
Bergtour aufs Watzmann Hocheck

Als ich heute morgen die Haustür öffne, lacht mich der Watzmann direkt an! Keine einzige Wolke ist zu sehen, der Himmel strahlend blau und nur noch vereinzelte weiße Schneeflecken bedecken den Watzmann. Meine Entscheidung steht schnell fest: Heute geht`s aufs Hocheck, den ersten Gipfel des Watzmann nach dem Watzmannhaus. So kann ich auch gleich eine Teilstrecke der 24 Stunden Watzmann extrem Wanderung beim Berchtesgadener Land Wander-Festival am nächsten Wochenende in Augenschein nehmen, bei der ich mitgehen werde. Zum Glück habe ich mir heute Urlaub genommen.
Von der Wimbachbrücke in Ramsau gehe ich über den klassischen Weg zur Stubenalm. Von hier sehe ich schon erste Wolken um den Watzmann Gipfel kreisen.

Doch auch die Wolken am Hocheck können meine Wanderlust nicht trüben. Bei perfekten Temperaturen, nicht zu warm und auch nicht zu kalt, marschiere ich weiter durch den Wald zur Mitterkaseralm.

Beim Almkreuz mache ich kurz Pause und beobachte das Spiel der Wolken um den Watzmann. An der Ostseite scheinen die Wolken hartnäckig fest zu hängen. Das kennt man ja: Wolken, Nebel und Dunst steigen gerne vom Königssee an der Watzmann Ostwand entlang auf und hängen dann am Gipfelgrat fest. So scheint’s auch heute zu sein.

Oberhalb der Mitterkaseralm wird aus dem breiten Weg ein schmaler Steig. In Serpentinen führt dieser jetzt durch den Wald steil aufwärts. Als der Weg nach links den Wald verlässt, wird man von einem der berühmtesten Motive in den Berchtesgadener Bergen empfangen: Der Kaser der Falzalm vor dem Kleinen Watzmann.

Hier verlasse ich den Wald, jetzt geht’s über offenes Gelände erst über die Almfläche, dann auf einem steilen und fesligen Pfad weiter bergauf. Über mir sehe ich jetzt schon die grüne Fahne des Alpenvereins, die auf der Terrasse des Watzmannhauses weht. Am Falzköpfl links entlang führt dann der Steig über Stege zum letzten steilen Stück unterhalb des Hauses. Schnell noch über die Treppe hinauf und ich stehe in der Mulde unteralb des Watzmannhauses.

Ein traumhafter Anblick: das Gras unterhalb des Hauses ist sattgrün, der Himmel strahlend blau und einzelne kleine Wolken lockern den Himmel auf. Obwohl ich schon Lust auf eine Einkehr im Watzmannhaus habe, bleibe ich hier unten und mache noch einmal eine kurze Pause.

Beim Blick in Richtung Hocheck offenbart sich auf der Ostseite des Watzmanns eine dichte weiße Wand. Die Wolken sind nochmal mehr geworden, schon jetzt verwerfe ich alle Gedanken an den beeindruckenden Tiefblick zum Königssee.

Zusammen mit ein paar anderen Bergsteigern, die ich in der Mulde unterhalb des Watzmannhauses treffe, beginne ich den Aufstieg in Richtung Hocheck.

Einer meiner Begleiter ist über Kühroint und den Falzsteig aufgestiegen, die beiden anderen haben im Watzmannhaus übernachtet und wollen jetzt die Watzmannüberschreitzung machen. Wir gehen alle ein recht zügiges Tempo, doch plötzlich müssen wir stoppen: Als wir um einen Felsbrocken herumgehen, sitzt ein Steinbock nur wenige Meter vor uns.

