
Watzmann-Überschreitung bei Traumwetter

Letzte Woche haben Jannis, unser Praktikant aus Bremen, und ich die Watzmann Überschreitung gemacht. Jannis wollte diese Tour unbedingt noch vor Ende seines Praktikums Mitte September machen. Da uns die letzte Woche mit schönen Tagen nur so verwöhnt hat, haben wir uns den Freitag frei genommen und sind die Überschreitung gegangen.
Die Entscheidung war recht spontan: Am Mittwochabend bei unserer Feierabend Wanderung auf den Grünstein brachte Jannis die Idee auf, am Freitag die Watzmann Überschreitung zu machen. Ich war erst skeptisch, denn ich wollte am Freitag eigentlich einen Ruhetag einlegen, um am Samstag beim Rupertusthermen-Lauf für die Halbmarathon Staffel fit zu sein. Doch das Wetter war zu verlockend. Am Donnerstag rief ich beim Watzmannhaus an, und als mir Anette, die Hüttenwirtin, sagt, sie hat ein Lager für uns, ist die Entscheidung gefallen. Nach der Arbeit brechen wir am Donnerstagabend auf und wandern von der Wimbachbrücke über die Stubenalm und Falzalm zum Watzmannhaus.

Ich bin den Weg schon oft gegangen, doch am Abend ist die Tour zum Watzmannhaus etwas Besonderes. Als wir am Haus ankommen, verschwindet die Sonne gerade im Westen und taucht mit ihren letzten Strahlen das Watzmannhaus in ein ungeheuer schönes Licht.

Wir essen ausgiebig zu Abend und genehmigen uns das ein oder andere Bier, schließlich muss so ein Hüttenabend auch gemütlich sein. So lange es die Temperaturen zulassen sitzen wir auf der Terrasse draußen und genießen den Blick auf den immer dunkler werdenden Horizont.

Um am nächsten Tag ausgeruht zu sein, begeben wir uns aber doch recht zeitig ins Lager.
Während viele Watzmann-Überschreiter schon in aller Herrgottsfüh aufbrechen, frühstücken wir noch in aller Ruhe, bedanken uns für die nette Bewirtung bei den Hüttenwirten Anette und Bruno Verst und brechen zum Hocheck auf, den ersten Gipfel auf der Watzmann-Überschreitung. Wir erreichen den Gipfel zügig.

Über die Unterstandshütte auf dem Hocheck sehen wir zum nächsten Gipfel des Watzmann: Die Mittelspitze! Noch eine Bitte: Die Unterstandshütte auf dem Hocheck ist kein Biwak, sondern nur für Notfälle – wie Wetterumstürze oder Verletzungen – gedacht und die Hütte ist erst recht keine Toilette! Wenn Ihr die Überschreitung nicht an einem Tag schafft, dann übernachtet bitte im Watzmannhaus!

Hier beginnt die eigentliche Überschreitung: Vom Hocheck führt ein nur stellenweise versicherter Steig am Grat entlang zur Mittelspitze.

Man kann sich zwar an einigen Stellen mit einem Klettersteigset sichern, muss aber auch längere Passagen frei gehen und einfache, aber ausgesetzte Kletterstellen überwinden.

Die Strecke zur Mittelspitze haben wir recht zügig überwunden, an der Mittelspitze, der mit 2.713 Metern höchsten Erhebung des Watzmanns machen wir nochmal Pause.

Eigentlich wollten wir nur kurz Pause machen, doch beim Blick auf den Grat entscheiden wir uns, länger sitzen zu bleiben. Sonst kommen wir noch in den Stau. Denn natürlich sind wir nicht die einzigen, die an diesem Traumtag die Idee hatten, den Watzmann zu überschreiten.

Also bleiben wir noch länger sitzen, warten bis die anderen Überschreiter zumindest außer Sichtweite sind und genießen den Ausblick.

