Kultur

Großereignisse werfen ihre Schatten voraus

Erinnerung der Freidlinger Schnalzer an „ihre“ Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft 2006 in München

Alljährlich ab dem 2. Weihnachtsfeiertag bis Faschingsdienstag hört man das Aperschnalzen rundherum in den Dörfern des Rupertiwinkels und des nahen Salzburger Landes.

Warum ich jetzt mitten im Sommer vom winterlichen Aperschnalzen erzähle?
Die Medien sind voller Vorberichte auf das Großereignis Fußballeuropameisterschaft 2021 – anlässlich des 60. Jubiläums erstmals in 11 europäischen Ländern gleichzeitig ausgetragen. Die Allianzarena in München dabei Austragungsort von drei Gruppenspielen sowie einem EM Viertelfinale.

Und hier beginnt mein „Erinnern“ an das für die Freidlinger Schnalzer aus der Gemeinde Teisendorf unvergessliche Jahr 2006, da in der Allianzarena in München am 9. Juni die großartige Eröffnungsfeier stattfindet. Ein Teil der Vorgeschichte beginnt in der Teisendorfer Marktstraße:

In Teisendorf bei der Freidlinger Pass ist es Brauch, auch am Faschingsdienstag in der Marktstraße zu schnalzen – so auch am 28. Februar 2006. Dieser Tag wird den Schnalzern wohl für immer in Erinnerung bleiben, schleichen doch an dem Tag zwei etwas „zwielichtig“ aussehende Gestalten um sie herum, beobachten sie genauestens, filmen teilweise und gehen mit Ihnen sogar in die Alte Post zum Brotzeit machen. Als sie sich dann noch zu den Schnalzern setzen, lüftet sich das Geheimnis um die beiden Männer: Als Christian Stückl und Fredrik Majet stellen sie sich vor, als die Verantwortlichen für die Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft in München zeichnen sie federführend und fragen die Freidlinger „so ganz einfach“, ob sie dabei mitmachen wollen. Sie suchten noch einen „Auftakt“ – so die beiden – für den Übergang von den Trommlern zu den Trachtlern und da wären die Schnalzer mit einem Pasch gerade das Richtige. Durch eine Radiosendung des bayerischen Rundfunks über den Faschingszug in Teisendorf und das Schnalzen am Faschingsdienstag seien sie aufmerksam geworden und wollten das Schnalzen unbedingt einbauen. Nicht lange überlegen die Freidlinger und sagen sofort zu.

Keiner der Schnalzer glaubt aber so recht an die Sache, sie denken an einen schlechten Faschingsscherz, bis dann am 1. April (kein Aprilscherz!) Herr Majet die Freidlinger fest bucht. Achtzehn Schnalzer mit vier Ersatzleuten müssen sich verpflichten, bei den vier Proben in Kirchheim, den drei Stadionproben und dann letztendlich beim Auftritt in der Allianzarena in München komplett dabei zu sein. Ein Tonstudio nimmt den Pasch der Schnalzer sogar in einer umfunktionierten Turnhalle auf (genauso wie auch das Platteln), um den Ton bei eventuellen Schwierigkeiten bei der TV-Liveübertragung vom Band einzuspielen.

Dann nach dem vielen mühsamen, oft stundenlangen Proben ist es so weit: 9. Juni 2006 – sie fahren zu „ihrem“ Auftritt nach München, bekommen die ganze Nervosität der Organisation mit, hören über „Ohrknöpfe“ die Anweisungen, laufen ein in das mit ca 70 000 Zuschauern ausverkaufte Stadion (geschätzte 2 Milliarden Fernsehzuschauer weltweit) und schnalzen in dieser überwältigenden Atmosphäre ihren Pasch – ein Erlebnis, das ihnen niemand je nehmen kann.

Überwältigend, daran zurückzudenken und überwältigend, das Video von damals heute wieder anzuschauen!
Eure Rosi

Youtubefilm zur Eröffnungsfeier 2006 – gleich zu Beginn der Teil mit den Trommlern, Trachtlern und Aperschnalzern

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

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