure Rosi


11 Kommentare
Lindner Matthias
Ich weiss von diesen Brauchtum scho länger finde es sehr schön , muss mich bemühen einmal um die Zeit im Betchtesgadener Land zu sein , damit ich es endlich mal live sehen kann. Liebe Grüsse
Rosi
Wäre schön, wenn Du es mal einrichten könntest – Du wirst begeistert sein! – Viele Grüße – Rosi
Dieter Hansmann
Wir möchten am 17.12.2017 um 15:00 Uhr diesen schönen Brauch einmal persönlich erleben.
Kannst du uns einen Rat geben wo wir uns am besten aufhalten könne um die Böllerschützen zu sehen. Hören kann man sie sicher überall.
Danke für deine mühen.
Rosi
Da ist es am Besten, wenn Du Dich bei einem der Tourismusbüros im Berchtesgadener Talkessel – sprich Berchtesgaden, Ramsau usw erkundigst. Die können Dir da am Besten Auskunft geben.
Gregor
Ich war heute um 15:00 auf dem Lockstein. Das war ein einmaliges Erlebnis. Es ist schön, dass man solche Bräuche und Traditionen aufrecht erhält. Liebe Grüße, Gregor
Fürmann
Es freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat und Du kennst Dich ja aus, wenn Du dem BLOG gelesen hast.
Viele Grüße – Rosi
Hans Kagerbauer
Sebastian Bieler war mein Urgroßvater.
Von wem ist das Zitat im Blog: „das übermächtige Gelüst am mörderischen Krachmachen wurde von der Obrigkeit registriert und unter behördliche Kontrolle gestellt“.?
Rosi
eine familiäre Verbindung zählt sehr viel…
Rosi
Das Zitat findet sich im Buch „Weihnachtsbräuche in Bayern“…
Frank Reuter
Ich und meine Schützenkameraden fröhnen seit 1995 das Handböllerschießen und das im Land Sachsen. Als ich das erste mal bei einem Handböllertreffen das Böllerschießen erlebte, wusste ich, das muss es sein. 2018 und 2019 erlebte ich zum Silvesternachmittag das Böllerschießen in Bischofswiesen zusammen mit den Kirchenglocken live. Am Abend bzw. zu Mitternacht schossen wir mit unseren eigenen Handböllern an einem Berghotel selbst – um das alte Jahr zu verabschieden und das neue Jahr zu begrüßen. Wir besuchen jährlich (bis auf die Jahre 2020 und 2021) etliche Böllerschützentreffen vor allem im Freistaat Bayern. Hoffentlich können wir wieder 2022 alle zusammen unser fazinierendes Hobby erleben.
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