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Sophie – Berchtesgadens jüngste Wirtin

Sophie im Almkaser in Spiesberger's Alpenküche
Sophie im Almkaser in Spiesberger’s Alpenküche

Was wäre Berchtesgaden ohne Gastronomie? Wahrscheinlich nicht das Berchtesgaden, das es jetzt ist. Diesen Beitrag können nur die örtlichen Gastronomen leisten. Aber keineswegs sollte man annehmen, ein Restaurant oder Wirtshaus ‚liefe schon von alleine‘.

Ein Beispiel hierfür wie man es richtig macht ist Sophie Renoth – Berchtesgadens jüngste Wirtin. Mit gerade einmal 28 Jahren ist sie seit 1. Dezember 2012 selbstständige Unternehmerin. Sie ist die Wirtin von Spiesberger’s Alpenküche im Nationalparkzentrum Haus der Berge. Doch wie kommt man in diesem jungen Alter zu so einer Verantwortung? Immer wird davon gesprochen, wer erfolgreich sein will braucht Erfahrung. Also wie kam Sophie Renoth zu all der Erfahrung um sich so jung, so erfolgreich zu etablieren?

Die Leidenschaft für die Gastronomie kommt nicht von ungefähr! Sophie ist die Tochter von Wolfgang und Ute Spiesberger, die zusammen im Jahre 1990 im Zentrum Berchtesgadens das Café Spiesberger eröffneten. Damals ist Sophie schon im Café mitaufgewachsen. Ihre Eltern haben das Ganze positiv gelebt, so war es für Sophie eine Selbstverständlichkeit in den Schulferien im Café Spiesberger mitzuhelfen. Von vornherein war für sie klar, wohin es beruflich gehen soll – sie möchte in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Nach dem Abitur ging es für Sophie nach Österreich, wo sie den Diplomstudiengang „Hotelmanagement Food & Beverage“ erfolgreich absolvierte. Das Ganze war kein Zuckerschlecken. Der Lehrplan war unheimlich straff, man bekam Einblicke in alle Bereiche. Danach ging es in den Schwarzwald. Auch hier musste sie ordentlich zulangen. In einem Hotel musste sie in allen Bereichen mithelfen. Ob nun Service oder Reinigung, Sophie durfte sich für nichts zu schade sein. Und sie tat es anstandslos – immer ihr Ziel im Blick selbst einmal auf eigenen Beinen zu stehen. Sophie ist heimatverbunden, so kam es, dass sie es wieder zurück in die Heimat zog und sie in der Tourist-Information Schönau am Königssee arbeitete. Auch hier übernahm sie schon früh Verantwortung. Dort wurde sie aufgenommen wie in einer Familie, die Arbeit dort machte ihr unheimlich Freude. Eine Seltenheit in der heutigen Zeit einen Arbeitgeber und einen Arbeitsplatz zu finden, in dem man sich wohlfühlt. Doch Sophie spürte es noch immer, den Wunsch beziehungsweise die Sehnsucht nach der eigenen Gastronomie. Eine Übernahme des Café Spiesberger stünde in weiter Zukunft. Also das Risiko eingehen und sich selbst eine Lokalität suchen? Eine große Aufgabe, denn eine Menge an Faktoren müssen einbezogen werden. Nur die Lage eines Restaurant/Gasthaus/Café reicht nicht um sich etablieren zu können. So wuchs in Sophie die Idee der Selbstständigkeit und der Suche nach einer eigenen Lokalität. Bei ihrem damaligen Arbeitgeber, hat das Team schon geahnt, dass es Sophie noch immer in den Fingern juckt und sie nicht für ewig ein Teil des Teams sein wird. Als der Entschluss fest stand, erfuhr Sophie die volle Unterstützung ihres Teams in der Tourist-Information Schönau am Königssee. Aber auch die Familie steht immer hinter ihr. Die ganze Familie, ob nun Vater Wolfgang, die Mutter, die Schwester oder die Oma. Alle stehen ihr immer beratend und unterstützend zur Seite. Im Jahre 2011 begann dann die Suche nach einem eigenen Objekt. Unter „Immobilien Bayern“ fand Sie die Ausschreibung für eine Lokalität im Nationalparkzentrum Haus der Berge, welches im Mai 2013 auf dem ehemaligen Gelände des Hotels Berchtesgadener Hof eröffnet werden soll. Auf dem Rohbau fühlte sich Sophie sofort wohl, intiutiv wusste sie ‚das ist es!‘. Der Blick zum Watzmann, dem Hohen Göll, dem Hohen Brett und zum Jenner inspirierte nicht nur Sophie. So kam ihrem Vater die Idee, eine Almhütte im Restaurant entstehen zu lassen. Auch ansonsten gibt es viel künstlicheres Talent in der ganzen Familie. Sophie’s Mutter bedruckte die Kissen, ihr Vater entwarf die Gemälde und verzierte die Tische für das Restaurant mit Lötarbeiten auf denen die Tiere des Nationalparkes Berchtesgaden zu sehen sind.