Völlig unbeeindruckt von unserer Gesellschaft sitzt er da und amüsiert sich wohl über unser Flüstern. Wir wollen ihn ja nicht erschrecken und verjagen. Ich freue mich wirklich enorm über den Anblick des Steinbocks, denn am Watzmann habe ich noch nie einen geshen. Scheinbar gibt es hier ja auch nur einen: Den Watzmann Steinbock eben.
Nach einigen Minuten ehrfürchtigen Betrachtens gehen wir schließlich weiter. Ich mag den Weg hier überhaupt nicht, lose Felsen und grober Kies bilden die Wegunterlage. Stellenweise ist es wirklich unangenehm zu gehen. Doch dann kommt der sogenannte Hochstieg: Stahlseile versichern den Weg über zwei Felsstufen und erfordern beherztes Zupacken, ein schöne Abwechslung zum Gehen auf losen Material. Nach dem Hochstieg wird der Weg auch angenehmer zu gehen, allerdings säumen jetzt vereinzelte Schneefelder den Weg. So verliere ich ein paar mal den richtigen Weg, da die Rotpunkt-Markierung teilweise unter dem Schnee verborgen ist. Ich halte mich aber ohnehin immer gerne etwas links, um den Tiefblick zum Königssee zu genießen. Doch nicht heute: Statt 2.000 Meter tiefer den dunkelgrünen Königssee sehe ich heute nur eine weiße Wand.

Außerdem ist es hier oben ganz schön kalt: Ein rauher Wind pfeift uns um die Ohren, zum Glück habe ich ein Stirnband dabei. Handschuhe hingegen habe ich nicht dabei, doch jetzt würde ich mir welche wünschen. Meine Finger sind eiskalt. Zum Glück ist jetzt der Gipfel schon in Sicht.

Die letzten Meter sind nochmal etwas steiler und auch der Schnee ist am Gipfel etwas mehr. Doch schließlich stehe ich am Gipfelkreuz mit dem goldenen Hergott.

Nach Westen sieht man deutlich in die Tiefe, keine Wolke trübt den Blick ins Wimbachgries.

Nach Osten hin ist nchts zu sehen und im Süden, in Richtung der Watzmann Überschreitung, umhüllen Wolken die Mittelspitze.

Bei diesem Ausblick verwerfe ich meine Idee, noch bis zur Mittelspitze weiter zu gehen. Stattdessen mache ich mich auf den Rückweg zum Watzmannhaus und gönne mir ein kühles Bier. Hier treffe ich auch auf Christian, der mit Hund über Kühroint und Falzsteig zum Watzmannhaus aufgestiegen ist.
Was für ein schöner Urlaubstag, Euer Sepp