Auf der Südspitze sehen wir bereits zahlreiche Bergsteiger.

Schließlich brechen wir wieder auf: Der zweite Teil der Watzmann Überschreitung von der Mittel- zur Südspitze ist anspruchsvoller, länger und auch exponierter als der erste Teil. Zum Teil führt die Überschreitung direkt auf dem schmalen Grat, meistens auf der rechten und an einer Stelle auf der linken Seite des Grates entlang.

Obwohl der Höhenunterschied zwischen Mittel- und Südspitze nur einen Meter beträgt, ist die Überschreitung von der Mittel zur Südspitze ein ständiges Auf und Ab und darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Die letzten Meter zur Südspitze führen nochmal steil aufwärts über einen Felsaufschwung durch die Westseite des Berges zum Gipfel.

Geschafft: Die Südspitze ist erreicht.

An der Südpitze tummeln sich die Bergsteiger, die vor uns zur Watzmann-Überschreitung aufgebrochen sind. Sie alle genießen hier oben den Ausblick auf Königssee, Obersee und das Steinerne Meer. Die Fernsicht ist fantastisch an diesem Tag.

Der Abstieg von der Südspitze ins Wimbachgries ist ein schwieriger und vor allem auch langer Weg.

Im oberen Bereich führt er durch stellenweise brüchigen Fels. Immer wieder hat man während des Abstiegs einen tollen Ausblick auf den Hundstod und die Hirschwiese.

Darunter folgen dann zwei große Schuttfelder, das obere und das untere Schönfeld, die sich bei entsprechender Trittsicherheit und Konzentration sehr schnell überqueren lassen.

Im unteren Bereich führt der Weg dann durch Latschenfelder und durch zwei mit Ketten versicherte Rinnen ins Wimbachgries. Der Großteil der Höhenmeter ist jetzt geschafft.

Wir queren den Schuttsrom zur anderen Seite des Wimbachtals und zweigen auf den Wanderweg durch das Wimbachgries ein. Ein Wegweiser zeugt hier von der Länge der Tour: Bis zum Watzmannhaus sind es 10 Stunden, wenn man die Tour in entgegengesetzter Richtung geht.


Die Wimbachgrieshütte ist nach dem langen Abstieg natürlich unsere Anlaufstelle für ein kaltes Getränk.

Danach müssen wir nur noch die 8 Kilometer zur Wimbachbrücke gehen. Nach den vielen Höhenmetern des Tages ein Kinderspiel! Jannis wird Euch in einem Blogbeitrag weitere Bilder von unserer Watzmann-Überschreitug präsentieren.
Euer Sepp


5 Kommentare
Steve
Perfekt!
Super Bilder, super Bericht…danke Sepp!
Mal schauen ob ich es dieses Jahr auch noch über den Watzmann schaffe. Habe es mir mal vorgenommen. War schon ewig nicht mehr dort.
Viele Grüße
Steve
Thorsten
Komisch, für euch hat die Wirtin anscheinend noch ein freies Plätzchen gehabt. Mir hat sie gesagt, dass bis Montag alles voll ist. Wahrscheinlich geht das wie immer in BGD nur mit Vitamin B. Naja, dafür habe ich die Tour an einem Tag gemacht und es hat sich sehr gelohnt. Um 2:30 Uhr am Hammerstielparkplatz aufgebrochen und pünktlich zum Sonnenaufgang um 6:15 Uhr am Hocheck. Einfach genial.
Sepp
Servus Thorsten, das Watzmannhaus ist während der Hauptsaison fast immer voll belegt, deshalb sollte man frühzeitig reservieren. Wir hatten wahrscheinlich einfach Glück und gab es eine kurzfristige Absage! 😉 Ansonsten hätten wir die Tour auch ohne Übernachtung gemacht! Auf alle Fälle eine super schöne Tour – mit oder ohne Übernachtung! Liebe Grüße, Sepp
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