Spiesberger's Alpenküche im Rohbau
Spiesberger’s Alpenküche im Rohbau
Blick in das Restaurant
Blick in das Restaurant
genütliche Sitzecke
genütliche Sitzecke

Doch bevor es soweit kam musste Sophie sich erst einmal für das Objekt bewerben. Was bedeutet, dass auch ein Business Plan aufwendig ausgearbeitet werden musste. Neben ihr gab es noch 52 weitere Bewerber. Auch große Namen standen in der Bewerberliste. Ein Jahr später wurde sie dann nach München eingeladen, um dort sich und ihren Business Plan vorzustellen. Relativ flott kam dann auch die Zusage. Im Familienkreis wurde das Vorhaben nochmals besprochen und ihr die volle Unterstützung zugesagt. Nach zwei bis drei Wochen Überlegungszeit wurde dann der Pachtvertrag unterschrieben.

Sophie war von Anfang an dabei. Jeden Tag ging es zur Baustelle um zu schauen wie es voran ging. Der Eröffnungstag stand fest. Die Deadline stand. Anstatt sich unter Druck zu setzen, ging sie klar und geordnet vor. Bei der Inneneinrichtung wurde komplett jedes Stück selbst ausgesucht. Das Gesicht sollte stilvoll mit einer Hommage an den alpenländischen Stil werden. So wurden auch viele Familienstücke, wie eben ein Gemälde aus dem Hause der Oma oder Familienfotos Teil des Restaurants. Blieb nur noch die Frage nach dem Namen. Der Watzmann – allgegenwärtig. Auch für Familie Spiesberger, denn von Ihnen stammt auch die berühmte Watzmann Praline. Seit 10 Jahren gibt es diese und wie der Name schon sagt, wurde Wolfgang Spiesberger bei einer Skitour inspiriert durch den allgegenwärtigen, mächtigen und beeindruckenden Watzmann. Selbstverständlich wurde dafür auch ein Patent- und Markenrecht eingetragen. Denn Erfolg und innovative Ideen können auch Neider auf den Plan ziehen. Das Rezept für die Watzmann Praline und auch die neu hinzugekommen Pralinen, wie zum Beispiel die Königsseepraline sind ein Familiengeheimnis.

die berühmte Watzmannpraline
die berühmte Watzmannpraline

Mittlerweile werden nicht nur Souvenirs wie die Pralinen angeboten, auch „Watzmannnudeln“ gibt es. Wie konnte es auch nicht anders sein, so kam die Idee für den Namen „Spiesbergers Alpenküche“. Wichtig war zuerst einmal dass den Nachnamen mit in den Restaurantnamen fließen zu lassen. Das gibt Persönlichkeit, denn Anonymität sollte es dort keine geben. Hier sollen neue Gäste, als auch Stammgäste sich willkommen fühlen. Eine Alpenküche sollte es werden, da man erst einmal umgeben von der atemberaubenden Bergwelt ist, aber auch da man kurze Transportwege und nur regionale Produkte verwendet. Nirgendswo sonst gäbe es Gamsbratwürste! Sophie hält immer die Augen offen für neues und so kam es auch zu den Gamsbratwürsten. Ihre Oma zeigte ihr wie diese zubereitet werden und nun kooperieren Sophie, der Jäger vom Nationalpark und ein örtlicher Metzger für die Herstellung der Spezialität . Tiefkühlkost kommt hier nicht auf den Teller! Heimat und Moderne findet man in der ganzen Speisekarte wieder. Alleine die Speisekarte bietet ein Alpenerlebnis. Gestaltet von dem örtlichen Unternehmen „Teamwörk“, flossen Fotos auch vom Fotoarchiv der Familie Spiesberger mithinein, sowie Anzeigen der Partnerunternehmen.