30 Kommentare
Detlef Porada
Hallo Sepp,
ein sehr schöner Bericht. Mich würde aber noch interessieren, wie lange Du bis zum Hocheck gebraucht hast.
Viele Grüße aus Hannover (wir sind im August wieder da)
Detlef Porada
>
Sepp
Servus Detlef, also bis zum Watzmannhaus etwa 2 Stunden und dann noch einmal 1.5 Stunden zum Hocheck! War aber recht flott unterwegs 😉
Christian
Servus Sepp,
was hast an Ausrüstung dabei gehabt ?
Scheene Griass
Christian
Sepp
Nix Besonderes, ganz normale Bergschuhe!
Melissa
Hallo ☺️
Ist es denn machbar an einem Tag vom Parkplatz Königssee zum Hocheck und wieder zurück?
Kletterausrüstung wird dafür nicht benötigt oder?
Liebe Grüße
Melissa
Sepp
Servus Melissa, prinzipiell ist das möglich, erfordert aber höchste Ansprüche an die Kondition. Kletterausrüstung ist keine erforderlich!
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Stefan
Hallo Sepp! Habe gerade deinen schönen Bericht gelesen. Wir sind ja damals zusammen vom Watzmannhaus zum Hocheck gelaufen ? gestern war ich wieder am Watzmann und bin die Überschreitung bis zum Wimbachtal gegangen. War echt super! Vielleicht sieht man sich ja mal wieder ☺ Viele Grüße Stefan
Sepp
Ach super, die Überschreitung mauss ich heuer auch mal wieder machen! Ist scho alles schneefrei?
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moni
Muss man zum Hocheck schwindelfrei sein?
Sepp
Also der Weg zum Hocheck ist nicht ausgesetzt, aber am Gipfel dann. Man muss auf alle Fälle sehr trittsicher sein!
moni
Danke fuer die schnelle Antwort!
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Jörg Fürst
04.08.1984: von Wimbachbrücke zum Watzmannhaus 11/4Stunden, bis zum
Hocheck 11/2 Stunden an diesem Tag in einer außergewöhnlich guten Form gewesen!
Jörg Fürst
04.08.1984, von Wimbachbrücke zum Watzmannhaus 11/4 Stunden, vom Watzmannhaus zum Hocheck 11/2 Stunden; damals in hervorragender Form gewesen!
Sepp
Respekt, 1 1/4 Stunden zum Haus ist schnell 😉
Jörg Fürst
Sepp, das war eine wunderbare Woche zum „einlaufen“; alle Touren starteten von Vorderponholz: Montag Trischübel Siegeretplatte, Dienstag Halsalm, Mittwoch Watzmannhaus, Donnerstag Litzlalm, Freitag Blaueishütte und am Samstag dann der „Ritt auf den Watzmann“ – es war ein wunderschöner, wolkenloser Samstag!
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Herwing, Werner
Hallo Sepp,
ich würde gern mit meinem 9-jährigen Sohn zum Hocheck. Zuvor Übernachtung im Wm-Haus. Motivation sowie Kondition, Respekt und Ausrüstung sind vorhanden. Machbar?
VG Werner
Sepp
Servus,
mit Übernachtung im Watzmannhaus ist das sicher möglich. Der Weg ist stellenweise alpin, aber nicht ausgesetzt. Man sollte ungefähr 3 Stunden veranschlagen vom Watzmannhaus bis zum hocheck! LG Sepp
Tobi
Hallo Sepp,
ich war bereits mehrmals am Watzmannhaus, habe auch mehrere andere Touren hinter mir. Trittsicher bin ich soweit, würde ich behaupten. Ich habe das Verlangen mit einem Kollegen das Hocheck zu erreichen. Ich habe mir bereits Videos bei Youtube angeschaut. Nun stellt sich trotzdem meine Frage, ob es an einigen Stellen so gefährlich ist, dass einem ein Abrutschen das Leben kosten könnte. Ich bin niemand der sich ohne Probleme an einen Abhang stellen kann. Ich schaue zwar von oben gerne nach unten bzw. in die Ferne solang ich sicher stehe. Wenn ich um mich herum mehrere Meter Boden habe, wäre das in ordnung. Am Gipfel selbst würde ich natürlich nur da stehen, wo ich mich sicher fühle, selbst wenn das jetzt nicht direkt am Kreuz wäre. Meinst du ich kann es versuchen oder sollte es lieber sein lassen? Als Beispiel dein Foto „Nebel an der Ostseite des Watzmanns“ da müsste ich vom Abgrund schon mind. 4-5 m weiter rechts laufen. Ist das durchgängig auf der Tour möglich? Oder ist man auf einigen Passagen zwangsweise näher an dem Abgrund als mir evtl. persönlich lieb wäre?
Danke im Voraus 🙂
Toller Blog btw.
Sepp
Servus Tobi, also auf der Seite zum Königssee geht`s mehrere hundert Meter in die Tiefe, da is ein Fehltritt natürlich fatal. Allerdings führt der Weg zum Hocheck nie direkt an der Kante entlang! Man kann auch weglos noch weitere rechts gehen, der Bergrücken des Hocecks ist relativ breit. Erst am Gipfel Hocheckgipfel verjüngt sind der Berg zu einem Grat. . Auf alle Fälle solltest du umdrehen, wenn es dir zu kritisch wird. LG und pass auf dich auf!