
Zu Besuch beim Bergbrenner am Funtensee

Am vorletzten Wochenende durfte ich unsere Pressewanderung begleiten: Wir haben ausgewählte Journalisten eingeladen, mit uns zum Funtensee zu wandern und den Bergbrenner der Enzianbrennerei Grassl zu besuchen. Bergführer Hansi Stöckl von der Bergsteigerschule Watzmann hat die Tour gemeinsam mit Bergwanderführer Jens Badura vom berg_kulturbüro Ramsau geführt.
Frühmorgens am Königssee
Ich treffe unsere Journalisten und Begleiter in der Früh am Königssee. Wir nehmen das erste Schiff nach Bartholomä, das um acht Uhr ablegt. Neben unserer Gruppe haben sich schon zahlreiche weitere Wanderer und Bergsteiger eingefunden, die schon möglichst früh über den See fahren wollen.

35 Minuten dauert die Fahrt bis zur Anlegestelle St. Bartholomä. Auf der Halbinsel herrscht so früh am Tag noch eine ungewohnte Ruhe. Wir geben den Teilnehmer unserer Pressewanderung Zeit, das weltberühmte Ensemble abseits des üblichen Trubels zu erkunden.

Um 9 Uhr, kurz bevor das zweite Schiff des Tages ankommt, treffen wir uns wieder. Hansi und Jens erklären der Gruppe den Weg: Auf unserer etwa 10 Kilometer langen Strecke werden wie circa 1000 Höhenmeter überwinden, die legendäre Saugasse durchqueren und nach etwa 5 Stunden am Kärlingerhaus ankommen.
Durch die Saugasse zum Funtensee
Das erste Stück des Weges ist recht gemütlich, flach geht’s am Ufer des Königssees und durch den Wald in Richtung Eisbach.

Dann beginnt der Aufstieg: In etlichen Kehren gewinnen wir rasch an Höhe, wandern am Schrainbachwasserfall vorbei und entlang des klammartigen Schrainbachs zur Diensthütte auf der ehemaligen Schrainbachalm. Die kurze Pause hier nutzen Hansi und Jens, um den Teilnehmern die Wanderakademie der Bergsteigerschule Watzmann zu erklären. Dieses zweiteilige Kursprogramm vermittelt Wandernovizen die grundlegenden Techniken des Bergwanderns.

Wir wandern weiter an der Abzweigung zur Sigeretplatte vorbei durch den urwüchsigen Wald und erreichen die offene Fläche der verfallenen Unterlahneralm. Hier beginnt die Saugasse.

36 Kehren führen durch einen schmäler werdenden Einschnitt, 400 Höhenmeter müssen wir überwinden, bevor der Weg wieder flacher wird.

Am Ziel sind wir aber noch lange nicht. Nach der Saugasse ändert sich das Landschaftsbild dramatisch: Üppiges Grün säumt jetzt den schmalen Weg.

Danach queren wir durch Latschenfelder auf einen aussichtsreichen Rücken. Leider verdecken Wolken die markante Südspitze des Watzmanns, der Dramatik des Ausblicks tut dies aber keinem Abbruch.

Wir sind unserem Tagesziel schon recht nah, der Weg führt jetzt flach – auf den letzten Metern sogar leicht bergab – zum Kärlingerhaus.

Ankunft am Kärlingerhaus
Es ist früher Nachmittag, als wir das Kärlingerhaus erreichen. Die imposante Berghütte der Berchtesgadener Alpenvereinssektion wird seit diesem Jahr von neuen Pächtern bewirtet: Andreas und Martin Bachmann. Die Brüder aus Österreich weisen langjährige Erfahrung auf, haben auf verschiedenen Berghütten in Österreich und Deutschland gearbeitet und leiten künftig die größte Berghütte in den Berchtesgadener Alpen.

Wir beziehen unsere Lager, genehmigen uns eine Brotzeit auf der Terrasse und genießen den Blick auf den Funtensee.

Besuch beim Bergbrenner
Ausgeruht und gestärkt besuchen wir dann den Bergbrenner. Auf der anderen Seite des Funtensees steht die Brennhütte der Enzianbrennerei Grassl. Seit dem jahr 1602 werden hier Wurzeln des panonioschen Enzians gegraben und zu einem hochprozentigen Destillat gebrannt. Diese althergebrachte Arbeit übernimmt seit etwa eineinhalb Jahren Lukas Schöbinger.

Der junge Berchtesgadener ist gelernter Destillateur und tritt in die Fußstapfen seines Vorgängers Hubsi Ilsanker. Sieben Wochen wird der jetzt hier oben verbringen, mit seinen Helfern nach Wurzeln graben und weiterverarbeiten.

In der Brennhütte gibt er uns einen Einblick in seine Arbeit.

Nachdem uns Bergbrenner Lukas den Entstehungsprozess erklärt hat, müssen wir natürlich den fertigen Funtensee-Enzian probieren.