leckerer Salat mit Kaspressknödel
leckerer Salat mit Kaspressknödel
heiße Watzmannschoki
heiße Watzmannschoki auf der Terrasse der Alpenküche

So war es dann soweit – am 1. Mai 2013 eröffnete „Spiesbergers Alpenküche“ im Nationalparkzentrum Haus der Berge. Sophie’s ganzer Stolz ist nun eröffnet. Doch nur ein schönes Restaurant zu eröffnen reicht nicht. Von Anfang an ist sie offen für neues, besucht regelmäßig Seminare um auf die immer individueller werdenen Wünsche der Gäste einzugehen.

Sophie mit frischen Kräutern
Wirtin Sophie Renoth mit frischen Kräutern in der Alpenküche

Auch beim Personal hatte Sophie unheimliches Glück. So bietet sie SchülerInnen Praktikumsplätze an und öffnet für den „Girls Day“ ihre Pforten. Ab Herbst wird es auch einen Ausbildungsplatz geben, um so die Philosophie von Moderne und Heimatverbundenheit in der Gastronomie weiterzugeben. Doch hinter all dem steckt immer noch der Mensch Sophie. Natürlich ist nicht immer alles rosarot, so braucht man einen starken Charakter, Durchhaltevermögen und Unterstützung. Diese erhielt sie nicht nur von ihrer Familie, auch ihr Mann stand immer hinter ihr. So war es auch für ihn ganz selbstverständlich, dass die Hochzeitsfeier der Beiden in „Spiesbergers Alpenküche“ stattfand. Da er auch selbst im Familienbetrieb „Maler Renoth“ tätig ist, stammen auch Handwerksarbeiten von ihm, wie zum Beispiel zwei ineinander verkeilte Hirschgeweihe, die zu einer Schüssel gestaltet worden sind.

Familie Spiesberger
Familie Spiesberger

Sophie verdient meinen Respekt für den Mut, die Standhaftigkeit und die Selbstsicherheit den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und ihr eigenes Restaurant von Beginn an selbst zu gestalten und dieses auch erfolgreich auf Dauer zu führen. Das zeigt, dass man in der Gastronomie junge und kreative Köpfe braucht um nicht ‚Betriebsblind‘ zu werden.

Ich selbst war neun Monate im Nationalparkzentrum Haus der Berge beschäftigt, wo ich fachgebundene Führungen durch die Ausstellungsbereiche, touristischen Informationsdienst leistete und in einem sehr familären Team Veranstaltungen vorbereitete. So gehörte es auch zum täglich Brot sich mit Sophie auszutauschen, wann denn große Gruppen kamen, sodass sie sich vorbereiten konnte, dass diese eventuell dann auch bei ihr einkehrten. Gerne erinnere ich mich an die Zeit im Nationalparkzentrum Haus der Berge zurück, denn dieses ist wie eine große Familie, zu der ich mich noch immer zugehörig fühle. Das Haus der Berge ist nicht nur die Ausstellung „Vertikale Wildnis“. Das Haus der Berge ist Informationszentrum, Umweltbildungszentraum, Außengelände und Spiesberger’s Alpenküche.

Spiesberger’s Alpenküche
Hanielstraße 7, 83471 Berchtesgaden
Tel.: +49-8652-9787575
mail@spiesberger-alpenkueche.de
Täglich geöffnet von 9 Uhr bis 18 Uhr.

Kulinarische Grüße, eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

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