Ein Bad im Funtensee
Nach dem Recherche-Termin beim Bergbrenner nutzen unsere Journalisten die Möglichkeit, im Funtensee zu baden. Trotz der relativ geringen Wassertemperatur gehen fast alle ins kühle Nass. Sie wollen ja herausfinden, ob der Funtensee wirklich Deutschlands kältester Ort ist.

Hüttengaudi am Abend
Den Abend verbringen wir, wie es sich auf einer Berghütte gehört: Wir essen gut und deftig, trinken das ein oder andere Gläschen und unterhalten uns prächtig. Bergbrenner Lukas und Talbrenner Max, der über das Wochenende am Funtensee ist, leisten uns ebenso Gesellschaft wie der Geschäftsführer der Alpenvereinssektion Berchtesgaden.

Wir besprechen den nächsten Tag: Morgen wird sich unsere Gruppe trennen. Eine Gruppe wird mit Hansi auf dem Anstiegsweg über die Saugasse wieder nach zum Königssee absteigen, die andere wird unter Führung von Jens den alpinen Weg über Hundstodgatterl und Trischübel nehmen und durchs Wimbachgries ins Bergsteigerdorf Ramsau wandern. Der lange Tag hat seine Spuren hinterlassen, müde und erschöpft gehen wir ins Bett.
Abstieg übers Hundstodgatterl ins Wimbachgries
Der folgende Tag beginnt früh. Im ersten Licht des Tages stehen wir auf, der Funtensee ist noch von einer dichten Nebelschicht bedeckt.

Um 6 Uhr frühstücken wir und packen unsere Sachen. Während die andere Gruppe noch schläft, machen wir uns auf den Weg. Am Viehkogel vorbei wandern wir in Richtung Ingolstädter Haus. Die Landschaft präsentiert sich hier als blühende und grüne Insel im Steinernen Meer. Knorrige alte Bäume und rosa leuchtender Almrausch säumen unseren Weg.

Bald aber ändert sich die Landschaft, die Vegetation wird karger, die Felsen mehr. Vor uns erscheint der Hundstod, der Hausberg des Ingolstädter Hauses im Westen des Steinernen Meeres.

Wir gehen allerdings nicht bis zum Ingolstädter Haus, sondern zweigen vorher ab in Richtung Hundstodgatterl. Über eine felsige Rinne steigen wir bis auf 2.188 Meter auf.

Das Hundstodgatterl ist ein wichtiger Knotenpunkt in den Berchtesgadener Alpen, es stellt einen wichtigen Übergang vom Steinernen Meer zum Wimbachtal und zum Watzmannmassiv dar. Vom höchsten Punkt hat man einen beeindruckenden Blick zur Watzmann-Südspitze.

Der Abstieg vom Hundstodgatterl ist steil und stellenweise anspruchsvoll, landschaftlich aber einmalig.

500 Höhenmeter geht es immer bergab, bis wir den Trischübel erreichen, einen weiteren wichtigen Knotenpunkt des Wanderwegenetzes im Nationalpark Berchtesgaden.

Vom Trischübel führt ein Weg hinab ins Wimbachgries, den mächtigen Schuttstrom zwischen Watzmann und Hochkalter.

Durchs Wimbachgries
Es ist eine einzigartige Landschaft hier im hinteren Teil des Wimbachtals: Totholz wechselt sich ab mit sprießenden Bäumen, die aus der schroffen Oberfläche herausragen.

An der Wimbachgrieshütte gönnen wir uns ein Radler, der größte Teil unserer Tour ist jetzt geschafft.

Die letzten 8,5 Kilometer durchs Wimbachgries bringen wir raschen Schrittes hinter uns. Das Ziel, die Wimbachbrücke, ist schon zu erahnen.

Es war eine wunderbare Pressewanderung, ich freue mich schon auf die Berichte in den verschiedenen Zeitungen.
Es hat mich gefreut, Euch begleiten zu dürfen, Euer Sepp


4 Kommentare
Oliver
Hallo Sepp,
wieder mal eine schöne Tour die wir in den Jahren die wir im BGL waren immer vor hatten aber es nie geschafft haben.Sie steht aber auf unserem Zettel für das nächste Jahr 🙂 Den Lukas haben wir auch schon getroffen auf der Priesbergalm und haben da einen Enzian mit ihm getrunken.Dank eurer Bilder und Berichte ist die Wartezeit gut auszuhalten und die vorfreude groß.
Viele Grüße
Oliver
Sepp
> Das freut mich, wenn ich eure Wartezeit versüßen kann 😉
Joachim W. Pühl
Ein wunderbarer Bericht, untermalt mit sehr schönen Bildern. Vieles habe ich nachempfinden können. Ich glaube, ich habe 2 Herzen, das eine davon schlägt im BGL, auch wenn ich viele hundert Kilometer entfernt bin. Glückliche Menschen, die dieser wunderbaren Natur nahe sein können.
Joachim
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